Aus Respekt vor Nazi-Mordopfern: OB lässt Gemälde mit NS-Größen abhängen
Pirna - Zoff in Pirnas Kultur-Szene: Zum "Tag der Kunst" stellen lokale Künstler ihre Werke auf der Schmiedestraße aus, zeigen sie dort für ein halbes Jahr. Doch das Bild "Durch die Ampel, mit der Ampel, für die Ampel – zwischen kaiserlicher Macht und ein Kesselbuntes voll Sachzwangspolitik" des Maler Christopher Hailey Simpson (58) hing nur für eine halbe Stunde.
Grund: Der Bürgermeister wollte die öffentliche Darstellung führender Nazi-Größen nicht dulden.
Die Verschwörungserzählung des "Great Reset", Freimaurer-Symbolik auf dem Konterfei der Außenministerin, die Regenbogen-Fahne als Spritze - Simpsons Bild dürfte wohl einigen Pirnaern übel aufgestoßen sein.
Für Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (69) gab es aber einen anderen Grund, das Werk zu entfernen: "Wir haben in einer gemeinsamen Beratung mit dem Kunstverein und Anwohnern entschieden, das Bild nicht öffentlich auszustellen", so das Stadtoberhaupt.
"Hintergrund ist die Darstellung von Hitler, Goebbels und Göring. Dass die Hauptkriegstreiber und Verantwortlichen des Holocausts unterhalb des Sonnensteins im öffentlichen Raum ausgestellt werden, geht nicht."
Maler fühlt sich missverstanden
In Pirna-Sonnenstein hatten die Nazis eine "Tötungsanstalt" betrieben und dort 13.700 Menschen vergast.
Zur Diskussion über das Bild will der OB nun zu einer Versammlung ins Rathaus einladen, das Werk selbst steht jetzt im Hof eines Gasthauses.
Am ehemaligen Platz tauchten Zettel auf, die sich für das Bild aussprachen, aber ebenso Stellungnahmen gegen das Werk.
Simpson, der bereits auf Dresdner "Querdenken"-Kundgebungen auftrat, fühlt sich missverstanden: "Mein Bild ist ein Anti-Nazi-, Anti-Totalitarismus-Bild", sagt er TAG24. Die Einladung zu einer Diskussion darüber begrüßt er.
Titelfoto: Montage: Daniel Förster