Chaos durch Rentenreform in Frankreich: "Wir sind hier im Plenum, nicht auf einer Demo"

Paris - Am dritten Protesttag gegen die geplante Rentenreform sollen in Frankreich am Dienstag zahlreiche Bahnen und Busse ausfallen.

Die Abgeordneten der Nationalversammlung lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch.
Die Abgeordneten der Nationalversammlung lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch.  © Christophe Ena/AP/dpa

Die wichtigsten Gewerkschaften haben gemeinsam zu Demonstrationen aufgerufen. Die französische Regierung will das Renteneintrittsalter bis 2030 von 62 auf 64 Jahre anheben.

Die Debatte in der Nationalversammlung hatte am Montag in aufgeheizter Stimmung begonnen.

Arbeitsminister Olivier Dussopt (44) hatte die Reform als notwendig für das "Überleben des Rentensystems" bezeichnet. Er zeigte sich zugleich offen für Verbesserungen.

"Moulin Rouge": Wahrzeichen in Paris eingestürzt!
Frankreich "Moulin Rouge": Wahrzeichen in Paris eingestürzt!

Die Vorsitzende der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet (52), rief die Abgeordneten wiederholt zur Ordnung.

"Wir sind hier nicht auf einer Demo, wir sind im Plenum der Nationalversammlung", rief Braun-Pivet sichtlich genervt. "Soll das noch etwa noch zwei Wochen so weitergehen?", fragte sie, und von der Opposition schallte ein vielstimmiges "Jaaaa".

Die Reform umfasst auch eine Anhebung der Mindestrente auf 1200 Euro. Zudem soll die Beschäftigung von Senioren gefördert werden.

Bei den ersten beiden Protesttagen im Januar waren jeweils mehr als eine Million Menschen auf die Straße gegangen.

Am zweiten Protesttag Ende Januar setzten die Demonstranten auch Fackelrauch ein.
Am zweiten Protesttag Ende Januar setzten die Demonstranten auch Fackelrauch ein.  © Thibault Camus/AP/dpa

Ohne Reform droht Frankreichs Rentenkasse ein riesiges Defizit

Die geplante Reform werde das Rentensystem "verbessern und ausgleichen", betonte Dussopt. Er verwies auf den jüngsten Bericht der Rentenkommission, nachdem bis zum Jahr 2030 ein Defizit in der Rentenkasse in Höhe von knapp 14 Milliarden Euro drohe.

Die Regierung sei aber "offen für Verbesserungen", fügte er hinzu.

Titelfoto: Christophe Ena/AP/dpa, Thibault Camus/AP/dpa

Mehr zum Thema Frankreich: