Aus Respekt vor Nazi-Mordopfern: OB lässt Gemälde mit NS-Größen abhängen

Pirna - Zoff in Pirnas Kultur-Szene: Zum "Tag der Kunst" stellen lokale Künstler ihre Werke auf der Schmiedestraße aus, zeigen sie dort für ein halbes Jahr. Doch das Bild "Durch die Ampel, mit der Ampel, für die Ampel – zwischen kaiserlicher Macht und ein Kesselbuntes voll Sachzwangspolitik" des Maler Christopher Hailey Simpson (58) hing nur für eine halbe Stunde.

Ist das Kunst oder muss das weg? Kaum aufgehangen, wurde das umstrittene Gemälde gleich wieder entfernt.
Ist das Kunst oder muss das weg? Kaum aufgehangen, wurde das umstrittene Gemälde gleich wieder entfernt.  © Daniel Förster

Grund: Der Bürgermeister wollte die öffentliche Darstellung führender Nazi-Größen nicht dulden.

Die Verschwörungserzählung des "Great Reset", Freimaurer-Symbolik auf dem Konterfei der Außenministerin, die Regenbogen-Fahne als Spritze - Simpsons Bild dürfte wohl einigen Pirnaern übel aufgestoßen sein.

Für Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (69) gab es aber einen anderen Grund, das Werk zu entfernen: "Wir haben in einer gemeinsamen Beratung mit dem Kunstverein und Anwohnern entschieden, das Bild nicht öffentlich auszustellen", so das Stadtoberhaupt.

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"Hintergrund ist die Darstellung von Hitler, Goebbels und Göring. Dass die Hauptkriegstreiber und Verantwortlichen des Holocausts unterhalb des Sonnensteins im öffentlichen Raum ausgestellt werden, geht nicht."

Das Anstoß erregende Bild hängt jetzt im Hof eines Gasthauses.
Das Anstoß erregende Bild hängt jetzt im Hof eines Gasthauses.  © Daniel Förster
Kein Platz für Nazi-Größen: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (69) griff durch.
Kein Platz für Nazi-Größen: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (69) griff durch.  © Steffen Füssel

Maler fühlt sich missverstanden

Der Schöpfer Christopher Haley Simpson (58) fühlt sich missverstanden.
Der Schöpfer Christopher Haley Simpson (58) fühlt sich missverstanden.  © Daniel Förster

In Pirna-Sonnenstein hatten die Nazis eine "Tötungsanstalt" betrieben und dort 13.700 Menschen vergast.

Zur Diskussion über das Bild will der OB nun zu einer Versammlung ins Rathaus einladen, das Werk selbst steht jetzt im Hof eines Gasthauses.

Am ehemaligen Platz tauchten Zettel auf, die sich für das Bild aussprachen, aber ebenso Stellungnahmen gegen das Werk.

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Simpson, der bereits auf Dresdner "Querdenken"-Kundgebungen auftrat, fühlt sich missverstanden: "Mein Bild ist ein Anti-Nazi-, Anti-Totalitarismus-Bild", sagt er TAG24. Die Einladung zu einer Diskussion darüber begrüßt er.

Titelfoto: Montage: Daniel Förster

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