Kandidaten, Aussichten und offene Fragen: Alle Infos zur Hessenwahl 2023

Wiesbaden - Weniger als ein Jahr vor der Landtagswahl in Hessen 2023 stehen bei CDU und Grünen die Spitzenkandidaten so gut wie fest. Dagegen treibt die SPD in Hessen die Frage um: Macht es Nancy Faeser (52) oder macht sie es nicht?

Mit dem Jahreswechsel startet Hessen in ein Wahljahr. Voraussichtlich im Herbst 2023 soll über einen neuen Landtag abgestimmt werden. Zwar gibt es noch keinen offiziellen Termin, aber erste Vorzeichen des Wahlkampfes sind spürbar.

Voraussichtlich im Herbst 2023 wird in Hessen über einen neuen Landtag abgestimmt.
Voraussichtlich im Herbst 2023 wird in Hessen über einen neuen Landtag abgestimmt.  © Sebastian Gollnow/dpa

Sei es bei den Debatten im Landtag, in denen der Ton teils anzieht, sei es beim Blick auf den politischen Terminkalender 2023, der sich mit Parteitagen zur Kür von Spitzenkandidaten füllt.

Wird Bundesinnenministerin Nancy Faeser für die SPD antreten?

Die große Frage bei der hessischen SPD lautet, ob Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) als Kandidatin für das Amt der Ministerpräsidentin zur Verfügung steht.
Die große Frage bei der hessischen SPD lautet, ob Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) als Kandidatin für das Amt der Ministerpräsidentin zur Verfügung steht.  © Michael Kappeler/dpa

Brennendste Personalie ist die Frage, wer die SPD in den Landtagswahlkampf führt. Viele Sozialdemokraten wünschen sich, dass ihre hessische Parteivorsitzende, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, diese Aufgabe übernimmt.

Die 52-Jährige hat jedoch sichtlich Freude am derzeitigen Ministerinnenamt in Berlin. Parteivertreter und die mögliche Kandidatin halten sich bei der Personalie bedeckt und verweisen gebetsmühlenartig auf eine Veranstaltung Anfang Februar.

Sollte Faeser in Berlin bleiben, dann könnte der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Rudolph (66) in Rennen gehen.
Sollte Faeser in Berlin bleiben, dann könnte der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Rudolph (66) in Rennen gehen.  © Sebastian Gollnow/dpa

Sollte Faeser nicht zurück in die hessische Heimat kommen, dann könnte womöglich der 66 Jahre alte SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Günter Rudolph, versuchen, die Sozialdemokraten nach knapp einem Vierteljahrhundert wieder in Regierungsverantwortung zu führen.

Umfrage: CDU liegt vorne, SPD und Grüne gleichauf dahinter

Bei einer Wahlumfrage im Oktober 2022 war die CDU auf 27 Prozent der Stimmen gekommen, Grüne und SPD landeten bei jeweils 22 Prozent der Wählerzustimmung. Die AfD erreichte in der Umfrage 12 Prozent, die FDP 6 Prozent und die Linke 3 Prozent. Im Landtag sitzen derzeit sechs Fraktionen, daneben gibt es mehrere fraktionslose, ehemalige AfD-Abgeordnete.

Ministerpräsident Boris Rhein will weitermachen - aber mit wem?

Boris Rhein (51) will Ministerpräsident bleiben. Die Frage nach möglichen Koalitionspartnern lässt er bislang offen.
Boris Rhein (51) will Ministerpräsident bleiben. Die Frage nach möglichen Koalitionspartnern lässt er bislang offen.  © Sebastian Gollnow/dpa

Bei der CDU ist schon lange klar, dass Ministerpräsident Boris Rhein (51) als Spitzenkandidat antritt. Bei der Frage nach möglichen Koalitionen nach der Landtagswahl 2023 hielt er sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Wiesbaden bedeckt.

Die CDU sei mit "allen demokratischen Kräften im Lande anschlussfähig". Da sei nichts ausgeschlossen. Innerhalb seiner Partei gebe es allerdings etliche Stimmen, die sich eine bürgerliche Koalition mit der FDP wünschten, sagte Rhein.

Grüne wollen mit Tarek Al-Wazir an die Spitze der Landesregierung

Auch Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (52) will im Herbst 2023 neuer hessischer Ministerpräsident werden.
Auch Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (52) will im Herbst 2023 neuer hessischer Ministerpräsident werden.  © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Beim aktuellen Bündnispartner, den Grünen, hat bereits Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (52) seine Ambitionen für die Spitzenkandidatur öffentlich gemacht - er tritt aller Voraussicht nach mit Wissenschaftsministerin Angela Dorn (40) als Co-Spitzenkandidatin an.

