Warum brach die Polizei im AJZ Türen auf??

Die Türen im Jugendzentrum wurden durch die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) aufgebrochen.
Die Türen im Jugendzentrum wurden durch die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) aufgebrochen.  © Tom Wunderlich

Erfurt - Den Betreibern des Alternativen Jugendzentrums (AJZ) in Erfurt sitzt der Schrecken immer noch in Knochen. Vor einer Woche, in der Nacht zu Donnerstag, stürmte die Polizei nach einer Auseinandersetzung das Gebäude und ging dabei äußerst rabiat vor (TAG24 berichtete).

Beamte in schweren Schutzuniformen stürmten in der Nacht das AJZ in der Vollbrachtstraße. Völlig unnötig und zu gewalttätig, finden die Betreiber des Jugendzentrums im Erfurter Norden. Doch was war eigentlich der Auslöser für den umstrittenen Polizeieinsatz?

Gegen 0:45 Uhr betraten laut Sozialarbeiter Mario (44) drei Männer das Café des AJZ und bestellten sich dort ein Bier. Nach Aussagen des Barpersonals waren die Männer alle stark alkoholisiert.

Währenddessen identifizieren einige der anwesenden Gäste einen der schwarz Gekleideten. Bei diesem soll es sich um eine bekanntes Mitglied der rechten Szene aus Erfurt handeln. Das Trio wurde daraufhin aufgefordert, die Lokalität zu verlassen.

Sozialarbeiter Mario (44) hielt den Beamten den Schlüsselbund regelrecht vor die Nase.
Sozialarbeiter Mario (44) hielt den Beamten den Schlüsselbund regelrecht vor die Nase.  © Tom Wunderlich

"Als die Drei sich weigerten, nutzte unser Personal das Hausrecht und versuchte die Männer aus der Bar zu bewegen", erzählt der Sozialarbeiter. Daraufhin habe einer der Männer ein Pfefferspray gezogen und auch genutzt.

Mit unglücklichem Ausgang für ihn selber, denn er ließ seinen Finger auf der Düse. "Der hat sich selbst gepfeffert", schmunzelt der 44-Jährige und wird wieder ernst. Plötzlich sei die vorerst verbale Streitigkeit in eine handfeste Auseinandersetzung eskaliert. Mindestens zwei Menschen wurden dabei verletzt.

Einer der Gäste rief währenddessen die Polizei. Um sich selber zu schützen, schloss man das Tor zum AJZ und auch die Türen im Gebäude. Kurz darauf traf die Polizei ein, die anwies das keiner das Gelände verlasse oder betrete.

Währenddessen stand der Sozialarbeiter draußen. "Plötzlich kamen die Bereitschaftspolizisten und wollten das Gelände stürmen. Ich hab ihnen dann erklärt, das ich einen Schlüssel hätte." Dieser wurde auch für das Tor genutzt.

Für die restlichen Türen im Gebäude nutzten die Bereitschaftspolizisten Brecheisen und brachen die Türen auf, trotz des angebotenen Schlüssels. "Uns ist ein Sachschaden von rund 1000 Euro entstanden." Drei Türen müssen komplett ausgetauscht werden.

Warum die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) überhaupt im Einsatz war und dann auch noch die Türen im AJZ aufbrach ist weiterhin unklar. Trotz mehrmaliger Nachfrage von TAG24 bei der Staatsanwaltschaft und der Pressestelle der Polizei Erfurt gab es darauf keine Antwort. "Die Pressearbeit dafür liegt bei der Staatsanwalt, also werden wir uns dazu nicht äußern", erklärte eine Polizeisprecherin.

Bereits 2016 gab es einen Angriff durch Rechte auf das AJZ in der Vollbrachtstraße. Auch damals war mindestens einer der drei Täter mit dabei. Einige der Anwesenden hätten ihn wieder erkannt. Die Einrichtung arbeitet mit Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Schichten und unterschiedlicher Herkunft zusammen.

Man wolle damit einen Beitrag zur offenen Gesellschaft leisten. Sozialarbeiter Mario verdeutlicht die Aussage: "Unser Haus steht jedem offen, außer Rechten. Wir sind genervt von den Angriffen, lassen uns aber nicht einschüchtern!"

Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei an. Wenig später wurde das Alternative Jugendzentrum durchkämmt.
Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei an. Wenig später wurde das Alternative Jugendzentrum durchkämmt.

Titelfoto: Tom Wunderlich