Parks in Baden-Württemberg: Darum kostet ein Märchengarten künftig Eintritt

Ludwigsburg - Das Blühende Barock mit Märchengarten in Ludwigsburg ist der wohl bekannteste Schlosspark in Baden-württemberg. Das 20 Hektar große Gelände des "BlüBa" ist zugleich die größte Grünfläche in der Innenstadt. In Zukunft ist der Besuch aber nicht mehr gratis.

Besucher der Gartenschau "Blühendes Barock" gehen zwischen Hecken spazieren.
Besucher der Gartenschau "Blühendes Barock" gehen zwischen Hecken spazieren.  © Marijan Murat/dpa

Anderswo können Stadtbewohner kostenfrei in ihren Park: So ist etwa der mit großem Aufwand gestaltete Stuttgarter Killesberg-Park mit seinen 50 Hektar frei zugänglich.

In der Barockstadt dagegen zahlen die Bürgerinnen und Bürger zehn Euro für eine Tages- und 35 Euro für eine Dauerkarte. Eine Familie mit zwei Kindern kostet es 100 Euro im Jahr, wenn sie regelmäßig in der historischen Gartenanlage spazieren gehen möchte.

Das "BlüBa" ist eine einzigartige gemeinnützige Gesellschaft, die vom Land und von der Stadt zu gleichen Teilen getragen wird. Der Park dient nicht nur zur Naherholung, sondern ist auch auf Umsatz angelegt: Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag der Umsatzerlös bei 5,4 Millionen Euro. Das ist seit 2015 eine Steigerung von mehr als einer Million Euro.

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Die Zahlen stammen vom Finanzministerium als Kostenverwalter des Landes. Umsatzbringer sind mehr und mehr Sonderveranstaltungen wie die Kürbisausstellung, die Sandkunst, das Straßenmusikfestival oder die Leuchtenden Traumpfade, die Tausende Besucher zusätzlich anziehen.

Wegen der Kommerzialisierung war das "BlüBa" von den coronabedingten Schließungen besonders stark betroffen: 2020 mussten Stadt und Land wegen fehlender Einnahmen bei den Kartenverkäufen jeweils 300.000 Euro zuschießen. 2021 wird es nach Angaben der Stadtverwaltung ein ähnlich hoher Betrag werden.

Für nächstes Jahr hat Ludwigsburg einen weiteren Fehlbetrag von 400.000 Euro eingeplant. Den gleichen Betrag hält das Land in Reserve.

Schlosspark von Corona betroffen

In vielen deutschen Städten sind auch aufwendig gestaltete Parks kostenlos. In Ludwigsburg müssen Besucher nun Eintritt bezahlen.
In vielen deutschen Städten sind auch aufwendig gestaltete Parks kostenlos. In Ludwigsburg müssen Besucher nun Eintritt bezahlen.  © Christoph Schmidt/dpa

Das Finanzministerium ist auch Kostenträger der anderen acht historischen Parkanlagen, die im Besitz des Landes und bis auf zwei Ausnahmen kostenfrei zugänglich sind. Gärtnerisch werden kleinere Brötchen gebacken: 2019 betrugen die Ausgaben aus dem Landeshaushalt laut Finanzministerium etwa 2,5 Millionen Euro inklusive Investitionen - für alle acht Anlagen.

Die Gärten in Schwetzingen (Rhein-Neckar-Kreis) und Weikersheim (Main-Tauber-Kreis) kosten Eintritt, der die Schlossbesichtigung einschließt. In Ludwigsburg kostet das 8,50 Euro extra (Familienticket 21,30 Euro).

Grundsätzlich müssen die Kommunen für die Kosten der Pflege ihrer Parkanlagen ohne Unterstützung des Landes aufkommen. Volker Schirner leitet das Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart. Er sagt mit Stolz: "Im Schnitt erreicht jeder Einwohner fußläufig in 250 Meter eine Grünanlage."

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Dazu zählen neben dem Killesberg der Kurpark in Cannstatt, das Grüne U und die Karlshöhe. Da die Innenstadt von Luftverschmutzung und im Sommer von Hitze belastet ist, seien die Baum- und Pflanzenpflege ein hohes Gut, sagt Schirner.

Auch Heilbronn investiert in Grünflächen

Die Stadt Heilbronn hat nach Informationen aus dem Rathaus 2019 mit der Bundesgartenschau 17,4 Hektar Grünflächen dauerhaft hinzugewonnen - einschließlich der Wasserflächen des Karlssees und Floßhafens, sechs Spiel- und Sportanlagen sowie 1,5 Kilometer Uferlandschaften am Neckar.

Für die weitere Pflege hat die Stadt sieben neue Stellen geschaffen. Darüber hinaus hat die Stadt Investitionen für die Beschaffung notwendiger Fahrzeuge, Maschinen und Geräte in Höhe von 115.000 Euro sowie jährliche zusätzliche Betriebsmittel in Höhe von 155.000 Euro bewilligt.

Auf die Frage, ob der Gemeinderat jemals Eintrittsgelder für die Zeit nach der Bundesgartenschau in Betracht gezogen habe, antwortet die Rathaussprecherin: "Nein, niemals."

Titelfoto: Marijan Murat/dpa

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