Während Schwarz-Grün seit dem Start der Koalition 2014 lange Jahre stets nach Außen ein harmonisches Miteinander demonstrierte, gab es vor einigen Wochen beim Thema Vorratsdatenspeicherung öffentliche Misstöne.

Gleich vier aktuelle Minister werden nicht mehr antreten

Lange vor der Wahl zeichnet sich bereits ab, dass sich das Kabinett auch unter einer möglichen dritten Auflage von Schwarz-Grün personell deutlich verändern würde.

Vier Ministerinnen und Minister haben angekündigt, nicht erneut für ein Landtagsmandat antreten zu wollen: Innenminister Peter Beuth (55, CDU) und Europaministerin Lucia Puttrich (61, CDU) sowie Umweltministerin Priska Hinz (63) und Sozialminister Kai Klose (49) von den Grünen.

Seit 2014 ist Peter Beuth (55) Hessens Innenminister. Im nächsten Landtag wird der CDU-Politiker nicht mehr vertreten sein.
Seit 2014 ist Peter Beuth (55) Hessens Innenminister. Im nächsten Landtag wird der CDU-Politiker nicht mehr vertreten sein.  © Sebastian Gollnow/dpa
Auch seine Parteikollegin und Europaministerin Lucia Puttrich (61) hört auf.
Auch seine Parteikollegin und Europaministerin Lucia Puttrich (61) hört auf.  © Arne Dedert/dpa
Bei den Grünen wollen sowohl Sozialminister Kai Klose (49) als auch Umweltministerin Priska Hinz (63) nicht mehr für ein Landtagsmandat antreten.
Bei den Grünen wollen sowohl Sozialminister Kai Klose (49) als auch Umweltministerin Priska Hinz (63) nicht mehr für ein Landtagsmandat antreten.  © Boris Rössler/Arne Dedert/dpa

Der Oppositionsführer im Landtag, Rudolph, kommentierte, den Kabinettsmitgliedern sei wohl die Lust am Regieren abhandengekommen.

FDP geht mit "klarem wirtschaftspolitischen Profil" auf Stimmenfang

Der 49-jährige Stefan Naas ist Spitzenkandidat der FDP für die Landtagswahl in Hessen.
Der 49-jährige Stefan Naas ist Spitzenkandidat der FDP für die Landtagswahl in Hessen.  © Sebastian Gollnow/dpa

Die hessischen Liberalen wollen mit einem klaren wirtschaftspolitischen Profil in den Wahlkampf ziehen. Der Prozess für das Wahlkampfprogramm sei zwar noch nicht abgeschlossen, sagte FDP-Spitzenkandidat Stefan Naas (49).

"Es gibt aber schon eine politische Agenda in meinem Kopf mit drei Stichworten: Wirtschaft, Bildung und die großen Freiheitsthemen", so Naas. Traditionell am Dreikönigstreffen Anfang Januar werde der Wahlkampf offiziell in Hessen beginnen.

AfD will am 5. Mai heiße Phase für den Landtagswahlkampf starten

Robert Lambrou (56) wird den Landtagswahlkampf der AfD führen.
Robert Lambrou (56) wird den Landtagswahlkampf der AfD führen.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Die hessische AfD will am 5. Mai nächsten Jahres die heiße Phase für den Landtagswahlkampf einläuten.

Die Parteivorsitzenden Alice Weidel (43) und Tino Chrupalla (47) werden mehrfach zu Wahlkampfauftritten nach Hessen kommen, wie AfD-Spitzenkandidat Robert Lambrou (56) ankündigte.

Linke ohne Janine Wissler im Umfragetief

Die Linke hat noch keine Spitzenkandidatur zur Landtagswahl benannt. Mit dem Wechsel der früheren Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Janine Wissler (41), in die Bundespolitik hatte die hessische Linke 2021 eine wichtige Führungsperson verloren.

2021 wechselte Janine Wissler (41) als Bundesvorsitzende der Linken nach Berlin.
2021 wechselte Janine Wissler (41) als Bundesvorsitzende der Linken nach Berlin.  © Britta Pedersen/dpa

Auf einem Landesparteitag im März will die Partei ein Wahlprogramm vorstellen, mit dem sie es aus dem Umfragetief schaffen will.

Mit dem Umfragewert aus dem zurückliegenden Oktober würde die Linksfraktion den Wiedereinzug ins Parlament verpassen.

Titelfoto: Bild-Montage: Sebastian Gollnow/dpa, Britta Pedersen/dpa, Frank Rumpenhorst/dpa.Michael Kappeler/dpa, Jens Bütter/dpa-Zentralbild/dpa

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