Riesiges Betrüger-Netzwerk aufgedeckt: So jagt das LKA die Cyberkriminellen

Dresden - Sachsens Polizei warnt dringend vor vermeintlich "lukrativen" Jobanzeigen, in denen "Logistik-Manager" oder "Waren-Agenten" gesucht werden. Dahinter verbirgt sich eine international agierende Bande Cyberkrimineller. Ihr europaweites Betrüger-Netzwerk haben nun sächsische Ermittler des LKA und die Staatsanwaltschaft Dresden aufgedeckt.

Kriminaldirektor Gunter Vogel (60) vom LKA, Oberstaatsanwalt Claus Bogner (58) und LKA-Präsident Petric Kleine (55, v.l.) blieben - trotz Hürden - dran. Den sächsischen Ermittlern gelang ein schwerer Schlag gegen Cyberkriminalität.
Kriminaldirektor Gunter Vogel (60) vom LKA, Oberstaatsanwalt Claus Bogner (58) und LKA-Präsident Petric Kleine (55, v.l.) blieben - trotz Hürden - dran. Den sächsischen Ermittlern gelang ein schwerer Schlag gegen Cyberkriminalität.  © Norbert Neumann

In der Aktion "Atlantis" wurden Mitte Juni 31 Wohnungen und Geschäftsräume in Deutschland und neun weiteren europäischen Ländern zeitgleich durchsucht.

Den derzeit 15 Beschuldigten wird vorgeworfen, durch betrügerische Online-Bestellungen Waren im Wert von mehr als 18 Millionen Euro erlangt zu haben.

Viermal klickten die Handschellen. Darunter auch beim Bandenboss, ein Mann mit russisch-moldawischer Identität, der auf Zypern geschnappt wurde.

Greifbar waren bislang allerdings nur die "kleinen Fische", die so genannten Waren-Agenten. Sie fungieren als Schnittstelle. An ihre Adresse werden Waren, die mit ergaunerten Kreditkarten-Daten bei Händlern in Deutschland bestellt wurden, gesendet.

Sie müssen diese umpacken und an ausländische Adressen (oft in Osteuropa) schicken. Am Ende werden diese Waren im Ausland über das Netz oder bei Händlern angeboten.

36. 000 Paketsendungen dieser Art (hauptsächlich mit Elektronik) wurden bislang ermittelt. Fällt den Kreditkarten-Inhabern der Betrug auf, sind die Waren-Agenten dran: "Sie machen sich strafbar, wegen Geldwäsche", so Oberstaatsanwalt Claus Bogner (58).

Zu den wahren Hintermännern vorzudringen, gelang bisher nicht. "Die Anonymität erschwert es, diese Täter zu ermitteln", so Kriminaldirektor Gunter Vogel (60) vom LKA.

Die einzige Chance, den Bossen das Handwerk zu legen, führt über die Waren-Agenten: "Wir müssen vor solchen Jobangeboten warnen", so Vogel. Wenn sich keine Agenten mehr finden würden, wäre das Betrüger-System schnell am Ende.

Die Ermittlungen dauern an.

Waren im Gesamtwert von 18 Millionen Euro stellten die Ermittler fest.
Waren im Gesamtwert von 18 Millionen Euro stellten die Ermittler fest.  © Norbert Neumann

Titelfoto: Norbert Neumann