Zehn Schandflecke, die Sachsen loswerden will

Die Ruine in Auerbach stand seit 1993 leer, wurde letztes Jahr abgerissen.
Die Ruine in Auerbach stand seit 1993 leer, wurde letztes Jahr abgerissen.  © Hagen Hartwig

Dresden - Sie verschandeln das Stadtbild, bröckeln gefährlich auseinander und können damit zur tödlichen Gefahr für Passanten werden: Industriebrachen und Gebäude-Ruinen, die keiner mehr haben will. Doch wie werden Städte und Gemeinden diese Schandflecke los? Ganz einfach: Sie lassen sich den Abriss vom Staat bezahlen!

Das geht per Antrag auf Hilfe aus dem sogenannten Landesbrachenprogramm - aufgelegt vom sächsische Innenministerium und der Sächsischen Aufbaubank (SAB).

Damit werden 90 Prozent der Kosten für Abriss und Abtransport übernommen. Den Rest muss die Gemeinde selbst aufbringen.

Jedes Jahr gehen hunderte Antrage ein - allein in diesem Jahr schon 49. "Seit Beginn des Programms im Jahr 2009 wurden insgesamt 75 Millionen Euro ausgezahlt", sagt Pia Leson (31) vom Innenministerium.

Erst diese Woche wurden wieder Bewilligungsbescheide zum Beispiel zum Abbruch der ehemaligen Hausschuhwerke in Hartha (360. 000 Euro) und des Schulgebäudes im Marienberger Ortsteil Rübenau (160. 000 Euro) versandt.

Wo schwingt überall die Abrissbirne? Wir stellen zehn aktuelle Beispiele aus Sachsen vor.

Augustusburg: 500.000 Euro

"Im März starten im Ortsteil Erdmannsdorf die Abbrucharbeiten an der alten Baumwollfabrik", sagt Kai-Michael Zille, Bauamtsleiter in Augustusburg (bei Chemnitz). Der Abriss wird eine halbe Million Euro verschlingen.
"Im März starten im Ortsteil Erdmannsdorf die Abbrucharbeiten an der alten Baumwollfabrik", sagt Kai-Michael Zille, Bauamtsleiter in Augustusburg (bei Chemnitz). Der Abriss wird eine halbe Million Euro verschlingen.  © Uwe Meinhold

Hartmannsdorf 423.000 Euro

Erst Färberei, dann Galvanikbetrieb: Derzeit fressen sich die Abrissbagger durch die ehemalige „Galvanik“ in Hartmannsdorf. "Ein Investor ist uns davongerannt", erklärt Bürgermeister Uwe Weinert (55). Er will das Gelände am Dorfbach begrünen.
Erst Färberei, dann Galvanikbetrieb: Derzeit fressen sich die Abrissbagger durch die ehemalige „Galvanik“ in Hartmannsdorf. "Ein Investor ist uns davongerannt", erklärt Bürgermeister Uwe Weinert (55). Er will das Gelände am Dorfbach begrünen.  © Uwe Meinhold

Lunzenau: 360.000 Euro

Die ehemalige Papierfabrik im Lunzenauer Ortsteil Rochsburg steht noch (F.). Doch ihr Heizhaus im Ortsteil Berthelsdorf auf der anderen Seite der Mulde samt einer Heiztrasse über den Fluss wurde bereits abgerissen.
Die ehemalige Papierfabrik im Lunzenauer Ortsteil Rochsburg steht noch (F.). Doch ihr Heizhaus im Ortsteil Berthelsdorf auf der anderen Seite der Mulde samt einer Heiztrasse über den Fluss wurde bereits abgerissen.  © Uwe Meinhold

Werdau 230.000 Euro

Die Fördersumme wurde im Januar bewilligt. Jetzt kann auf dem Gelände des früheren Gaswerkes an der Mühlenstraße in Werdau (bei Zwickau) der Gebäudeabriss beginnen. Großes Ziel der Sanierung sei es, das Grundwasser nicht mehr zu belasten.
Die Fördersumme wurde im Januar bewilligt. Jetzt kann auf dem Gelände des früheren Gaswerkes an der Mühlenstraße in Werdau (bei Zwickau) der Gebäudeabriss beginnen. Großes Ziel der Sanierung sei es, das Grundwasser nicht mehr zu belasten.  © Klaus Jedlicka

Auerbach/Vogtland: 300.000 Euro

Es wurde als Schützenhaus gebaut, war dann Kulturhaus der Werktätigen. "Ende der 1980er-Jahre wurde es noch für 20 Millionen Ostmark saniert", sagt Stadtsprecher Hagen Hartwig (57).
Es wurde als Schützenhaus gebaut, war dann Kulturhaus der Werktätigen. "Ende der 1980er-Jahre wurde es noch für 20 Millionen Ostmark saniert", sagt Stadtsprecher Hagen Hartwig (57).  © Hagen Hartwig

Hohndorf: 280.000 Euro

Sie wurde vor über 100 Jahren als Papierwarenfabrik Zimmermann gegründet, steht jetzt vor dem Abriss. "Die 3.000 Quadratmeter große Schrottimmobilie ist längst in sich zusammengebrochen, die Umfriedung nicht mehr intakt", sagt Kämmerer Jan Heinzig (52).
Sie wurde vor über 100 Jahren als Papierwarenfabrik Zimmermann gegründet, steht jetzt vor dem Abriss. "Die 3.000 Quadratmeter große Schrottimmobilie ist längst in sich zusammengebrochen, die Umfriedung nicht mehr intakt", sagt Kämmerer Jan Heinzig (52).  © Klaus Jedlicka

Frankenberg: 400.000 Euro

In Frankenberg ist der Abriss des ruinösen Wohngebäudekomplexes an der Altenhainer Straße noch im Gange. "Im alten Laden im Erdgeschoss hing noch ein Plakat zur 800-Jahr-Feier der Stadt.
In Frankenberg ist der Abriss des ruinösen Wohngebäudekomplexes an der Altenhainer Straße noch im Gange. "Im alten Laden im Erdgeschoss hing noch ein Plakat zur 800-Jahr-Feier der Stadt.  © Maik Börner

Seifhennersdorf: 600.000 Euro

Donnerstagabend bestätigte der Stadtrat von Seifhennersdorf per Mehrheitsbeschluss den Abriss der VEB Herrenmode-Fabrik in der Rosa-Luxemburg-Straße. "Das Gebäude wurde ursprünglich von einem privaten Investor aus der Nachbargemeinde ersteigert.
Donnerstagabend bestätigte der Stadtrat von Seifhennersdorf per Mehrheitsbeschluss den Abriss der VEB Herrenmode-Fabrik in der Rosa-Luxemburg-Straße. "Das Gebäude wurde ursprünglich von einem privaten Investor aus der Nachbargemeinde ersteigert.  © SZ/Holger Gutte

Zwickau: 1.200.000 Euro

Im Januar flatterte der Bewilligungsbescheid für den Abriss ins Haus. Nun ist die ehemalige Mikado-Strickwarenfabrik „Aktivist“ in Zwickau-Oberplanitz bald zerbröckelte Geschichte.
Im Januar flatterte der Bewilligungsbescheid für den Abriss ins Haus. Nun ist die ehemalige Mikado-Strickwarenfabrik „Aktivist“ in Zwickau-Oberplanitz bald zerbröckelte Geschichte.  © Klaus Jedlicka

Bärenfels: 250.000 Euro

Es wartete seit der Wende vergeblich darauf, aus seinem Dornröschenschlaf erweckt zu werden: Das Hotel "Sachsenhof" (ehemals Kurheim "Kaiserhof") im Altenberger Ortsteil Bärenfels kannten manche noch aus ihrem DDR-Urlaub als FDGB-Ferienheim "Max Niklas".
Es wartete seit der Wende vergeblich darauf, aus seinem Dornröschenschlaf erweckt zu werden: Das Hotel "Sachsenhof" (ehemals Kurheim "Kaiserhof") im Altenberger Ortsteil Bärenfels kannten manche noch aus ihrem DDR-Urlaub als FDGB-Ferienheim "Max Niklas".  © Egbert Kamprath