Ärztemangel-Atlas Sachsen: Wo Du besser nicht krank werden solltest

Dresden - Fast ganz Sachsen ist von einer Unterversorgung bei Hausärzten bedroht - trotz einer ganzen Reihe von Förderangeboten. Bei den Fachärzten sieht es nicht viel besser aus.

Karl-Peter Lippold praktiziert mit 78 Jahren immer noch. Im März nächsten Jahres will er endgültig aufhören.
Karl-Peter Lippold praktiziert mit 78 Jahren immer noch. Im März nächsten Jahres will er endgültig aufhören.  © Holm Helis

Karl-Peter Lippold (78) sitzt in seiner Praxis in Krauschwitz und wartet auf die ersten Patienten. Trotzdem nimmt sich der Hausarzt Zeit für ein kurzes Telefonat.

"Ja, ich praktiziere immer noch", bestätigt er. Lippold gehört mit 78 Jahren zu den dienstältesten beruflich aktiven Ärzten in Sachsen. "Aber ich merke, dass meine Kräfte nachlassen", fügt er hinzu.

Trotz intensiver Bemühungen ist es ihm nicht gelungen, eine Nachfolge für seine Hausarztpraxis zu finden. Auch sonst ist der Ärztemangel vielerorts in Sachsen fast mit Händen zu greifen.

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Nach der aktuellen Feststellung des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen sind sieben von insgesamt 48 sächsischen Planungsbezirken unterversorgt. Heißt: Der Versorgungsgrad liegt unter 75 Prozent bei Haus- und Kinder- oder unter 50 Prozent bei Fachärzten.

Zudem stellte der Ausschuss für 27 Bezirke eine drohende Unterversorgung fest, darunter Görlitz, Chemnitz und Plauen. Kaum besser sieht es bei Fachärzten aus. Auch hier droht in 27 Bezirken eine Unterversorgung, in Delitzsch (Augenärzte) etwa, in der Sächsischen Schweiz (Hautärzte) oder in Hoyerswerda (Urologen).

Abgesehen von den Metropolen Leipzig und Dresden droht fast überall in Sachsen eine ärztliche Unterversorgung, obwohl im Freistaat mit 19 251 insgesamt 457 Ärzte mehr arbeiten als noch ein Jahr zuvor (Stand: 31.12.2022).
Abgesehen von den Metropolen Leipzig und Dresden droht fast überall in Sachsen eine ärztliche Unterversorgung, obwohl im Freistaat mit 19 251 insgesamt 457 Ärzte mehr arbeiten als noch ein Jahr zuvor (Stand: 31.12.2022).  © KV Sachsen
Manche Arztpraxen nehmen schon lange keine neuen Patienten mehr auf.
Manche Arztpraxen nehmen schon lange keine neuen Patienten mehr auf.  © IMAGO/mhphoto

Mehr Medizinstudienplätze in Sachsen

In Sachsens Wartezimmern sieht es häufig so aus.
In Sachsens Wartezimmern sieht es häufig so aus.  © picture alliance/ZB/Patrick Pleul

Um dem Mangel entgegenzuwirken, hat Gesundheitsministerin Petra Köpping (65, SPD) das "20-Punkte-Programm - Medizinische Versorgung 2030" aufgelegt: 90 weitere Medizinstudienplätze an sächsischen Universitäten etwa oder das Programm "Studieren in Europa - Zukunft in Sachsen" im ungarischen Pécs.

Klaus Heckemann (66), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) und selbst praktizierender Hausarzt:

"Förderprogramme wie zum Beispiel das Sächsische Hausarztstipendium sind ein zusätzlicher Bestandteil bei der finanziellen Unterstützung von Medizinstudenten auf ihrem Weg zum Hausarzt."

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Für Karl-Peter Lippold dagegen ist Schluss. "Ende März nächsten Jahres höre ich auf." Und dann? "Ich werde den Spaten ölen und mich erst mal um meinen Garten kümmern."

Titelfoto: Montage: KV Sachsen, Holm Helis

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