Italien macht Ernst: Kommen jetzt wieder Zehntausende Flüchtlinge nach Deutschland?

Flüchtlinge stehen am 14. Juli in Salerno (Italien) an Bord eines Rettungsschiffs der NGO "Ärzte ohne Grenzen". Das Schiff ist mit mehr als 900 Flüchtlingen an Bord im Hafen von Salerno eingelaufen.
Flüchtlinge stehen am 14. Juli in Salerno (Italien) an Bord eines Rettungsschiffs der NGO "Ärzte ohne Grenzen". Das Schiff ist mit mehr als 900 Flüchtlingen an Bord im Hafen von Salerno eingelaufen.  © Michele Amoruso/Pacific Press via ZUMA Wire/dpa

Rom - Während sich der Flüchtlingstrom nach Deutschland ziemlich abgemildert hat, ächzt Italien nach wie vor unter der Krise, berichtet "DiePresse".

Da die Zustände so nicht mehr lange tragbar sind, erwägt die Regierung in Rom jetzt die Verteilung temporärer Visa an Migranten.

Bis zu 200.000 von ihnen könnten Italien damit verlassen und ihre Angehörigen in anderen EU-Ländern erreichen.

Denn in Italien wächst der Widerstand gegen die wachsende Anzahl an Flüchtlingen, auch wegen der schleppenden Umverteilung der Menschen in andere EU-Staaten.

Senator Luigi Manconi (69), Präsident der parlamentarischen Kommission zum Menschenrechtsschutz äußerte sich zu diesem Thema wie folgt:

"Die Aussicht, dass vorübergehende Visa verteilt werden, ist eine Möglichkeit, über die ich mit Innenminister Marco Minniti gesprochen habe und die jetzt von der Regierung geprüft wird".

Es wäre nicht das erste Mal, das italien diesen Schritt wählt, denn bereits 2011 hatte die damalige Regierung von Silvio Berlusconi an tausende tunesische Migranten aus humanitären Gründen Visa vergeben.

Ist die Vergabe der Visa also eine Reaktion auf die schleppende Umsetzung des europäischen Relocation-Programms (Umsiedlungs-Programm)?

Manconi sagte zu dieser Frage: "Es ist keine Drohung, doch angesichts eines tauben Europas könnte die Regierung andere Schritte als eine illegale Initiative wie eine Hafensperre für Flüchtlingsschiffe ergreifen."

Sollte Italien Ernst machen, dann kämen vielleicht schon passend zum Bundestagswahlkampf wieder zehn- wenn nicht gar hunderttausende Flüchtlinge aus Italien Richtung Deutschland.

Titelfoto: Michele Amoruso/Pacific Press via ZUMA Wire/dpa