Grusel-Sage aus dem Vogtland: Die merkwürdige Stimme am "Schäfergrab"

Treuen - Wer mag sie nicht, die Wendungen beim Film?! Ganz am Ende "dreht" sich die Geschichte noch einmal oder wir begegnen dem Helden plötzlich auf einer ganz anderen Ebene. Die Sage vom Schäfergrab aus dem Vogtland hat so einen Spin, einen ganz gruseligen zumal, wie ihn sich kein Hollywood-Autor besser ausdenken kann.

Zankapfel Schafe: Der Sage nach erschlugen einst Bauern einen Schäfer, weil er angeblich auf fremdem Grund weiden ließ (Symbolbild).
Zankapfel Schafe: Der Sage nach erschlugen einst Bauern einen Schäfer, weil er angeblich auf fremdem Grund weiden ließ (Symbolbild).  © imago images/Everett

Die Sage ist im Vogtland beheimatet. Auch die Heimat von Lina-Michelle Nietzsche (21), die uns die Sage erzählt. Die 21-Jährige studiert in Chemnitz auf Grundschullehrer, konkret das Fach Deutsch. In diesem Zusammenhang befassen sich die Studenten beim Schwerpunkt Literatur mit den Sagen der Region - und Lina hat quasi eine Familiensage parat.

"Es ist die Sage vom Schäfergrab, auch die Sage vom Schäferstein genannt. Sie spielt auf dem Weg von meinem Heimatdorf Pfaffengrün nach Limbach", erklärt sie zur Einleitung.

"Vor zweihundert Jahren erschlugen empörte Bauern aus Pfaffengrün dort einen Schäfer. Er hatte es gewagt, auf ihrem Grund Schafe eines hohen Herrn zu weiden." Der Erzählung zufolge hatte der Schäfer zwar einen Hund, doch den lockte eine Pfaffengrüner Frau mit einer Katze fort, die in einem Sack verpackt war.

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Auch der Hund wurde der Sage zufolge erschlagen und gemeinsam mit seinem Herrn unter einem Stein, besagtem Schäferstein beerdigt.

Studentin Lina-Michelle Nietzsche (21) am sogenannten Schäfergrab.
Studentin Lina-Michelle Nietzsche (21) am sogenannten Schäfergrab.  © Kristin Schmidt
Die Sage spielt im schönen Vogtland.
Die Sage spielt im schönen Vogtland.  © Kristin Schmidt
Lina mit ihrem Vater Mirko Nietzsche (50) an der sagenumwobenen Stelle im Wald.
Lina mit ihrem Vater Mirko Nietzsche (50) an der sagenumwobenen Stelle im Wald.  © Kristin Schmidt

Unheimliche Stimme am Schäferstein: Betrunkene Musiker hören Stimme

Das angebliche Grab liegt mitten im Wald.
Das angebliche Grab liegt mitten im Wald.  © Kristin Schmidt

Basis für die Sage könnte ein tatsächlicher Vorfall aus dem Jahre 1795 sein. Damals waren Pfaffengrüner Bauern und Bauern des Dorfes Christgrün brutal aneinander geraten. Angeblich wegen fremden Schafen auf fremder Weide.

Belegbar sei die Verbindung zur Sage aber nicht, so Lina-Michelle Nietzsche. Besagte 200 Jahre Zeitabstand jedoch könnten darauf hinweisen.

Sicherer scheint jedoch, dass der Stein weitaus älter als zweihundert Jahre ist. Zahlreiche Ritzungen und Zeichen deuten darauf hin. Ein paar kleine Quadrate sollen der Sage nach vier Hefeklöße abbilden, die der vorgeblich getötete Schäfer immer bei sich trug.

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Tatsächlich könnten sie genau wie andere Zeichen Forst-, Flur- oder Wegmarkierungen sein auf einer alten Strecke, die einst zur zentralen Kirche der Gegend in Elsterberg führte. Forscher datieren den Stein inzwischen bis ins 13. Jahrhundert zurück.

Doch nun ein Zeitsprung à la Hollywood. Lina-Michelle Nietzsche senkt die Stimme. "Wir schreiben das Jahr 1950." Wie sich die Alten in Pfaffengrün noch heute erzählten, kamen zwei Musiker nachts am Schäfergrab vorbei. Sie hatten in Limbach gespielt und waren angetrunken.

Am Stein rief einer: "Steh auf, hast lang' genug geschlafen!" Was folgte, waren tagelange Albträume und ein Schäfer, der ihn in diesen heimsucht ...

Titelfoto: Kristin Schmidt

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