Der teuerste Böller ihres Lebens
Von Stefan Ulmen
Pirna - Wie geprügelte Hunde und sehr nachdenklich verließen am Mittwochmittag zwei junge Männer das Amtsgericht Pirna.
Kurz zuvor hatten Ringo H. (28) und Bastian P. (24) ein hartes Urteil für einen vermeintlichen Spaß bekommen, den sie jetzt als „Dummheit“ und „Blödsinn“ am liebsten vergessen würden.
In der Silvesternacht 2012/13 waren sie mit Freunden in Lohmen unterwegs, es wurde viel getrunken und heftig geballert.
Dann kamen CNC-Fräser Ringo und Bastian (Produktionsmitarbeiter) auf die Schnapsidee, in den Vorraum der Volks- und Raiffeisenbank zu gehen.
Dort zündeten sie einen illegalen Tschechen-Kracher namens „Delova Rana“ - laut Richter Andreas Beeskow „das Schärfste, was aktuell auf dem Markt ist“.
Der Vorraum wurde verwüstet - 6000 Euro Schaden. Von der Wucht der Explosion waren auch die beiden betrunkenen Täter so überrascht, dass sie sofort flüchteten.
Fräser Ringo wurde kurze Zeit später geschnappt - mit 2,6 Promille Alkohol im Blut und einem Rucksack voll weiterer illegaler Böller.
Zwar gab es am Mittwoch in Sitzungssaal 1 Reue, Einsicht und Entschuldigungen. Doch der Richter verurteilte Bastian zu neun Monaten und Ringo zu sieben Monaten Freiheitsstrafe (jeweils auf Bewährung). Damit sind beide vorbestraft.
Hinzu kommen Tausende Euro für die Wiedergutmachung des Schadens - das war der teuerste Böller ihres Lebens ...
Böller so gefährlich wie Handgranaten
Auch das Gericht war überrascht von der verheerenden Wirkung des illegalen Tschechen-Böllers „Delova Rana“.
Ein Sprengstoffexperte des Landeskriminalamtes erklärte: „Wenn man den in einer Telefonzelle zündet, ist die weg.“
Grund: Während in „normalen“ Silvesterknallern maximal 0,5 Gramm (Spreng-)Stoffgemisch aus Kaliumperchlorat und Aluminium zugelassen sind, hat der „Delova Rana“ jedoch bis zu 50 Gramm Inhalt - das wirkt wie eine Handgranate.
Fotos: Ove Landgraf, Daniel Förster