Kindesmissbrauch: Werden Ermittler in Bayern nicht ausreichend wertgeschätzt?

München - Der Freistaat rühmt sich gerne, seine Beamten bestmöglich zu bezahlen. Für einige besonders belastende Tätigkeiten der Polizei gilt das aber nicht. Folgt Bayern deshalb zeitnah dem Weg von Nordrhein-Westfalen?

Die Polizei in Bayern steht im Fokus: Ermittlerinnen und Ermittler sollen für besonders belastende Tätigkeiten zusätzlich entlohnt werden.
Die Polizei in Bayern steht im Fokus: Ermittlerinnen und Ermittler sollen für besonders belastende Tätigkeiten zusätzlich entlohnt werden.  © Peter Kneffel/dpa

Polizisten aus dem Freistaat, die gegen sexuellen Kindesmissbrauch ermitteln, sollen bald nach dem Willen der Grünen im bayerischen Landtag eine monatliche Zulage in Höhe von 300 Euro erhalten.

Das untermauerte auch Florian Siekmann (29).

"Wer täglich mit Aufnahmen konfrontiert ist, die weit über die Grenzen des Erträglichen hinausgehen, verdient eine spürbare Anerkennung. Sexueller Missbrauch an Kindern ist eine abscheuliche Straftat, das Material solcher Taten auszuwerten eine kaum zumutbare Belastung", sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion.

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Es könne laut dem 29-Jährigen nicht sein, dass Bayern seine Ermittlerinnen und Ermittler schlechter stelle als andere Bundesländer.

Bereits seit Januar des Jahres 2021 bekommen beispielsweise die Ermittlerinnen und Ermittler in Nordrhein-Westfalen eine Zulage von 300 Euro pro Monat. Im Düsseldorfer Landtag stimmten damals alle Fraktionen für die Einführung.

Florian Siekmann: "Söder-Regierung darf ihre Fürsorgepflicht nicht vernachlässigen"

Florian Siekmann (29), innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag, hat eine ganz klare Meinung.
Florian Siekmann (29), innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag, hat eine ganz klare Meinung.  © Angelika Warmuth/dpa

Aus Sicht der Grünen sollten die bayerischen Ermittler dieselbe Anerkennung erhalten, weil sie eine genauso schwierige und wertvolle Arbeit leisteten. Der Antrag wird an diesem Mittwoch erstmals im Innenausschuss des Landtags beraten.

Siekmann kritisierte zudem, dass die betroffenen Polizisten in Bayern weniger Hilfsangebote erhielten als in anderen Bundesländern.

"Die Söder-Regierung darf ihre Fürsorgepflicht nicht vernachlässigen", führte Siekmann weiter aus. "In Bayern fehlt noch immer ein passgenaues Konzept für psychosoziale Unterstützung, um Ermittlerinnen und Ermittler durch Supervision und Fortbildungen bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen."

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In Bayern seien psychologische Unterstützung oder gesundheitliche Präventionsangebote schwerer zu bekommen als in NRW.

Ermittlungen im Bereich Kindesmissbrauch können Ermittlerinnen und Ermittler der Polizei schwer belasten. (Symbolbild)
Ermittlungen im Bereich Kindesmissbrauch können Ermittlerinnen und Ermittler der Polizei schwer belasten. (Symbolbild)  © Jan Woitas/dpa

Verfolgung von Kindesmissbrauch: Arbeitsbelastung für die Polizei nimmt deutlich zu

Laut Kriminalstatistik nimmt die Arbeitsbelastung für die Polizei zur Verfolgung von Kindesmissbrauch deutlich zu. Waren es etwa 2019 noch 1735 Fälle, in denen es um den Erwerb und Besitz von kinderpornografischen Inhalten ging, kletterte die Zahl bis 2023 auf 6392. Die Grünen warnten entsprechend davor, dass die Polizei dringend benötigte Fachkräfte zu verlieren drohe.

Wie viele Polizisten in Bayern mit Kindesmissbrauchsermittlungen beschäftigt sind und die Zulage erhalten würden, konnte zunächst nicht genannt werden. Das Innenministerium müsste diese für eine Kostenschätzung erst ermitteln.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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