Die Rettung oder nur heiße Luft? Vertriebsfirmen liebäugeln mit Freiberger Solarmodul-Werk

Freiberg - Rettungsversuch oder PR-Manöver? Nach der Ankündigung des Solarherstellers Meyer Burger, das Modulwerk in Freiberg zu schließen, haben zwei deutsche Start-ups ihr Interesse an der Modulproduktion bekundet.

Philipp Schröder, Chef des Hamburger Start-ups 1Komma5°, bekundete medial sein Interesse an der Modulproduktion am Freiberger Standort von Meyer Burger.
Philipp Schröder, Chef des Hamburger Start-ups 1Komma5°, bekundete medial sein Interesse an der Modulproduktion am Freiberger Standort von Meyer Burger.  © Bildmontage: PR/Christoph Neumann, Sebastian Willnow/dpa

Gegenüber dem Magazin "Spiegel" hatte der Chef des Hamburger Energie-Start-ups 1Komma5° eine Übernahme-Offerte angekündigt.

Auf TAG24-Anfrage wiederholte Phillip Schröder am heutigen Dienstag: "Sollte Meyer Burger die Fertigung in Sachsen komplett aufgeben, stehen wir bereit, zumindest die Modulfertigung zu retten und so viele Arbeitsplätze am Standort zu sichern wie möglich. Wir haben großes Interesse und sind bereits im Austausch mit dem Verwaltungsrat von Meyer Burger."

Auch das Berliner Solar-Vertriebsunternehmen Enpal scheint plötzlich ebenfalls Interesse an der Modulproduktion zu haben. Nach dem Abgang bestehender deutscher Produzenten leite man Schritte für eine eigene Solarproduktion ein, verkündete Geschäftsführer Mario Kohle.

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Aktuell werde die Produktion an bestehenden Standorten in Deutschland und Europa geprüft.

Noch kein offizielles Angebot

Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt (r.) im Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne), von dem er eine höhere Förderung von in Deutschland gebauten Solaranlagen fordert.
Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt (r.) im Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne), von dem er eine höhere Förderung von in Deutschland gebauten Solaranlagen fordert.  © Sören Stache/dpa

Beim schweizerischen Solarproduzenten Meyer Burger, der angekündigt hatte, die Produktion in seinem Freiberger Werk im März einzustellen, sorgten die in den Sozialen Medien tausendfach verbreiteten Offerten der Newcomer für Kopfschütteln. "Weder dem Verwaltungsrat noch dem Management von Meyer Burger liegt irgendeine Art von Angebot vor, weder von 1Komma5° noch von anderen Unternehmen", erklärte Unternehmenssprecherin Anne Schneider.

Man habe von den Plänen selbst erst aus den Medien erfahren. Erst in dieser Woche hätte es eine "unverbindliche Kontaktaufnahme, die inhaltlich allerdings nicht über die bereits von 1Komma5° veröffentlichten Social-Media-Beiträge hinausgeht" gegeben.

"Sollten wir ernst gemeinte und substanzielle Angebote erhalten, prüfen wir diese im Sinne all unserer Stakeholder – insbesondere natürlich im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen und unserer Investoren2, versicherte Schneider.

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Vorerst bleibe es bei den Plänen, das Werk mit seinen 500 Mitarbeitern zu schließen.

Solarmodule aus Fernost

Mario Kohle, Gründer und Chef der Berliner Firma Enpal, vertreibt Solarmodule aus Fernost. Jetzt "prüft" er eine "Produktion an bestehenden Standorten in Deutschland".
Mario Kohle, Gründer und Chef der Berliner Firma Enpal, vertreibt Solarmodule aus Fernost. Jetzt "prüft" er eine "Produktion an bestehenden Standorten in Deutschland".  © Johannes Arlt

Das Brisante an den Offerten ist, dass sie von Firmen kommen, die Millionen-Umsätze bislang mit Solarmodulen aus Fernost machen.

Meyer Burger kritisiert die Dumpingpreise der staatlich subventionierten China-Konkurrenz vehement und fordert von der deutschen Regierung einen Resilienz-Bonus zur höheren Förderung von hierzulande gebauten Solarmodulen.

Die Plattformen 1Komma5° und Enpal wiederum bekämpfen derlei Bonus-Pläne und sprechen von Wettbewerbsverzerrung.

Titelfoto: Bildmontage: PR/Christoph Neumann, Sebastian Willnow/dpa//Johannes Arlt

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