Darum hat dieser Apfel rotes Fruchfleisch

Die bislang namenlose Apfelsorte mit rotem Fruchtfleisch.
Die bislang namenlose Apfelsorte mit rotem Fruchtfleisch.  © DPA

Ravensburg - Von außen sieht der Apfel ziemlich normal aus. Die Schale hat eine gewöhnliche, rote Farbe. Der Apfel wirkt knackig und sehr saftig. Doch als Ulrich Mayr hineinbeißt, kommt die Überraschung: Die Frucht ist innen tiefrot.

Wie heißt denn dieser besondere Apfel? "Das steht noch nicht fest", sagt der Agraringenieur. Und wo gibt es ihn zu kaufen? "Noch gar nicht." Denn Mayr und seine Kollegen vom Kompetenzzentrum Obstbau (KOB) am Bodensee testen neue Apfelsorten auf Herz und Nieren.

Es geht dabei vor allem um die Frage, ob die Sorten für den Anbau am Bodensee geeignet sind, erklärt Mayr. Die Äpfel würden etwa auf Form und Farbe untersucht und darauf, wie krankheitsanfällig die Bäume sind, welchen Wuchs sie haben oder wie viel Ertrag sie bringen können. Zuvor hatte auch die "Stuttgarter Zeitung" berichtet.

In Laboren testen die Mitarbeiter des Forschungsinstitutes das Obst, bevor es in den Handel kommt. Sie nehmen Proben von der Schale, messen die Festigkeit des Fruchtfleisches oder beobachten die Entwicklung von Pilzen in der Pflanze. Derzeit werden rund 200 neue Sorten geprüft, sagt Mayr. Am Ende gibt das KOB eine Empfehlung für oder gegen den Anbau ab - und hilft damit den Landwirten vor Ort, sich zu orientieren.

"Wir brauchen ein Produkt, das umweltfreundlich erwirtschaftet werden kann, das robust ist, den Verbraucheransprüchen genügt - und von dem der Bauer leben kann", sagt der Experte. Denn die Bodenseeregion ist neben dem Alten Land in Hamburg und Niedersachsen eines der wichtigsten Anbaugebiete für Äpfel in Deutschland. Im vergangenen Jahr ernteten die Landwirte hier rund 350.000 Tonnen.

Diese halbierten Äpfel wurden im KOB mit einer Jod-Kalium-Lösung bestrichen. So wird der Reifegrad festgestellt.
Diese halbierten Äpfel wurden im KOB mit einer Jod-Kalium-Lösung bestrichen. So wird der Reifegrad festgestellt.  © DPA

Dennoch müssen die Bauern wettbewerbsfähig bleiben - und das bedeutet eben auch, sich auf Verbraucherwünsche einzulassen.

"Der Kunde will makellose, geschmacklich gute und hochwertige Äpfel", sagt Mayr. Und er will eben öfter auch mal was Neues: Waren vor ein paar Jahren grüne, knackige Sorten wie der Granny Smith gefragt, geht der Trend momentan eher zu süßen, roten Äpfeln.

Diese Lust auf Neues versuchen Züchtungsprogramme weltweit zu befriedigen: Jedes Jahr drängten rund 40 Neuheiten auf den Markt, sagt Mayr: "Das Sortenkarussell dreht sich schnell." Dennoch können bis zu 15 Jahre vergehen, bis eine neue Sorte entwickelt, umfangreich geprüft, zum Anbau freigegeben wird und schließlich in die Supermarktregale gelangt.

Dabei könne es auch mal passieren, dass sich in der Zwischenzeit der Geschmack der Kunden wieder ändere, sagt etwa der Landwirt Andreas Willhalm. "Eine Zeit lang wollten alle Kunden die Sorte Gloster haben. Da haben wir alle Gloster gepflanzt - und als sie fertig war, wollte sie keiner mehr."