Von wegen modern und offen: Straftaten gegen queere Menschen in Bayern nehmen stark zu

München - Queere Menschen werden in Bayern nach wie vor überdurchschnittlich häufig Opfer von Straftaten. Während sich die generelle Hasskriminalität im Freistaat zwischen 2010 und 2021 vervierfacht hat, registrierte die Polizei bei Straftaten gegen queere Menschen in Bayern im selben Zeitraum fast eine Versiebenfachung.

Zwischen 2010 und 2021 hat sich die Zahl der Straftaten gegen queere Menschen in Bayern versiebenfacht. (Symbolbild)
Zwischen 2010 und 2021 hat sich die Zahl der Straftaten gegen queere Menschen in Bayern versiebenfacht. (Symbolbild)  © Georg Wendt/dpa

Dies geht aus einer 168-seitigen Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. Am Dienstag wird sich auch der bayerische Landtag mit dem Thema befassen.

Die Antwort der Staatsregierung zur sogenannten Interpellation (Großen Anfrage) mit dem Titel "Queer in Bayern - damals, heute und in Zukunft" belegt aber auch abseits der reinen Kriminalstatistik, dass es in den Belangen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen sowie anderen queeren Menschen - kurz LGBTIQ* - hierzulande noch immer sehr großen Handlungsbedarf gibt - etwa hinsichtlich von geförderten Beratungsangeboten auch abseits der Ballungszentren.

"Wir brauchen in jedem Regierungsbezirk mindestens eine leistungsstarke Beratungsstelle, die an der queeren Community angedockt ist. Dafür braucht es mindestens zwei Millionen Euro Förderung", sagte Florian Siekmann (28), queerpolitischer Sprecher der Landtagsgrünen, der Deutschen Presse-Agentur.

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Siekmann weiter: "Die Queerpolitik der Söder-Regierung ist ein einziges Trauerspiel. Mit ein paar Euro Förderung werden die Probleme nur verdeckt, nicht gelöst." Die Situation sei dramatisch.

Siekmann: Wie groß müssen Probleme werden, "bis diese Staatsregierung endlich handelt"?

"Es gibt nach wie vor viel zu wenige Angebote für LSBTIQ*-Personen mit gesundheitlichen Problemen. Echte, wirksame Aufklärungsarbeit an den Schulen hat das Kultusministerium nicht einmal richtig auf dem Schirm. Ich frage mich wirklich, wie massiv die Probleme in Bayern noch werden müssen, bis diese Staatsregierung endlich handelt."

Aus Sicht der Grünen brauche es bereits bei der Polizei eine Sensibilisierung in der Aus- und Fortbildung, damit queerfeindliche Straftaten besser erfasst werden könnten.

Denn trotz der bereits in der Statistik ablesbaren massiven Zunahme könnte die Lage noch deutlich schlimmer sein: Unabhängige Anti-Gewalt-Anlaufstellen würden für Bayern noch mehr Delikte verzeichnen.

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

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