Jetzt schon an Weihnachten denken: Backsaison im Erzgebirge gestartet

Annaberg-Buchholz - Vorletzte Nacht hatten die Maschinen bei den Annaberger Backwaren gut zu tun: Sie kneteten 1,5 Tonnen Stollenteig für den Auftakt zur neuen Stollensaison 2023.

Der erste Stollen des Jahres 2023: Azubi Sophie Ulrich (17) zeigt das Produkt der Annaberger Backwaren.
Der erste Stollen des Jahres 2023: Azubi Sophie Ulrich (17) zeigt das Produkt der Annaberger Backwaren.  © Uwe Meinhold

Die ersten 1500 Butterstollen sind fertig, müssen aber lagern, "wie ein guter Wein", so Geschäftsführer Martin Hübner (37).

Die ersten Arbeitsschritte für den neuen Stollen liegen noch zwei weitere Tage zurück. Produktionsleiterin Wiebke Augustin (58) hatte die Sultaninen selbst vorgekostet und ausgewählt.

Nun mussten sie 48 Stunden in Weinbrand und Rum Aroma sammeln. Danach beginnt die Produktion. Jede Nacht fertigen maximal 20 Mitarbeiter bis zu 3000 Stollen, ab November auch mit Mohn.

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"Unser Ziel sind 200.000 Stollen", sagt Martin Hübner. "Nebenbei widmet sich das 1957 gegründete Unternehmen auch noch dem Alltag mit Brot, Brötchen, Hutzenkuchen und Schokolade."

Die Produktion beginnt mit dem Kneten des Stollenteigs.
Die Produktion beginnt mit dem Kneten des Stollenteigs.  © Uwe Meinhold
Erst mit Butter und Puderzucker wird ein Stollen zum Annaberger Butterstollen.
Erst mit Butter und Puderzucker wird ein Stollen zum Annaberger Butterstollen.  © Uwe Meinhold

Stollen-Preise werden steigen

Geschäftsführer Martin Hübner (37) hofft auf 200.000 produzierte Stollen bis Weihnachten.
Geschäftsführer Martin Hübner (37) hofft auf 200.000 produzierte Stollen bis Weihnachten.  © Uwe Meinhold

Ab September gehen die Stollen aus Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) in den Handel. Die Haltbarkeit errechnet Martin Hübner übrigens ganz einfach: "Beim Butterstollen machen Sie bis Ostern nichts falsch. Den Mohnstollen sollten Sie bis Neujahr gegessen haben."

Eine Besonderheit sind 500 Stollen aus dem Gößner-Stollen. Den Unterschied zum Dresdner Stollen kann Martin Hübner ganz genau sagen: "Mit der Butter ist unser Stollen nicht so trocken." Die Preise stehen nicht fest, dürften aber um gut 50 Cent steigen.

Das liegt auch an den Preisen für Zutaten. Das ist drin im Butterstollen: Weizenmehl, Puderzucker, Orangeat, Mandeln, Hefe, Milch, Zucker, Ei, Salz, Rosinen. Backtemperatur: 200 Grad. Angst vor Plagiaten hat Martin Hübner nicht: "Am wichtigsten sind die Produktion und ihr Ablauf."

Bäckermeisterin Bianca Augustin nimmt die ersten Stollen aus dem Ofen.
Bäckermeisterin Bianca Augustin nimmt die ersten Stollen aus dem Ofen.  © Uwe Meinhold

Annaberger schmeckt auch in der Antarktis

Die Neumayer-Station im ewigen Eis der Antarktis erhielt auch schon mal einen Stollen aus Annaberg-Buchholz.
Die Neumayer-Station im ewigen Eis der Antarktis erhielt auch schon mal einen Stollen aus Annaberg-Buchholz.  © DLR/dpa

Die Butterstollen der Annaberger Backwaren gehen um die ganze Welt. Bis Weihnachten genießen Menschen auf allen Kontinenten die Leckerei aus dem Erzgebirge.

"Auf allen Kontinenten" ist wörtlich gemeint: "Wir belieferten schon die Neumayer-Station auf der Antarktis", erinnert sich Produktionsleiterin Wiebke Augustin. Weitere exotische Lieferorte waren Mumbai in Indien, Pjöngjang in Nordkorea oder Ushuaia in Feuerland, Südamerika.

Fast 100 Stollen landen jährlich in Japan, ein paar mehr in Kanada, Australien und den USA. Verkaufsleiter Martin Seidler (30) kann das erklären: "Es handelt sich oft um deutsche Auswanderer. Aber auch Reisegruppen aus aller Welt kommen manchmal zu uns, probieren den Stollen und bestellen dann zu Hause."

In den USA seien Stollen als Weihnachtsgeschenke beliebt. Rund 90 Prozent der bis zu 200.000 Butterstollen aus Annaberg-Buchholz werden aber in Sachsen gekauft.

Dresdner sind später dran

Für die Bürger von Elbflorenz gibt es nur ihn: "Original Dresdner Christstollen". Echt allein mit Siegel. Jedes Jahr wird ein Stollenmädchen gekürt. Es gilt strenger Markenschutz. Margarine, künstliche Aromen und "direkt zugegebene Zusatzstoffe" sind unzulässig, so der Verband.

Auch der "Dresdner" hat Fans weltweit, sagt die Chefin des Schutzverbandes, Karoline Marschallek: "Japan, die USA mit Alaska und Hawaii, Neuseeland, Australien, Brasilien sind nur einige Exportziele. In Europa führen die Österreicher, Schweizer und unsere Nachbarn in Tschechien die Liste an."

Doch wie lange ist eigentlich Saison? "Rund 60 Tage. Sie startet traditionell am 1. November und endet am 31. Dezember."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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