Dieses Erdwärme-Projekt könnte 80.000 Vogtländer versorgen

Weischlitz - Unter dem westlichen Vogtland liegt ein Schatz. Aber in Form von heißem Wasser. Ihn will Landrat Thomas Hennig (46, CDU) heben: "Unser Ziel ist es, eines Tages 80.000 Menschen in Plauen und Oelsnitz mit günstiger Fernwärme aus der Erde zu versorgen. Später könnte Stromerzeugung dazukommen."

Sie arbeiten an der Wärmeversorgung der Zukunft im Vogtland (v.l.): Horst Kämpf (72), Landrat Thomas Hennig (46, CDU) und Sascha Görner (46).
Sie arbeiten an der Wärmeversorgung der Zukunft im Vogtland (v.l.): Horst Kämpf (72), Landrat Thomas Hennig (46, CDU) und Sascha Görner (46).  © Maik Börner

Der Traum des Landrats heißt Geothermie und ist sehr realistisch. In vielleicht zehn Jahren und nach einigen Millionen Euro an Investitionen könnte das "Wasser-Gold" im Vogtland sprudeln.

Im Weischlitzer Ortsteil Geilsdorf sprudelt schon seit gut 60 Jahren eine Warmwasser-Fontäne - Folge einer Wismut-Bohrung in 1,4 Kilometer Tiefe. Dort stellte Thomas Hennig das Projekt vor. Mit dabei war auch Sascha Görner (46), Diplom-Geoökologe am federführenden Landesamt für Geologie.

Seine Kollegen prüfen derzeit drei mögliche Brunnen in Bösenbrunn, Schönbrunn und eben Geilsdorf. "In 500 Metern Tiefe rechnen wir mit 38 Grad warmem Wasser. Oben könnten wir ein Kraftwerk mit Wärmetauscher bauen." Görner geht von einer dauerhaften Wärmeversorgung aus: "Das Wasser unter uns ist rund 10.000 Jahre alt."

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Horst Kempf (72) vom Geoforschungszentrum Potsdam erkundet den Vogtland-Untergrund zusammen mit Wissenschaftlern aus Freiberg und Jena. Er rechnet mit einem Wasserdurchfluss von 50 bis 170 Litern - pro Sekunde.

Landrat Hennig plant mit den Stadtwerken die Gründung einer kommunalen Wärmeversorgungs-Gesellschaft. "Ich werde für die günstige Geothermie kämpfen. Neben Solar und Wind die dritte Erneuerbare Energie - aber die einzige, die immer sprudelt und gegen die es keinen Protest gibt."

Horst Kämpf vom Geoforschungszentrum Potsdam vor einem Modell der Thermalwasser-Zirkulation.
Horst Kämpf vom Geoforschungszentrum Potsdam vor einem Modell der Thermalwasser-Zirkulation.  © Maik Börner

Fachleute rechnen mit Vulkan hinter Klingenthal

Das heiße Wasser unterm Vogtland: Erwärmt wird der Boden indirekt durch zwei Magmablasen unter Franzensbad und in Franken. Magma, das für die Schwarmbeben im Vogtland sorgt und im Verdacht steht, eines Tages als Vulkan das Vogtland zu verwüsten.

Fachmann Horst Kempf (72) vom Geoforschungszentrum Potsdam glaubt eher an einen Vulkan jenseits der tschechischen Grenze, bei Klingenthal. "Wann er ausbricht, ist unbekannt", sagt Kempf.

Dass er eines Tages ausbrechen könnte, sei aber möglich: "Wir haben ein Überwachungsnetz mit Mikrofonen im Boden eingerichtet. Ziel ist es, das Rauschen des Magmas zu hören."

Wärmende Aussichten

Kommentar von Bernd Rippert

Ein Modell für Geothermie. Im Vogtland muss das Wasser aber nicht ins heiße Erdinnere gepumpt werden, es ist schon da.
Ein Modell für Geothermie. Im Vogtland muss das Wasser aber nicht ins heiße Erdinnere gepumpt werden, es ist schon da.  © Grafik: S. Stein/dpa

Eigentlich sind Politiker nicht zum Träumen da, sondern für realistische Projekte. Schön ist, wenn beide Zahnräder ineinander greifen und den Blick freigeben auf eine bessere Zukunft.

Gemeint ist das Geothermie-Projekt im Vogtland. Eine Herzensangelegenheit des Landrats Thomas Hennig (46). Gut, er kann mit seinem Traum von der billigen Wärmeversorgung für 80.000 Bürger nur gewinnen. Das heiße Wasser unter seinen Füßen ist nun mal da und muss nur sinnvoll an die Oberfläche gebracht werden. Dann kann man damit ganz viele Häuser zum Spottpreis beheizen und Warmduscher glücklich machen.

Aber auch an der Solarenergie und der Windkraft arbeitet der Vogtlandkreis. Hier tun sich großartige Perspektiven auf. Der westliche Zipfel Sachsens könnte schon in wenigen Jahren (fast) energieautark sein. Fast ohne Emissionen, umwelt- und klimafreundlich. Gut, dass der Landrat diese Perspektiven sieht und anpackt.

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Eines Tages könnte es in Plauen und Oelsnitz heißen: "Ihr Völker der Welt! Schaut auf diesen Landkreis!"

Titelfoto: Maik Börner

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