Angesagter denn je oder ein bisschen aus der Zeit gefallen? Dieser Mann lässt sich zum Priester weihen

Rodewisch/Dresden - Welche Rolle spielt das Christentum im Jahr 2023 noch in Deutschland - und was bewegt junge Menschen wie Julian-Michael Kania (26) aus Rodewisch (Vogtlandkreis) dazu, Priester zu werden? Am Sonntag lässt er sich in Dresden weihen. Vorher sprach er mit TAG24.

Priesteranwärter Julian-Michael Kania (26) steht in der St Elisabeth Kirche in Gera.
Priesteranwärter Julian-Michael Kania (26) steht in der St Elisabeth Kirche in Gera.  © Bodo schackow

TAG24: Aus welchem Grund haben Sie sich entschieden, Priester zu werden?

Kania: Diese Frage kann ich gar nicht mit ein, zwei Sätzen beantworten, da hier viele verschiedene Aspekte zusammenspielen. Ich selber war schon als Jugendlicher sehr interessiert in kirchlichen Dingen und wollte vieles sehr genau wissen. Beispielsweise, warum wir Liturgie so und nicht anders feiern.

Überhaupt haben mich alle Themen zu Gott, Glaube und Kirche schon als Jugendlicher sehr interessiert, die ich natürlich auch beantwortet haben wollte, weshalb ich mich sehr damit auseinandersetzte. Natürlich auch mit der nötigen Unterstützung von außen, beispielsweise durch meinen Heimatpfarrer oder meine Eltern. Aus diesem Interesse heraus, wurde mir schnell klar, dass Theologie die Richtung sein könnte, die für mich nach dem Abitur die Richtige sein könnte, was es dann auch schließlich wurde.

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"Priester zu werden", ist nicht so, wie wenn man irgendeinen anderen Beruf ergreift. Priester ist kein herkömmlicher Beruf und man "ergreift" ihn auch nicht einfach so. Dass ich mich letztlich beim Bistum Dresden-Meißen als Priesterkandidat beworben habe, geht für mich auf ein sehr einprägliches Erlebnis zurück. Mein Berufungserlebnis. Und genau das ist der Hauptgrund, warum ich mich als Priesterkandidat beworben habe: Ein Gefühl der Berufung, dass ich in den letzten Jahren immer wieder geprüft habe und das sich immer wieder bestätigt hat.

TAG24: Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit als Priester in der doch recht kritischen Zeit für die Kirche bewirken?

Kania: Ich möchte in erster Linie mit den Menschen das teilen, wofür ich selbst brenne: Jesus Christus und meinen Glauben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dies nur im Miteinander gelingen kann. Ganz nach meinem Motto: Wir lernen voneinander, um miteinander daran zu arbeiten. In meinem Dienst als Priester möchte ich helfen, den Glauben zu säen und dabei dienlich sein, dass er auch wachsen kann.

Außerdem bin ich der Meinung, dass wir eine Botschaft haben, die es zu verkündigen gilt, die nicht veraltet oder staubig ist, sondern die aktueller denn je ist. Die jetzige Zeit mag vielleicht schwierig wirken, aber ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es nie die perfekte Zeit gab, sondern jede Zeit eine mitunter sehr kritische war. Ich sehe es als Herausforderungen, die viele Möglichkeiten bereithalten, den Glauben an Jesus Christus zu leben und zu vertiefen.

"Ich fühle mich hier sehr wohl"

In der Trinitatiskirche in der Dresdner Johannstadt wird Kania am Sonntag zum Priester geweiht.
In der Trinitatiskirche in der Dresdner Johannstadt wird Kania am Sonntag zum Priester geweiht.  © Thomas Türpe

TAG24: Wie lange braucht es, um Priester zu werden?

Kania: Der Weg zur Priesterweihe dauert mehrere Jahre. Ich selber habe 2015 im Propädeutikum im Erzbischöflichen Priesterseminar in Bamberg begonnen. 2021 habe ich mein Theologiestudium abgeschlossen und seit September 2021 bin ich im kirchlichen Dienst. Insgesamt dauert dieser Weg circa 8 Jahre.

TAG24: Wieso werden Sie in Sachsen Priester?

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Kania: Ich bin gebürtiger Sachse. Das Bistum Dresden-Meißen ist das Bistum, in dem ich groß geworden bin. Bei diesem Bistum habe ich mich beworben, ich habe mich für dieses Bistum auf den Weg gemacht und lasse mich auch in diesem Bistum inkardinieren.

Man kann nicht einfach so Priester werden, sondern man ist Priester in Bezug auf eine konkrete Gemeinde. In meinem Fall sind das die Gläubigen des Bistums Dresden-Meißen. Zudem gibt es auch im Kirchenrecht das Territorialprinzip. So hatte ich nach meinem Berufungserlebnis erst einmal das Bistum anzugehen, in dem ich meinen Wohnsitz habe. Um in ein anderes Bistum zu wechseln, braucht es schon gute Gründe, die sich nicht einfach von der Hand weisen lassen. Letztlich sind alle Bistümer Teil der katholischen Kirche. Letztlich fühle ich mich hier sehr wohl im Bistum und bei den Menschen in Sachsen und Ostthüringen, die zum Bistum Dresden-Meißen gehören.

Titelfoto: Bodo schackow

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