Fast wie früher: Ein Dorf lässt den alten Webstuhl wieder klappern und feiert Kirmes

Kamenz - Der Heimatverein Niedersteina lässt ein altes Handwerk aufleben! So wollen die Mitglieder am heutigen Sonntag in der Heimatstube einen historischen Webstuhl wieder klappern lassen - so wie früher, als fast in jedem zweiten Häuschen einer stand.

Vereinsmitglieder wie Hans Frömmel (83) kümmern sich liebevoll um den Erhalt des Weberei-Erbes.
Vereinsmitglieder wie Hans Frömmel (83) kümmern sich liebevoll um den Erhalt des Weberei-Erbes.  © Holm Helis

Schon im 19. Jahrhundert gab es in der Region rund um Pulsnitz, Großröhrsdorf und Steina Weberei-Fabriken, in denen Bänder und Tücher produziert wurden.

"Auch die Heimweberei war sehr verbreitet. Die Frauen haben in der guten Stube gewebt, Zuarbeiten für die Fabriken gemacht, für die Familie etwas dazuverdient", sagt Vereins-Chef Stefan Paprotzki (70).

"Ich erinnere mich noch an die Weihnachtszeit. Da konnte man durch Steina spazieren und hat fast überall das Klappern der Webstühle aus den Häusern gehört."

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Doch nach der Wende hatte die Weberei ein Ende. Im Westen wurde billiger und moderner produziert. Nach und nach schlossen die Fabriken.

Viele Frauen arbeiteten den Fabriken vom heimischen Webstuhl aus zu.
Viele Frauen arbeiteten den Fabriken vom heimischen Webstuhl aus zu.  © Holm Helis
Nur etwas für scharfe Augen: Die Abmessung der Bänder ist Millimeterarbeit.
Nur etwas für scharfe Augen: Die Abmessung der Bänder ist Millimeterarbeit.  © Holm Helis

Kirmes am heutigen Sonntag läuft von 13 bis 18 Uhr: Mit dabei natürlich der vier Meter breite Webstuhl, der zum Einsatz kommt

Für die Vorführung hält der Heimatverein Niedersteina genug Spindeln vor.
Für die Vorführung hält der Heimatverein Niedersteina genug Spindeln vor.  © Holm Helis

Um die alte Tradition zu bewahren, rettete der Verein zur Jahrtausendwende den wohl letzten Webstuhl aus der einstigen Weberei-Hochburg Steina.

"Er sollte einem Partyraum weichen und verschrottet werden", erinnert sich Paprotzki. "Wir konnten ihn zerlegen und später in unserem Vereinshaus wieder aufbauen."

Und so bewahrten die Steinaer das vertraute Klappern - für sich und andere! Denn für besondere Anlässe, Besuche von Schülern oder Interessierten werfen sie den vier Meter breiten mechanischen Webstuhl (Baujahr 1972 in Ohorn) wieder an, weben sogar noch richtige Bänder damit.

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So wie auch am Sonntag zur Kirmes von 13 bis 18 Uhr im Vereinshaus in Steina (Hauptstraße 64). Dort wird auch Brot im Holzofen gebacken, Kraut für Sauerkrauttopf gehobelt und alte Obstsorten gezeigt.

Titelfoto: Holm Helis

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