Hohe Strom- und Gaspreise, wenig Personal: Machen Sachsens Geschäfte bald schon um 19 Uhr dicht?

Dresden - Licht aus - Läden dicht: Die Betriebsrätekonferenz der Gewerkschaft ver.di Sachsen fordert angesichts der Energiekrise eine Reduzierung der Ladenöffnungszeiten. So ließe sich nicht nur bei Strom und Heizung sparen, sondern parallel auch das Problem "Personalmangel" lösen.

Der Einzelhandel soll nicht nur bei der Schaufensterbeleuchtung sparen, wie vom Bund gefordert. Die Gewerkschaft ver.di Sachsen will jetzt auch kürzere Ladenöffnungszeiten.
Der Einzelhandel soll nicht nur bei der Schaufensterbeleuchtung sparen, wie vom Bund gefordert. Die Gewerkschaft ver.di Sachsen will jetzt auch kürzere Ladenöffnungszeiten.  © imago/Jürgen Heinrich

Offene Kühltruhen, grell beleuchtete Märkte und Ladenöffnungszeiten von 7 bis 22 Uhr sind regelrechte Energiefresser. Muss das sein?

"Ich finde, dass auch Wirtschaft und Handel einen starken Beitrag zur Energieeinsparung leisten sollten", sagt Marina Lorenz (61), Betriebsrätin beim Discounter Netto mit Sitz am Zentrallager Guteborn (Kreis Altenburger Land) und zuständig für die Mitarbeiter in den Märkten in Sachsen und Thüringen sowie in Teilen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Die Heizungen runterzudrehen oder die eine oder andere Lampe auszuschalten, reiche nicht.

Öffnungszeiten bald nur noch 7 bis 19 Uhr?

Klare Forderung: Öffnungszeiten bis 21 Uhr sind in Zeiten der Energiekrise absolut unmoralisch.
Klare Forderung: Öffnungszeiten bis 21 Uhr sind in Zeiten der Energiekrise absolut unmoralisch.  © imago/Fotostand/van der Velden

Letzteres könnte zudem die Arbeitssicherheit beeinträchtigen, sagen Thomas Schneider und Andrea Busch (beide 57) von der Gewerkschaft ver.di.

Sie unterstützen die Initiative von Betriebsräten namhafter Einzelhandelsunternehmen wie Kaufland, Aldi, IKEA oder H&M aus den Regionen Chemnitz-Zwickau und Leipzig-Nordsachsen.

Klare Forderung: Einschränkung der Öffnungszeiten auf 7 bis 19 Uhr! Ein offener Brief ging bereits an die Fraktionen von Grünen, SPD und Linken im sächsischen Landtag.

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"Wir brauchen den politischen Druck, weil sonst Rewe sagt: 'Früher schließen können wir nicht, weil Edeka auch länger aufhat' und so weiter", so Thomas Schneider.

Grüne unterstützen Energiesparmaßnahmen im Einzelhandel

Netto-Betriebsrätin Marina Lorenz (61).
Netto-Betriebsrätin Marina Lorenz (61).  © privat

Die Handelsunternehmen selbst halten sich bedeckt. Von Kaufland, Primark, Douglas, H&M und vom Handelsverband Sachsen (HVS) gab es zunächst keine Antworten.

Anders die Politik: "Wir unterstützen die Energiesparmaßnahmen, die der Einzelhandel bereits beiträgt", heißt es von den Grünen. Und: Dem Trend zu immer längeren Ladenöffnungszeiten muss grundsätzlich begegnet werden.

Die SPD-Fraktion will die ver.di-Forderung nur unterstützen, wenn die Koalitionspartner Grüne und CDU mit an diesem Strang ziehen. Weiter gehen die Linken.

Ein Antrag im Landtag sei bereits in Vorbereitung, hieß es auf TAG24-Anfrage.

Titelfoto: imago/Jürgen Heinrich

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