Nach nur 37 Tagen im Amt: Biden lässt Bomben über Syrien abwerfen

Damaskus - Nur wenigen Wochen nach seinem Amtsantritt als US-Präsident ordnete Joe Biden (78) den ersten offiziellen Militäreinsatz an.

US-Präsident Joe Biden (78) ließ Luftangriffe im Osten Syriens durchführen.
US-Präsident Joe Biden (78) ließ Luftangriffe im Osten Syriens durchführen.  © Evan Vucci/AP/dpa

Das US-Militär flog im Osten des Bürgerkriegslandes Syrien Luftangriffe, bei denen zahlreiche Anhänger pro-iranischer Milizen getötet wurden.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstag, das Ziel seien "mehrere Einrichtungen" an einem Grenzübergang gewesen. Die syrische Regierung verurteilte die Angriffe "aufs Schärfste" und sprach von einer "feigen Aggression".

Aus medizinischen Kreisen in der syrischen Grenzstadt Albu Kamal hieß es am Freitag, 19 Angehörige der Milizen seien ums Leben gekommen.

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Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete 22 getötete Kämpfer. Die meisten Opfer hätten zu der Miliz Kataib Hisbollah aus dem benachbarten Irak gehört.

Die Raketen galten demnach einem Munitionstransport nach Syrien. Kataib Hisbollah verbreitete am Freitag das Bild eines getöteten Kämpfers.

USA verteidigen kriegerische Handlung als normale Reaktion

John Kirby (57), Sprecher des Pentagons, verteidigt den Vergeltungsschlag der USA.
John Kirby (57), Sprecher des Pentagons, verteidigt den Vergeltungsschlag der USA.  © Alex Brandon/AP/dpa

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby (57), erklärte, die Militäraktion sei eine "verhältnismäßige" Antwort auf jüngste Angriffe gegen US-Soldaten und deren internationale Partner im Irak.

Bei einem Raketenangriff auf die nordirakische Stadt Erbil war in der vergangenen Woche ein ziviler Auftragnehmer der internationalen Militärkoalition getötet worden. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Der Verdacht richtete sich gegen irakische Milizen, die eng mit dem Iran verbündet sind. Die USA hatten Kataib Hisbollah auch für frühere Angriffe auf US-Einrichtungen im Irak verantwortlich gemacht.

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Die pro-iranischen Milizen fordern den Abzug der US-Truppen aus dem Irak, die die irakische Armee im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen.

Der Irak, aber auch Syrien haben sich zu Schauplätzen des Konflikts zwischen den USA und dem Iran entwickelt.

Deutschland gibt Rückendeckung - Kritik kommt von Russland

Der US-Angriff wird auch von Deutschlands Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer (48) verteidigt. (Archivbild)
Der US-Angriff wird auch von Deutschlands Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer (48) verteidigt. (Archivbild)  © Bernd von Jutrczenka/dpa

"Der Einsatz sendet eine klare Botschaft", erklärte Kirby. Präsident Biden sei bereit zu handeln, wenn es darum gehe, US-Militärangehörige und deren Verbündete zu schützen.

Gleichzeitig seien die verhältnismäßigen Angriffe bewusst so durchgeführt worden, um "die Lage im Osten Syriens und dem Irak zu deeskalieren", erklärte Kirby.

Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf US-Beamte, das Pentagon habe eine größere Gruppe an Zielen angeboten, Biden habe aber einer "weniger aggressiven Option" zugestimmt.

Aus Deutschland kam Rückendeckung. Es handele sich Angriffe auf Iran-nahe Milizen - in Reaktion auf deren Raketenattacken gegen Angehörige der Anti-IS-Koalition im Irak, die "scharf zu verurteilen" seien, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer.

Kritik an den US-Luftangriffen kam aus Russland. Der prominente Außenpolitiker Konstantin Kossatschow warnte vor einer Eskalation und vor den Folgen für die Atomvereinbarung mit dem Iran.

Der Vizechef des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Alexej Tschepa, sprach von "rechtswidrigen Handlungen" der USA.

"Ich denke, das sollte von allen Ländern verurteilt werden. Eine solche Willkür und offene Einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten sind völlig inakzeptabel."

Titelfoto: Evan Vucci/AP/dpa

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