Minister Laumann bestätigt: Trotz hoher Belastung kein landesweiter Kinderarztmangel

Düsseldorf - Rein statistisch betrachtet gibt es keinen Grund zur Aufregung: Die offiziellen Bedarfspläne weisen keinen landesweiten Kinderärztemangel für NRW aus. Eltern kranker Kinder haben in den vergangenen Wochen allerdings andere Erfahrungen gemacht.

Viele Eltern haben in den letzten Wochen Probleme gehabt, ihre Kinder von Ärztinnen und Ärzten versorgen zu lassen. (Symbolbild)
Viele Eltern haben in den letzten Wochen Probleme gehabt, ihre Kinder von Ärztinnen und Ärzten versorgen zu lassen. (Symbolbild)  © Fabian Sommer/dpa

Trotz zahlreicher Klagen über Engpässe in der Kindermedizin in den vergangenen Wochen sieht das Düsseldorfer Gesundheitsministerium keinen landesweiten Mangel.

"Vereinzelt kann es jedoch zu regionalen und/oder lokalen Versorgungsengpässen kommen", räumte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (65, CDU) in einer schriftlichen Antwort auf eine SPD-Anfrage ein.

Nach jüngsten Zahlen seien in ganz Nordrhein-Westfalen im November 1311 Kinderärztinnen und -ärzte in der ambulanten Versorgung tätig gewesen. Insgesamt seien 20,5 offene Vertragsarztsitze für eine Niederlassung ausgewiesen - fast zwei Drittel in Westfalen-Lippe.

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Gemessen an den offiziellen Bedarfsplänen zeigen die Tabellen für die meisten Orte sogar einen Versorgungsgrad von über 100 Prozent. Spitzenreiter wäre demnach Remscheid mit einem Versorgungsgrad von 148,2 Prozent, gefolgt von Solingen (147,4), Aachen (143,2), Münster (141,9) und Bochum (140). Den schlechtesten Versorgungsgrad weisen demnach Höxter (85,1), Olpe (89,0), Lippe (97,9) und Minden-Lübbecke (98,5) auf.

Trotz der statistischen Balance bei den Kinderarztzahlen räumt der Minister aber ein, dass "nicht nur die (kinder-)ärztliche Versorgung in allen Sektoren derzeit überaus belastet" sei.

Versorgung mit Medikamenten eingeschränkt

Änderungen in der Krankenhausplanung sollen langfristig Entlastung schaffen. (Symbolbild)
Änderungen in der Krankenhausplanung sollen langfristig Entlastung schaffen. (Symbolbild)  © Sebastian Gollnow/dpa

"Insbesondere die Versorgung von Kindern mit Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Fiebersäften ist teilweise nur eingeschränkt möglich." Das zuständige Bundesgesundheitsministerium habe Abhilfe angekündigt. Laumanns Fazit: "Bis diese Maßnahmen wirken, wird noch einige Zeit vergehen."

Die SPD-Landtagsabgeordneten Lisa Kapteinat (33) und Thorsten Klute (48) beklagen in ihrer Anfrage an die Landesregierung Aufnahmestopp in einigen Kinderarztpraxen, lange Wartezeiten und infolge dessen überlastete Kindernotfallpraxen in den Kliniken.

Laumann verweist in seiner Antwort auf kurz-, mittel- und langfristige Gegenmaßnahmen, die bereits umgesetzt oder in Planung seien: von der noch bis Ende Januar möglichen kinderärztlichen Video-Sprechstunde im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein über Honorarzuschüsse für verlängerte Öffnungszeiten bis hin zur 2018 eingeführten Landarztquote, die Mediziner in unterversorgte Regionen locken soll.

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Langfristig werde die neue Krankenhausplanung für eine zielgenauere Steuerung sorgen. Kurzfristig bestehe für überbeanspruchte Kinderkliniken die Möglichkeit, Personal aus dem Urlaub und dem Ruhestand zurückzurufen, um Personalengpässe zu überbrücken.

Nach der überdurchschnittlich hohen Zahl von Atemwegserkrankungen vor einigen Wochen sind die Infektionszahlen laut Robert Koch-Institut inzwischen aber rückläufig.

Titelfoto: Montage: Fabian Sommer/dpa, Sebastian Gollnow/dpa

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