Rausschmisss droht! Camper-Aufstand gegen die Räumung

Radeburg - Letzte Gnadenfrist oder endgültige Räumung? Über Ostern bangen die Camper am idyllischen Brettmühlenteich (bei Radeburg) um die Existenz ihrer Parzellen.
Strom und Wasser sind abgestellt. Zum 30. April sollen die 160 Pächter das Areal verlassen. Doch die Camper wollen sich nicht aus ihrem Paradies vertreiben lassen.
Es war jahrzehntelang ihre grüne Lunge nach dem Arbeitsalltag, das kleine Glück im Rentnerdasein. Jetzt haben 180 Dauercamper die Kündigung ihrer Pachtverträge erhalten.
Das endgültige Aus schwebte schon lange über der Anlage (50.000 qm). Die immer wieder geplante Abwicklung hat bislang drei Bürgermeister und zwei Gemeinden beschäftigt.
Zuletzt war eine Projektwerkstatt GmbH als Betreiber gescheitert.
Nach der Eingemeindung gehört das Naherholungszentrum inzwischen zur Gemeinde Thiendorf.

Und deren Bürgermeister Dirk Mocker will endlich klare Verhältnisse schaffen und sich von dem Objekt trennen, das er sonst „für mindestens 200.000 Euro sanieren müsste“:
„Es gab Streit mit den Campern. Parzellen wurden illegal erweitert, Stromkästen aufgebrochen.“
Anfang Februar stimmten die Thiendorfer Stadträte mehrheitlich einer Räumung zu. Begründung: fehlende Brand-Sirenen, zu enge Brandschutzschneisen.
„Wer soll die Verantwortung übernehmen, wenn etwas passiert?“, fragt Dirk Mocker. Camperin Katrin Baumgart (49) ist über die Kündigung „verärgert, weil sich die Gemeinde jetzt aus der Verantwortung stiehlt.
Alle, die mit gültigen Genehmigungen gebaut und sich regelgerecht verhalten haben, werden jetzt ebenfalls abgestraft“.

Der Platz habe zudem jährlich fünfstellige Verluste eingefahren. Mocker:
„Die Gemeinde müsste diese künftig durch die Streichung von Zuschüssen an Vereine, Senioren oder schlimmstenfalls über die Erhöhung der Grundsteuer finanzieren. Den Thiendorfern, die den Campingplatz gar nicht nutzen, ist nicht vermittelbar, dass sie den Urlaub anderer subventionieren sollen.“
Camperin Annelies Habich (73) glaubt stattdessen, „dass man den Campingplatz sehr wohl kostendeckend betreiben kann.“
Der Camperverein hat dafür ein Konzept erarbeitet. „Wir haben der Gemeinde ein Kaufangebot in Höhe von 115.000 Euro eingereicht, aber noch keine Rückmeldung erhalten“, sagt der amtierende Vereinsvorsitzende Roland Helfert (76). Außer seinem soll es derzeit weitere fünf Konzepte geben.
Zu Wendezeiten standen 255 Wohnwagen auf dem Platz, zuletzt waren es noch 160. Einige haben inzwischen entnervt resigniert. „Über die Osterfeiertage bauen viele ab, doch schätzungsweise mehr als 80 wollen bleiben“, sagte Helfert gestern.
Die eisern Verbleibenden warten nun auf ein Osterwunder: Am 30. April soll der Platz geschlossen werden. Oder doch nicht?


