Hochwasserlage in Niedersachsen bleibt ernst: Katastrophen-Touristen bereiten Probleme

Hannover - Überflutete Straßen, Bahnstrecken oder Keller - und kein Ende in Sicht. Weite Teile Niedersachsens kämpfen weiter mit dem anhaltenden Hochwasser.

Die Staumauer und das dahinterliegende Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden im Landkreis Northeim.
Die Staumauer und das dahinterliegende Hochwasserrückhaltebecken Salzderhelden im Landkreis Northeim.  © Michael Matthey/dpa

Mancherorts entspannt sich die Lage aber leicht. Der Fokus schwenke etwa vom Harz Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg am Freitag in Hannover.

An vielen Orten zeigten die Pegel die höchste Meldestufe an.

Die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich, für ganz Niedersachsen könne noch keine Entwarnung gegeben werden, so Rohrberg.

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Innenministerin Daniela Behrens (55, SPD) sagte, die Schwerpunkte des Hochwassers hätten sich in den vergangenen Tagen mit den Wassermassen vom Südosten in den Nordwesten des Landes verschoben.

"Wir haben jetzt große Herausforderungen im Bereich der Unterweser und vor allem der kleinen Zuflüsse, wo viel Wasser an die Deiche drückt", sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (48, Grüne) am Freitag bei einem Besuch des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden.

Katastrophentouristen bereiten Probleme

Lilienthal: Ein Traktor fährt auf einer überfluteten Wohnstraße an der Wörpe.
Lilienthal: Ein Traktor fährt auf einer überfluteten Wohnstraße an der Wörpe.  © Focke Strangmann/dpa

Die Stadt Celle appellierte an Menschen, Sperrungen ernst zu nehmen und nur nach Celle zu reisen, wenn es unbedingt notwendig sei.

"Durch wachsenden 'Hochwassertourismus' und Verkehr werden Rettungskräfte vielerorts am Durchkommen gehindert." Um den Einsatzkräften Mehrarbeit zu ersparen, empfahl die Stadt zudem, an Silvester auf Feuerwerk und Böller zu verzichten.

In der Gemeinde Lilienthal im Landkreis Osterholz bei Bremen wurde ein Böllerverbot erlassen. Auch Umweltminister Meyer empfahl einen Verzicht von Silvesterböllern in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten. Der Landkreis Osterholz befürchtet darüber hinaus, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.

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Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten. In der Stadt Oldenburg gilt ein Betretungsverbot für Deiche, das mit bis zu 5000 Euro geahndet wird.

Zwei Altenheime evakuiert

Die Zufahrt zum Serengeti-Park ist mit Wasser überflutet. Die ersten Tiere im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen sind wegen des Hochwassers evakuiert worden.
Die Zufahrt zum Serengeti-Park ist mit Wasser überflutet. Die ersten Tiere im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen sind wegen des Hochwassers evakuiert worden.  © Philipp Schulze/dpa

In Müden (Aller) bei Gifhorn wurde ein Altenheim evakuiert, weil Wasser in das Haus eingedrungen war. Am Freitag wurden 13 Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Heim geholt, wie das Deutsche Roten Kreuz (DRK) mitteilte.

Schon am Donnerstag hatten ehrenamtliche Helfer des DRK sowie von der Freiwilligen Feuerwehr rund 20 Menschen in anderen Seniorenheimen untergebracht.

Ein direkt an der Ems liegendes Altenheim in Meppen wurde zudem vorsorglich evakuiert. 52 Bewohnerinnen und Bewohner seien am Donnerstagabend mit Unterstützung des DRK aus dem Haus gebracht worden, sagte eine Stadtsprecherin.

Durch aufgeweichte Deiche bestehe an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Überschwemmungsgefahr.

Auch Tiere sind weiter aufgrund des Hochwassers bedroht. Mit einem Notfallplan bereitet sich der Serengeti-Park Hodenhagen auf weitere Evakuierungen von Tieren vor. Sorgen bereite vor allem das von Wasser umschlossene Haus der Antilopen und Giraffen, sagte eine Sprecherin des Tierparks.

"Diese Tiere müssten für eine Evakuierung narkotisiert werden, das ist ein großes Risiko."

Lage könnte sich wieder verschärfen - Regen gemeldet

Die Weser führt im Landkreis Nienburg/Weser Hochwasser.
Die Weser führt im Landkreis Nienburg/Weser Hochwasser.  © Moritz Frankenberg/dpa

Flussabwärts der Weser werden die Pegelstände nach Einschätzung des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz noch weiter ansteigen.

Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden. Angesichts erwarteter Regenfälle rechnet Innenministerin Behrens mit einer verschärften Hochwasserlage in manchen Regionen in den kommenden Tagen, wie sie in einem Deutschlandfunk-Interview sagte.

Bis Samstagmorgen könnten in Niedersachsen vereinzelt 20 bis 30 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes sagte. Das betreffe vor allem die Südhälfte des Bundeslandes.

In der Nordhälfte wird es den Angaben zufolge mit fünf bis zehn Litern pro Quadratmeter bis Samstagmorgen etwas trockener bleiben. Insgesamt sei die Regenmenge geringer als zu Beginn der Hochwasserlage, sagte der Meteorologe.

Von Samstag- bis Sonntagmorgen soll der Regen etwas nachlassen.

Titelfoto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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