Jede zehnte Frau betroffen: Beine werden dicker, doch kaum etwas hilft

Rahden - Wenn nicht mal mehr Sport und Diäten helfen, kann einen das zur Verzweiflung bringen. Frauen, die die Diagnose "Lipödem" erhalten haben, kennen das nur zu gut.

Marion Tehler setzt sich mit ihren Verein für Frauen mit Lipödem ein.
Marion Tehler setzt sich mit ihren Verein für Frauen mit Lipödem ein.  © Sandra Spieker

Dabei handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, die mit Schmerzen einhergeht. Meistens sind Frauen davon betroffen, nur in wenigen Fällen leiden auch Männer an den Schwellungen, die vor allem an den Beinen auftreten.

"Jede zehnte Frau in Deutschland leidet an der Krankheit", erklärt Marion Tehler gegenüber der Neuen Westfälischen. Allerdings sind das nur die bekannten Fälle. Die Gründerin des Vereins "Lipödem-Hilfe Deutschland" geht davon aus, dass es tatsächlich noch viel mehr betroffene Frauen gibt.

Die schmerzhafte Krankheit ist vererbbar. Meistens bricht sie während der Pubertät aus. Zuerst entwickeln sich nur die sogenannten "Reiterhosen" und auch Orangenhaut. Nach und nach werden die Beine dicker und schwerer. Radfahren und selbst alltägliche Dinge wie Treppensteigen werden immer mehr zur Herausforderung.

Bei den meisten Frauen bricht die Krankheit während der Pubertät aus. Die Beine werden immer dicker.
Bei den meisten Frauen bricht die Krankheit während der Pubertät aus. Die Beine werden immer dicker.  © Facebook/Marion Tehler

Einfache Ärzte sagen den Patientinnen oft, dass es keine Heilung gibt. Die Lipödem-Hilfe berät die Frauen bei der Suche nach der richtigen Therapie. Sie haben spezielle Ärztelisten. Über eine Sache regt sich Marion Tehler auf Facebook besonders auf: "Wenn ich noch einmal das Wort Stoffwechselkur in meinen PNs finde..."

Therapien, die von den Krankenkassen übernommen werden, müssen Frauen ein Leben lang fortsetzen. Dazu gehören Kompressionsstrümpfe oder auch manuelle Lymphdrainagen. Operative Eingriffe wie eine Fettabsaugung werden hingegen nicht übernommen - obwohl sie helfen, wie die Vereins-Vorsitzende weiß.

Viele Betroffene sehen sich mittlerweile dazu gezwungen, vors Gericht zu ziehen. Der Haken: "Es gibt kaum positive Gerichtsurteile." Nur in seltenen Fällen ist der Richter wohlwollend und gibt den Patientinnen Recht.

Oft scheitern die Klägerinnen, weil es keine wissenschaftlichen Studien gibt. "Dabei gibt es Langzeitbeobachtungen." Doch die werden nicht anerkannt. Marion Tehler will trotzdem weiter für Betroffene kämpfen.

Titelfoto: Facebook/Marion Tehler