Nach Brand in Pflegeheim mit drei Toten: Polizei ermittelt wegen Mordverdacht

Reutlingen - Dramatische Szenen in einer Pflegeeinrichtung in Reutlingen: Ein Brand bricht aus. Drei Menschen sterben. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, werde nun wegen Mordverdachts ermittelt.

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften war vor Ort.
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften war vor Ort.  © --/tv7news.de/dpa

Binnen sechs Minuten war die Feuerwehr an der Einsatzstelle - aber drei Menschen konnte sie nicht mehr retten. Sie starben am Dienstagabend in einer Pflegeeinrichtung für psychisch Kranke in Reutlingen (Baden-Württemberg).

Nach Polizeiangaben vom frühen Mittwochmorgen handelt es sich bei den drei Toten um eine 53-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren.

Bisherigen Erkenntnissen zufolge seien sie durch Rauchgasvergiftungen ums Leben gekommen, berichtete der leitende Notarzt Jörg-Uwe Renz.

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"Es ist ein schwarzer Abend für Reutlingen", sagte Oberbürgermeister Thomas Keck (60, SPD) bei einer Pressekonferenz am Unglücksort.

Der Geschäftsführer der Einrichtung, Gerhard Längle, ergänzte: "Es ist schlichtweg eine Katastrophe.

Schwer verletzte Frau steht im Tatverdacht

In der sozialpsychiatrischen Pflegeeinrichtung leben psychisch kranke Menschen mit gleichzeitigem Pflegebedarf.
In der sozialpsychiatrischen Pflegeeinrichtung leben psychisch kranke Menschen mit gleichzeitigem Pflegebedarf.  © Kohls/SDMG/dpa

Seit Mittwoch ermittle die Tübinger Staatsanwaltschaft wegen Mordverdachts. Im Fokus steht laut Mitteilung der Polizei eine 57 Jahre alte Bewohnerin, die bei dem Brand schwer verletzt wurde. Gegen sie werde wegen Verdachts des dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs ermittelt, teilten die Behörden mit.

Auch über ein mögliches Tatmotiv der Frau, die eine psychische Erkrankung habe, sei noch nichts bekannt. Die 57-Jährige, die bei dem Feuer selbst schwer verletzt wurde, sei derzeit noch nicht ansprechbar und werde in einer Spezialklinik behandelt.

Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befanden sich der Polizei zufolge 37 Bewohner und fünf Pflegekräfte in dem Gebäude. Der vom Brand betroffene Teil des Gebäudes sei nicht mehr bewohnbar.

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Die elf Leichtverletzten wurden nach Untersuchung und Behandlung in eine psychiatrische Klinik gebracht und dort betreut.

Einsatz im Pflegeheim: "Enorme psychiche Belastung" für alle Beteiligten

Das Feuer brach nach Angaben des Einsatzleiters der Feuerwehr in einem Wohnbereich im 1. Obergeschoss aus - und war auf ein Patientenzimmer begrenzt.
Das Feuer brach nach Angaben des Einsatzleiters der Feuerwehr in einem Wohnbereich im 1. Obergeschoss aus - und war auf ein Patientenzimmer begrenzt.  © --/tv7news.de/dpa

"Beim Erreichen der Gebäudetür saß bereits eine Person mit rußgeschwärztem Gesicht draußen und wurde vom Personal betreut", berichtete der Einsatzleiter der Feuerwehr, Martin Reicherter, über den Einsatzbeginn. "Es wurde gesagt: 'Im 1. Obergeschoss brennt's, es sind noch fünf Kinder drin!'"

Reicherter schilderte weiter: "Wir haben dann nach und nach mehr Trupps reingeschickt. Das Feuer war aber eigentlich so gut wie aus." In dem Raum, in dem es gebrannt hat, sei der Kalk, der Putz von den Decken abgeplatzt bis herunter auf den Fußboden. Dies deute darauf hin, dass eine enorme Hitze herrschte.

Der gesamte Wohnbereich mit mehreren Zimmern sei stark verrußt. Während des Einsatzes habe sich an einem Fenster jemand bemerkbar gemacht. "Die Person befand sich aber in einem sicheren Bereich und wurde dort betreut", so Reicherter.

Der Rettungsdienst kümmerte sich um elf Patienten, die "keine Verletzungen aufwiesen", sagte der Leitende Notarzt. Sicherheitshalber seien sie aber in die zentrale Notaufnahme gebracht worden, wo sie nochmals untersucht werden sollen - "damit keine Rauchgasvergiftung übersehen wird", wie der Mediziner sagte.

"Es war eine enorme psychische Belastung auch für die Trupps, die da drin waren. Wir haben unsere psychologische Nachsorge alarmiert", sagte Martin Reicherter.

Die Schadenshöhe dürfte laut ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen.

Erstmeldung: 17. Januar, 21.46 Uhr; Aktualisiert: 18. Januar, 15.21 Uhr

Titelfoto: --/tv7news.de/dpa

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