Nach Feuerwerk-Attacken: Thüringen denkt über privates Böllerverbot nach

Erfurt - Nach Angriffen auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht und schweren Böller-Unfällen zum Jahreswechsel wird auch in Thüringen über ein Verbot von Privat-Feuerwerk diskutiert.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie durfte endlich wieder geknallt werden. Allerdings benahm sich nicht jeder besonders verantwortungsbewusst im Umgang mit Böllern und Raketen.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie durfte endlich wieder geknallt werden. Allerdings benahm sich nicht jeder besonders verantwortungsbewusst im Umgang mit Böllern und Raketen.  © Christophe Gateau/dpa

Innenminister Georg Maier (55) zeigte sich am Montag skeptisch. "Ich glaube, das würde übers Ziel hinausschießen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

"Ein flächendeckendes Böllerverbot würde ja nicht beseitigen, was seit einiger Zeit Thema ist - nämlich Angriffe auf Rettungskräfte." Dies sei das eigentliche Problem und Silvester sei da "nur die Spitze des Eisbergs" gewesen.

Auch der Thüringer Feuerwehrverband sieht ein generelles Böllerverbot für Privatleute kritisch. Die meisten Menschen gingen verantwortungsvoll mit Pyrotechnik um, erklärte Verbandschef Karsten Utterodt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) plädiert hingegen dafür.

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"Wenn ein solches Verbot dazu beiträgt, Angriffe auf Einsatzkräfte zu verhindern, sollte man das tun", betonte die GdP-Landesvorsitzende Mandy Koch. Besser sei es, Silvesterfeuerwerk zentral durch professionelle Veranstalter zu organisieren.

Krawalle und Unfälle entfachen Debatte über Böllerverbot

Die Krawalle in der Silvesternacht in Berlin wirken nach. Kommt dadurch ein privates Böllerverbot?
Die Krawalle in der Silvesternacht in Berlin wirken nach. Kommt dadurch ein privates Böllerverbot?  © Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa

Etwa in Berlin war es an Silvester zu teils heftigen Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen. Maier verurteilte dies. Hier gelte es, die bestehenden Gesetze anzuwenden und Gewalttäter hart zu bestrafen, sagte er. Dies forderte auch der Feuerwehrverband.

"Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass Feuerwehren, aber auch Rettungsdienste und Polizei als Vertreter des Staates geschützt werden und dass harte Urteile gefällt werden, wenn unsere Leute gefährdet bzw. angepöbelt oder fast überfahren werden", so Utterodt. In auffälligen Bereichen sei auch der Einsatz von Dashcams - an der Frontscheibe von Autos befestigte Kameras - zu überlegen.

Der Feuerwehrverband plädiert zudem für strengere Strafen beim Besitz und Einsatz von illegal erworbener Pyrotechnik. In Thüringen wurden Silvester zwei Menschen bei Böller-Unfällen schwer verletzt. Ein 21-Jähriger verlor eine Hand, als eine illegale Kugelbombe beim Entzünden explodierte.

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Ein 42-Jähriger wurde beim Hantieren mit aus dem Internet bestellten Böllern so schwer verletzt, dass ihm beide Unterarme amputiert wurden mussten.

Zu Angriffen auf Polizisten oder Feuerwehrleute mit Silvesterböllern kam es in Thüringen zum Jahreswechsel laut Maier und dem Feuerwehrverband zufolge nicht.

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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