Bis zu 20 Stunden Wartezeit: Notaufnahmen in Sachsen brechend voll!

Leipzig - Grippewelle, Knochenbrecher-Wetter und zu wenig Personal – die Notaufnahmen in Sachsens Kliniken sind an der Kapazitätsgrenze. Jetzt funkt das Leipziger Uniklinikum (UKL) SOS – und bittet Bürger wie Rettungsdienste, nur noch in potenziell lebensbedrohlichen Fällen die Notaufnahme anzusteuern.

Bis zu 20 Stunden Wartezeit: Auf einem Flur der Leipziger Notaufnahme versorgt eine Schwester Patienten.
Bis zu 20 Stunden Wartezeit: Auf einem Flur der Leipziger Notaufnahme versorgt eine Schwester Patienten.  © LausitzNews/Erik-Holm Langhof

Weit mehr als 100 Patienten täglich landen aktuell bei Professor André Gries (56) in der Notaufnahme des UKL. Neben Unfallopfern, Infarkt- und Schlaganfall-Patienten sind es immer mehr Menschen mit Atemwegserkrankungen. Viele müssten stationär aufgenommen werden, sagt Gries.

Aufgrund voller Stationen und krankheitsbedingter Personalengpässe stehen aber weniger Betten zur Verfügung. Das verlängert die Wartezeit in der Notaufnahme extrem.

Gries: "Aktuell sind das oft mehr als 20 Stunden, was klar zu lang ist, weil uns diese Plätze für neue Notfälle fehlen."

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Gries appelliert deshalb an Patienten wie Rettungsdienste: "Wir müssen unsere Kräfte einteilen. Das bedeutet, dass die lebensbedrohlichen Notfälle in die Kliniken der Maximalversorgung kommen müssen. Steht ein weniger schweres gesundheitliches Problem im Vordergrund, können oft andere Kliniken übernehmen."

Patienten, die selbst in die Notaufnahme kommen, könnten häufig auch durch Arztpraxen versorgt werden. "Das sollte unbedingt berücksichtigt werden, damit wir unsere Arbeit auf diejenigen konzentrieren können, die auf die Hilfe in einem Klinikum angewiesen sind."

Prof. André Gries (56) appelliert an Rettungsdienste und Patienten: Bitte nur noch wirklich schwere Notfälle ins Uniklinikum – andere Patienten sollten in kleineren Kliniken und Arztpraxen behandelt werden.
Prof. André Gries (56) appelliert an Rettungsdienste und Patienten: Bitte nur noch wirklich schwere Notfälle ins Uniklinikum – andere Patienten sollten in kleineren Kliniken und Arztpraxen behandelt werden.  © LausitzNews/Erik-Holm Langhof

Erschwerte Situation durch an Grippe erkranktes Personal

Derzeit bringen Rettungsdienste im Minutentakt Patienten in die Notaufnahmen sächsischer Krankenhäuser.
Derzeit bringen Rettungsdienste im Minutentakt Patienten in die Notaufnahmen sächsischer Krankenhäuser.  © LausitzNews/Erik-Holm Langhof

Auch im Klinikum Chemnitz ist die Lage angespannt, allerdings nicht so dramatisch wie in Leipzig. Zwischen 100 und 120 Patienten am Tag versorgt hier die Notaufnahme aktuell, erklärt Sprecherin Sandra Czabania.

Auffällig sei eine Häufung von schweren Infektionen mit Influenza A. Rund zehn Prozent des Personals sei selbst erkrankt.

Am Dresdner Universitätsklinikum haben die Witterungsbedingungen zu einem Zuwachs von Patienten mit Sturzverletzungen geführt, wie Sprecher Holger Ostermeyer berichtet. Im internistischen Bereich seien Atemwegsinfekte deutlich angestiegen.

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Zwar gebe es noch keine überfüllten Notaufnahmen, doch hätten sich die Behandlungszeiten wegen eingeschränkter Kapazitäten in den nachgelagerten stationären Bereichen verlängert.

"Daher können Patienten nicht unmittelbar aus der Notaufnahme in die weiterbehandelnden Kliniken des Uniklinikums verlegt werden. Die aktuell überdurchschnittlich hohen Patientenzahlen verschärfen diese Situation", so Ostermeyer.

Titelfoto: LausitzNews/Erik-Holm Langhof

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