Rennwagen-Pleite kommt vor Gericht

War 2006 der Star auf der AMI in Leipzig: der YES!Roadster 3.2 aus Großenhain.
War 2006 der Star auf der AMI in Leipzig: der YES!Roadster 3.2 aus Großenhain.

Von Steffi Suhr

Großenhain - Als Turbo gestartet, aber dann den Motor abgewürgt: Herbert F. (48) und Philipp W. (43) bauten einst in Großenhain den umjubelten Sportwagen YES!Roadster, waren der Liebling jeder Automesse.

Aber sie fuhren ihre Firma an die Wand und stehen nun wegen Insolvenzverschleppung vorm Richter.

„Wir waren eben unerfahren, hatten nicht mal einen kaufmännischen Leiter“, resümierte Herbert F., der mit Studiumkumpel Philipp W. den Roadster ab 2000 in Großenhain baute.

Sie hatten ein Auto entwickelt, das bis zu 355 PS stark war und in 4,9 Sekunden von 0 auf 100 kam.

Die Ex-Firmenchefs Herbert F. (48, l.) und Philipp W. (43) nannten ihre Taten gestern selbst „Firlefanz“ und „Blödsinn“.
Die Ex-Firmenchefs Herbert F. (48, l.) und Philipp W. (43) nannten ihre Taten gestern selbst „Firlefanz“ und „Blödsinn“.

„Wir hatten damals ein Händlernetz in zwölf Ländern“, sagte Philipp W. „Und wir bemühten uns, Engpässe zu beseitigen.“

Diese „Engpässe“ waren laut Staatsanwalt aber gewaltig: Schon Ende 2006 war die Firma pleite, machte aber weiter. Bereits 2008 standen 850 000 Euro Forderungen in den Büchern. Statt Insolvenz anzumelden, jonglierten die Ingenieure aber wild mit Geldern, um die Firma zu retten.

Sie erschwindelten sie sich bei einer Sparkasse 300 000 Euro Kredit, weil sie der Bank als Sicherheit sechs YES!-Autos überschrieben. Die aber existierten nicht oder waren schon an Kunden verkauft.

Um Steuern zu sparen, wurden dem Finanzamt gefälschte Kaufverträge für Verkäufe in Spanien vorgelegt.

Obendrein nahm sich Herbert F. aus der klammen Firmenkasse 17 000 Euro für private Zwecke. „Damit habe ich aber Gläubiger bedient“, beteuerte der Angeklagte, der sich derzeit in der Privatinsolvenz befindet.

Die Großenhainer Firma ging in einer Gesellschaft in Edermünde auf. Nun wird der einstige „rasende Sachse“ in Hessen gebaut - unter komplett neuer Geschäftsführung. Urteil folgt.

Fotos: Ove Landgraf, dpa/Jan Woitas