Millionengrab "zu verschenken": Was wird aus der Goebbels-Villa in Brandenburg?

Berlin/Wandlitz (Barnim) - Um die Goebbels-Villa in Brandenburg ist eine hitzige Diskussion entbrannt: Berlin will das verfallene Anwesen endlich loswerden und sucht händeringend nach einem Abnehmer.

Berlins Finanzsenator Stefan Evers (44, CDU) will kein Geld mehr für das Millionengrab in Brandenburg verpulvern.
Berlins Finanzsenator Stefan Evers (44, CDU) will kein Geld mehr für das Millionengrab in Brandenburg verpulvern.  © Britta Pedersen/dpa

Berlins Finanzsenator Stefan Evers (44, CDU) befürwortet die wieder angelaufene Suche nach einer wirtschaftlichen Lösung.

Er dringt darauf, dass das Gelände mit der ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in Wandlitz unweit von Berlin nicht länger ein Millionengrab bleiben darf.

"Wer hätte das gedacht: Die Zukunft des Areals am Bogensee hat in der öffentlichen Debatte endlich den Stellenwert, den sie verdient", teilte der Finanzsenator auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Er zog zuvor auch Kritik auf sich, weil er angekündigt hatte, notfalls wolle das Land das Grundstück verschenken.

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"Noch mehr verlorene Jahre kann die Stadt sich buchstäblich nicht leisten. Ich kann niemandem erklären, Millionen in den Erhalt und die Sicherung einer Fläche zu stecken, von der die Berlinerinnen und Berliner keinerlei Nutzen haben. Weder der Bund noch das Land oder die Kommune können sich darüber wundern", sagte Evers zur Begründung.

Landkreis Barnim und Gemeinde Wandlitz wollen Abriss verhindern

Das Gelände am Bogensee, auf dem unter anderem die ehemalige Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels steht, wird bereits seit dem Jahr 2000 nicht mehr genutzt.
Das Gelände am Bogensee, auf dem unter anderem die ehemalige Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels steht, wird bereits seit dem Jahr 2000 nicht mehr genutzt.  © Patrick Pleul/dpa

"Wenn die Aufregung jetzt aber dazu führt, dass andere Beteiligte sich endlich bewegen und hoffentlich auch die nötigen Mittel aufbringen, um dem Gelände eine sinnvolle Perspektive zu geben, dann freue ich mich darüber außerordentlich."

Er sei weiterhin jederzeit bereit, die Grundstücke für diesen Zweck dem Bund, dem Land oder der Kommune zu übertragen, so Evers.

"Wenn auch die aktuellen Bemühungen ins Leere laufen, wird Berlin aber keine andere Wahl bleiben, als einen Schlussstrich zu ziehen und das Gelände zu renaturieren."

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Der Landkreis Barnim und die Gemeinde wollen einen Abriss verhindern und neue Nutzungsmöglichkeiten ausloten.

In den vergangenen Jahrzehnten hatte sich Berlin nach Aussage des Senators ohne greifbares Ergebnis um eine wirtschaftliche Nutzung des Areals bemüht.

Bürgermeister von Wandlitz befürchtet, dass rechte Kreise das Gelände erwerben könnten

Barnims Landrat Daniel Kurth (50, SPD, l.) und der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert (53, Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) wollen neue Nutzungsmöglichkeiten für das Areal am Bogensee ausloten.
Barnims Landrat Daniel Kurth (50, SPD, l.) und der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert (53, Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) wollen neue Nutzungsmöglichkeiten für das Areal am Bogensee ausloten.  © Patrick Pleul/dpa

Das rund 17 Hektar große Gelände, auf dem sich Goebbels ein Landhaus bauen ließ, ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt.

Der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert (53, Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) sagte zur Äußerung von Evers, das Grundstück notfalls zu verschenken: "Ich habe für solche Aussagen kein Verständnis."

Sie würden der historischen Bedeutung nicht gerecht und seien schädlich für die Liegenschaft. Borchert äußerte auch die Befürchtung, dass rechte Kreise versuchen könnten, an das Gelände zu kommen.

In der ehemaligen Villa von Goebbels sollte nach Ansicht des Verbandes europäischer Juden (EJA) ein Zentrum zur Bekämpfung von Hasspropaganda entstehen. Dies schrieb die Organisation in einem Brief an Berlins Finanzsenator.

Landkreis und Gemeinde brachten unter anderem einen "Ort der Demokratie" in Gespräch.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa, Britta Pedersen/dpa (Bildmontage)

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