Vom Mechaniker zum Priester! Warum dieser Sachse sein Leben komplett umkrempelte

Dresden - Nach der Schule lernte er Elektro-Mechaniker, befüllte Automaten mit Brause, saß als Transportfahrer jahrelang am Steuer. Mit 40 Jahren schmiss Thomas Wiesner (46) seinen Job, studierte Theologie. Vor genau einer Woche wurde der Spätberufene aus Wilsdruff zum Priester geweiht.
Die katholische Kirche „St. Pius X“ in Wilsdruff. „Grüß Gott“, ruft Wiesner. Schon als Kind war er hier jeden Sonntag zum Gottesdienst, er wuchs in einer christlichen Familie auf. Taufe, Erstkommunion, Beten vorm Essen.
„Alles ohne Zwang“, sagt Wiesner. „Ich fand Religion spannend, wir hatten gute Priester.“ Doch selbst ein Gottesmann werden? „Das lag mir fern. Vielleicht fehlte mir als 16-Jähriger auch der Mut dazu.“
Da er gern bastelte, ein Faible für Elektrik hatte, ließ er sich nach der zehnten Klasse (Abschlussnote 2) zum Elektro-Mechaniker ausbilden, verkabelte Laborgeräte. Nach der Wende ging der Betrieb pleite. „Danach transportierte ich zentnerschwere Automaten, befüllte sie mit Kaffee und Brause. Ein Knochenjob.“

Länger arbeitete Wiesner als Transportfahrer, lieferte Medikamente an Uniklinik, Apotheken, Senioren. „Der Job war toll. Ich traf auf viele Menschen“, erinnert sich Wiesner. „Und nahm mir Zeit für Gespräche. Damals konnte man sich noch Zeit nehmen.“ Wiesner hatte ein offenes Ohr für Probleme, half den Älteren beim Kaffeekochen. „In dieser Zeit merkte ich, wie sehr es mir lag, Menschen nahe zu sein.“
Auch in seiner Gemeinde engagierte sich Wiesner, war Ministrant und Messdiener. Sein Pfarrer fragte, ob er Kommunionhelfer werden wolle - ein Vertrauensbeweis. Beim Lehrgang betete Wiesner viel, seine Entscheidung reifte: „Ich wollte mehr machen. Ich wollte Priester werden!“
Nach 15 Jahren als Fahrer kündigte er 2010 den Job, verabschiedete seine Kunden. Die Kirche unterstützte ihn mit einem Darlehen für ein mehrjähriges Spätberufenen-Seminar im Rheinland, wo Wiesner auch ohne Abitur Theologie studieren konnte. Mit 40 Jahren - oder „im Spätherbst“, wie Wiesner schmunzelnd sagt. „Klar habe ich mich gefragt, ob ich das schaffe. Aber ich hatte keine Zweifel, war mit mir im Reinen.“ Es gab Frauen, Liebe und Sex in seinem Leben, das Zölibat akzeptiert er nun längst. „Der Segen Gottes füllt mein Herz voll aus.“
Mit 46 Jahren weihte ihn der Bischof zum Priester. „Ich bin derselbe Mensch, fühle mich nicht abgehoben“, sagt Thomas Wiesner. Nächsten Monat fängt er seinen heiligen Dienst in Leipzig-Borna an: „Ich will die Menschen begleiten, sie glücklich machen. Dafür will ich mir Zeit nehmen. Gerade heute, wo alles so hektisch ist, finde ich das wichtig.“

Der Bischof muss der Eignung zustimmen
Die katholische Kirche mit dem Bistum Dresden-Meißen hat 128 Priester in 97 Pfarreien. Weitere Amtsträger werden gebraucht! Nur unverheiratete katholische Männer dürfen Priester werden. Die Kirche prüft in Gesprächen die Eignung, der Bischof muss zustimmen. Das Theologie-Studium mit anschließender praktischer Ausbildung dauert sieben Jahre. Wer kein Abitur hat, aber eine abgeschlossene Berufsausbildung, kann in Lantershofen (Rheinland) als „Spätberufener“ studieren.

