Das macht die Kölner Rockerszene so gefährlich

Köln – Im Rahmen der Pressekonferenz zum aktuellen Rocker-Krieg in Köln gaben Sprecher der Polizei interessante Einblicke zur Rockerszene in der Region Köln. Der Personenkreis sei zwar überschaubar, dafür aber sehr dynamisch.

Schüsse auf Spielhalle am 4. Januar: In Köln eskaliert seit 2017 ein Konflikt zwischen den Hells Angels und den Bandidos.
Schüsse auf Spielhalle am 4. Januar: In Köln eskaliert seit 2017 ein Konflikt zwischen den Hells Angels und den Bandidos.  © DPA

Durch Verbote einiger Chapter (Ortsgruppen) sowie das Kuttenverbot hat sich die Szene nicht nur in Köln verändert.

Denn zum einen sind die Mitglieder der Rockergruppen optisch nicht mehr so gut erkennbar. Andererseits haben Verbote auch Folgen auf die Machtverhältnisse in der betroffenen Region.

In Köln war 2012 ein Chapter der "Hells Angels" verboten worden. Die Nachfolge-Gruppierung "Hells Angels Ostheim" kam laut Polizei im Februar 2018 durch Auflösung einem Verbot zuvor.

Köln und das Umland werde zwar von den "Hells Angels" dominiert, diese hätten aber an Ansehen eingebüßt. Seit einiger Zeit versuchten daher die "Bandidos" in dieses Macht-Vakuum einzudringen. Die acht Schießereien seit Mitte 2017 passierten im Rahmen dieser "Auseinandersetzung".

Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob verglich den Konflikt mit dem aggressivem Auftritt der niederländischen Gruppe "Satudarah" vor einigen Jahren im Ruhrgebiet. In den Jahren zuvor hat die Polizei nach eigenen Angaben ein Vordringen anderer Rockergruppen wie beispielsweise der "Mongols" verhindert.

Besondere Rocker-Situation in Köln

Diese Waffe wurde von der Polizei nach einer Schießerei sichergestellt.
Diese Waffe wurde von der Polizei nach einer Schießerei sichergestellt.  © DPA

Die Gewalt in aller Öffentlichkeit verwundert auf den ersten Blick, da die Organisierte Kriminalität eigentlich gern im Verborgenen aktiv ist. Zudem gebe es eigentlich ein "Stillhalteabkommen", da die Rocker der Bandidos, Club MC Gremium und Hells Angels derzeit vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Kuttenverbot klagen.

Die Gründe für den Rocker-Krieg in Köln schreibt die Polizei vor allem dem Chef das Kölner Bandidos zu. Hinzu komme die Struktur der "modernen" Rockerbanden.

Statt von Rockern sprach die Polizei lieber von "kriminellen Banden". Denn mit den "klassischen" Motorrad-Rocker-Vereinigungen haben die Gruppen in der Kölner Region aus Sicht der Polizei wenig gemeinsam.

Die hier aktive Szene sei zudem sehr dynamisch. Die Mitglieder würden durchaus auch die Gruppe wechseln, wenn sie darin persönliche Vorteile sehen. Der Großteil von ihnen habe einen Migrationshintergrund.

Für die Bandenmitglieder sei es einfach, an Waffe zu kommen. llegales Waffentragen will die Polizei nicht mehr dulden. Nach dem Motto "Wer eine Waffe trägt, wird vorgeführt" sollen Rechtsverstöße konsequent im Sinne der öffentlichen Sicherheit geahndet werden. Die Polizei hat die Aktivitäten der Bandenmitglieder im rechtsrheinischen Köln (u. a. Kalk, Vingst) und auf den Ringen nun noch besser im Blick.

Die Anzahl der Mitglieder der beiden größten Gruppen "Hells Angels" und "Bandidos" schätzte die Polizei auf jeweils 50 Personen. Insgesamt zählen etwa 200 Personen zu den Rockergruppen in der Kölner Region.

Mehr als 2000 Rocker in NRW

Im September 2018 gab es laut eines LKA-Berichts 2154 Rocker in NRW (Symbolbild).
Im September 2018 gab es laut eines LKA-Berichts 2154 Rocker in NRW (Symbolbild).  © DPA

Das jahrelange starke Anwachsen der Rockerszene in Nordrhein-Westfalen scheint vorbei. Die Polizei registrierte im vergangenen September 2154 Rocker in NRW - und damit etwas weniger als im Vorjahresmonat (2166). Das geht aus einem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts NRW hervor (TAG24 berichtete).

Im gleichen Zeitraum kam es auch zu Verschiebungen innerhalb der Szene: Während Bandidos (863 Mitglieder), Hells Angels (294) und Gremium MC (373) Mitglieder verloren, legten die Freeway Riders (398) und der Brothers MC (109) zu.

Titelfoto: DPA