Tausende Leute kommen, um diesen Stein zu sehen

Hüven - Es klingt absurd, doch ein Stein zieht gerade Tausende Menschen in ein kleines Dorf im Emsland. 

Geologen untersuchen einen Findling in Hüven.
Geologen untersuchen einen Findling in Hüven.  © Sina Schuldt/dpa

Seit vielen Wochen hat der Hüven bei Meppen eine Sensation zu bieten: Auf einem Acker liegt ein gewaltiger Stein. Eine Landwirtsfamilie hatte den Findling im Sommer freilegen lassen. 

Seitdem ist der Ort Anziehungspunkt für Tausende Schaulustige geworden - selbst am vergangenen Sonntag waren noch 400 Menschen dort. 

Bald soll der Stein wegtransportiert werden. Die Gemeinde habe schon eine Stelle im Ortszentrum gefunden, sagte Alfons Kohne, stellvertretender Bürgermeister von Hüven.

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"Es ist ein schöner Standort am neuen Baugebiet, am Schützenplatz, mitten im Ort", sagte der CDU-Politiker. Eigentlich hätte der Stein schon längst abtransportiert werden sollen, aber die Corona-Pandemie hat sich als Bremser entpuppt. 

Denn vor einem Transport sollen sich erst Fachleute des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) aus Hannover den gewaltigen Findling anschauen. 

Ist es der größte Findling Niedersachsens?

Der Findling liegt tief in einem Feld.
Der Findling liegt tief in einem Feld.  © Sina Schuldt/dpa

Der Stein müsse vermessen und auch das Gewicht bestimmt werden, sagte Kohne. Ein ursprünglich im Oktober angesetzter Termin war wegen der Corona-Krise vertagt worden. Am Donnerstag ist ein neuer Termin des LBEG geplant. 

Möglicherweise handelt es sich bei dem Stein um den größten bislang gefundenen Findling in Niedersachsen, sagte ein Sprecher des LBEG. Laut Schätzungen könnte der Stein 70 Tonnen schwer sein. 

"Es kann aber auch mehr sein, deshalb soll das LBEG ihn ja untersuchen", sagte Kohne. Der Transportunternehmer jedenfalls wolle zunächst das Gutachten des Landesamtes abwarten.

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Gut 35.000 Euro kostet der Transport und das Aufstellen, inklusive der Neugestaltung der Ortsmitte. 

Ein Drittel trage der Landkreis, ein weiteres Drittel die Samtgemeinde Sögel, und das letzte Drittel werde von der Gemeinde Hüven und der Sparkassenstiftung getragen, sagte Vize-Bürgermeister Kohne.

Abtransport muss bald erfolgen

Nun müsse der Stein aber schnell wegtransportiert werden. "Irgendwann ist es Winter, und du kriegst ihn nicht mehr aus dem Feld." Solange der Stein noch im Acker liegt, kann auch der Landwirt das Feld nicht nutzen.

Die Hüvener wollten noch im Winter mit der Neugestaltung der Ortsmitte anfangen. "Im Frühjahr, zu Ostern, soll das fertig sein."

Update, 16.45 Uhr: Geologen berichten von Untersuchung

Die Gemeinde will den Findling bald im Dorf aufstellen.
Die Gemeinde will den Findling bald im Dorf aufstellen.  © Sina Schuldt/dpa

Am Donnerstag schauten sich nun Geologen des LBEG den Stein aus der Nähe an. Er sei etwa 5,80 Meter lang, 2,90 Meter hoch und 4,50 Meter breit, berichtete danach ein Sprecher des Landesamtes. Das Alter schätzen die Experten auf eine Milliarde Jahre. 

Vor etwa 150.000 bis 200.000 Jahren wurde er demnach in einem Gletscher aus Skandinavien zu seinem heutigen Fundort transportiert, während der sogenannten Saale-Kaltzeit. Wo genau der Stein aus Skandinavien herstammt, muss nun anhand von Gesteinsproben bestimmt werden. Das LBEG verfüge über Vergleichsproben, sagte der Sprecher.

Genaue Angaben zum Gewicht konnten die LBEG-Experten allerdings nicht machen. Aus den Daten ergebe sich eine Schätzung zwischen 100 und 140 Tonnen Gewicht. "Genau wird man es erst wissen, wenn er am Kran hängt", sagte der Sprecher. 

Damit gehört der Stein definitiv zu den zehn größten Findlingen, die bislang in Niedersachsen gefunden wurden. Aber er könnte auch zu den fünf größten Findlingen gehören. Der Größte liegt in Stöckse (Kreis Nienburg) und ist 330 Tonnen schwer. Der Zweitgrößte befindet sich in Dietrichsfeld im Landkreis Aurich und wiegt 110 Tonnen.

Mit mehr als zwei Metern Durchmesser sei der Findling auch ein Naturdenkmal, sagte der LBEG-Sprecher. Das heißt, er darf nicht verändert werden, eine Inschrift ist auch tabu. Der Landkreis stelle ihn nun unter Schutz. Erlaubt ist aber, den Stein von der Stelle zu bewegen und ihn woanders aufzustellen, so, wie die Hüvener das auch vorhaben.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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