Bauhaus wird zur Baustelle: Die Glaser haben viel zu tun!

Dessau - Das Gebäude aus Stahl, Beton und Glas gilt als Ikone der Moderne: das Bauhaus Dessau. Es ist fast 100 Jahre alt. Momentan sind Handwerker im Haus. Es gibt viel zu tun.

Bereits von Außen werden die Arbeiten sichtbar: Das Bauhaus Dessau ist derzeit Baustelle.
Bereits von Außen werden die Arbeiten sichtbar: Das Bauhaus Dessau ist derzeit Baustelle.  © Hendrik Schmidt/dpa

Das Bauhaus Dessau ist derzeit eine Baustelle!

Ein Teil der historischen Fenster und Böden wird restauriert. Gerüste, Planen zum Schutz der historischen Bausubstanz sowie Bretter anstelle von Fenstern prägen das Bild.

Fachleute sind unter anderem an der zweigeschossigen "Brücke" zu Gange. Ob im Stillen mit filigraner Handarbeit oder mit Spezialgeräten, deren Lautstärke an Zahnarztbohrer erinnern.

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Die "Brücke" verbindet zwei Komplexe des Gebäudes. Walter Gropius (1883-1969), Gründer der Architektur-, Kunst- und Designschmiede, hatte hier sein Büro.

Bis heute ist das Bauhaus Dessau eine Ikone der Moderne. Es zählt zum Unesco-Welterbe.

500.000 Euro für die neuen Fenster

Glasermeisterin Sabine Elß passt im Bauhaus Gebäude restaurierte Fensterscheiben in Rahmen aus Metall ein. Bis Frühjahr 2023 sollen die Arbeiten noch andauern.
Glasermeisterin Sabine Elß passt im Bauhaus Gebäude restaurierte Fensterscheiben in Rahmen aus Metall ein. Bis Frühjahr 2023 sollen die Arbeiten noch andauern.  © Hendrik Schmidt/dpa

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, später teils umgebaut, 1976 rekonstruiert und nach 1990 anhand von Originalplänen restauriert und später auch einzelne Gebäudeteile energetisch saniert.

Aktuell sind heutige Meister ihres Fachs am Werk. "Es geht uns dabei um den laufenden Erhalt der wertvollen Bausubstanz", sagte Dorothea Roos, Expertin für Denkmalpflege in der Stiftung Bauhaus Dessau. Das markante Gebäude wurde 1925/26 aus Stahl, Beton und Glas gebaut. "Es müssen allein knapp 60 Fenster sorgsam ausgebaut, aufgearbeitet und wieder in die Rahmen eingepasst werden", erklärte sie.

Diese seien aber nur ein Teil. Denn das Gebäude habe insgesamt eine Glasfläche von rund 2580 Quadratmetern. Voraussichtlich bis Frühjahr 2023 würden die jetzigen Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten dauern. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf 500.000 Euro, wie eine Sprecherin der Stiftung Bauhaus sagte.

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Hinzu kämen 1650 Quadratmeter Fußboden aus Steinholzestrich, die für 330 000 Euro originalgetreu aufgearbeitet werden müssen infolge der Nutzung des Gebäudes, das von Menschen aus der ganzen Welt besucht wird. Das Bauhausgebäude verfügt über insgesamt 1800 Quadratmeter Steinholzestrichböden.

Experten analysieren Glasfassade

Dorothea Roos, Expertin für Denkmalpflege, in einem Raum im historischen Bauhaus Gebäude in Dessau.
Dorothea Roos, Expertin für Denkmalpflege, in einem Raum im historischen Bauhaus Gebäude in Dessau.  © Hendrik Schmidt/dpa

Viel Forschungsarbeit liegt noch vor der Stiftung Bauhaus Dessau. Dabei geht es um das wohl bekannteste Element des Gebäudes: die markante vorgehängte Glasfassade.

Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört, später rekonstruiert. Doch Wind und Wetter setzen auch diesem Bauteil zu. Wie die Sprecherin der Stiftung betonte, geht es zunächst um eine langfristige Analyse des Zustandes, mit Hilfe einer Vielzahl an Experten weltweit. Die Glaser müssten also noch warten.

Das Bauhaus Dessau beherbergt mit rund 50.000 katalogisierten Exponaten die weltweit zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus nach Berlin. Umfassend präsentiert wird sie im neu gebauten Bauhaus Museum Dessau.

Der Architekt Gropius hatte das Bauhaus 1919 als Schule für Gestaltung in Weimar gegründet. Es zog später nach Dessau um, wo es seine Blütezeit als Architektur-, Kunst- und Designschule mit Werkstätten und Entwürfen erlebte.

Nach einem erneuten Umzug aus politischen Gründen von Dessau nach Berlin wurde das Bauhaus von den Nationalsozialisten 1933 endgültig geschlossen. Die Stiftung in Dessau bewahrt und erforscht das Erbe der legendären Schule und hat ihren Sitz im Bauhausgebäude.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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