Rammstein in Dresden: TAG24-Sportredakteur ist noch ganz high

Dresden - Wer unweit vom Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion in den Hochhäusern wohnt, der muss Mittwoch und Donnerstag an ernstzunehmende Katastrophen gedacht haben.

Mit einer einmaligen Bühnenshow rockte Rammstein auf ihrer Tournee das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden.
Mit einer einmaligen Bühnenshow rockte Rammstein auf ihrer Tournee das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden.  © xcitepress

Von hoch oben brannte das RHS lichterloh. Aber es waren "nur" Rammstein, die mit ihren gewaltigen Pyro-Shows und einer unglaublichen Lautstärke das Stadion in seinen Grundmauern erschütterte - und die umliegenden Gebäude.

Till Lindemann, Richard Z. Kruspe, Paul Landers, Oliver Riedel, Christoph Schneider und Christian „Flake“ Lorenz. Bis auf Nesthäkchen Riedel alles Mitfünfziger, die es seit 25 Jahren krachen lassen, für Skandale und Skandälchen sorgen - und seit zwei Jahrzehnten für ausverkaufte Stadien und Konzerthallen in aller Welt. Rammstein ist die erfolgreichste deutsche Band. Ein Phänomen.

Ich war am Mittwoch im Stadion. Eine Stunde nach Ende saß ich in meinem Auto. Mein Körper vibrierte immer noch, ich musste mich am Lenkrad richtig festhalten.

Dresden: Kurz vor Eröffnung des Archivs der Avantgarden (ADA): Daniel Marzona verstorben
Dresden Kultur & Leute Kurz vor Eröffnung des Archivs der Avantgarden (ADA): Daniel Marzona verstorben

Aber ich kenne das, es war mein zehntes Rammstein-Konzert, allerdings das erste Open Air. Es hat mich geflasht.

Till Lindemann in martialischer Aufmachung, Zehntausende begeisterte Fans.
Till Lindemann in martialischer Aufmachung, Zehntausende begeisterte Fans.  © Eric Münch

So wie irgendwann im Jahr 1995, im Frühjahr, glaube ich. Ein Studienkumpel schleppte mich nach Ebersbrunn, einem Dorf bei Zwickau. Dort gab es den legendären Gasthof "Zum Löwen". "Du musst da mal mit hin, das ist 'ne Band, die spielt mit dem Feuer", sagte er.

Mit dem Feuer gespielt haben sie seither immer, provoziert, polarisiert. Also ging ich mit, bisschen zögerlich. Deutsche Musik war nicht so meins. Das mainstreammäßige Gedudel aus dem Radio ging mir so richtig auf die..., na, Ihr wissen schon. Vom ersten Akkord an war ich infiziert von diesem Tanzmetal.

Ich war also jetzt Fan. Die Songs der ersten Platte "Herzeleid" aus dem Jahr 1995 sind heute Kult. "Heirate mich", "Seemann", "Du riechst so gut" und "Rammstein" standen in Dresden auf der Speisekarte.

Durch die krachende Musik, die Pyro, das rollende R von Lindemann beim Gesang und ihr Video zu "Stripped" in Dritter-Reich-Optik sorgte die Band anfangs fürs blankes Entsetzen. Die müssen rechts sein, hieß es lange.

Rammstein spielt mit dem Klischee, doch rechts sind sie nicht. Wer "Links 2,3,4", "Deutschland" oder "Radio" mal genau anhört, der wird es raffen. Am Mittwoch waren Fans zwischen 14 und 75 Jahren aus nah und fern dabei, die fern jeglichen rechten Gedankenguts einfach nur feierten.

Als ich Donnerstagmorgen nach wenig Schlaf erwachte, hatte mein Elfjähriger YouTube laufen. Er schaute sich "Mein Herz brennt" aus Dresden an, sang und trommelte mit. Infiziert. Ein Phänomen eben.

Aus dem Häuschen: Die Fans in Dresden.
Aus dem Häuschen: Die Fans in Dresden.  © Eric Münch

Titelfoto: xcitepress

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: