Sie musste viel zu früh gehen! Sachsens "Goldfisch" Kay starb vor 15 Jahren

Links: Tapfer lacht Kay 1989 aus dem Krankenbett in die Kamera. Dann ging eine Bandscheiben-OP schief. Rechts: Kay, Mutter Monika und Schwester Grit.
Links: Tapfer lacht Kay 1989 aus dem Krankenbett in die Kamera. Dann ging eine Bandscheiben-OP schief. Rechts: Kay, Mutter Monika und Schwester Grit.

Leipzig - Ein Buch, ein Baum und ein Gedenklauf erinnern an Leipzigs erfolgreichste Behindertenschwimmerin Kay Espenhayn. Vor 15 Jahren starb die Ausnahmeathletin mit nur 34 in den Armen ihrer Mutter Monika (77).

Auch heute noch ist sie unermüdlich für ihre geliebte Tochter unterwegs, um das Andenken an sie zu bewahren.

Heute wäre sie 49 Jahre alt geworden: Kay Espenhayn. Auch an diesem Tag geht ihre Mutter auf den Friedhof in Leipzig-Gohlis. Dort wird die Gläubige inne und Zwiesprache mit ihrer Tochter halten. Ein weißer Marmorstein auf dem Grab symbolisiert Wasser - das Lebenselixier einer kämpferischen jungen Frau, die bei zwei Paralympics auf der Welle der Sympathie schwamm.

Nachdem Kay in Atlanta 1996 drei Goldmedaillen holte, bekam sie den Spitznamen „Goldfisch“. Vier Jahre später holte sie bei den Paralympics in Sydney fünfmal Silber. Die Leipziger Schwimmerin wurde zum Vorbild für Millionen behinderter Menschen in aller Welt. Sie schlüpfte mit ihrem Kampfgeist in die Rolle einer starken Mutmacherin, wollte zeigen:

Goldfisch Kay machte das Beste aus ihrem Schicksal, vergaß beim Schwimmen ihre Behinderung - und war erfolgreich.
Goldfisch Kay machte das Beste aus ihrem Schicksal, vergaß beim Schwimmen ihre Behinderung - und war erfolgreich.  © Picture Point/Kerstin Kummer

Seht her, ich sitze im Rollstuhl und bin doch beweglich wie ein Fisch im Wasser.

Bis zu ihrem 20. Lebensjahr stand sie mit beiden Beinen fest im Leben. Sie machte eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, war im Sommer nebenbei Rettungsschwimmerin am Kulkwitzer See, liebte Urlaube am Balaton in Ungarn. Kay auf der Sonnenseite. Sie war attraktiv, beliebt und ehrgeizig. Dann, ganz plötzlich, schwollen ihre Lymphknoten an.

Der Beginn einer komplizierten Krankengeschichte, die mit einer missglückten Bandscheiben-OP endete. „Ich bekam meine Tochter mit 25 Jahren im Rollstuhl zurück“, sinniert Monika Espenhayn noch heute tief verbittert. Plötzlich befand sich Kay auf der Schattenseite: Jahrelang musste sie um eine behindertengerechte Wohnung kämpfen und von einer winzigen Rente leben. Außerdem drückte die Einsamkeit aufs Gemüt.

Da kam sie auf die Idee, ihrem Schicksal davon zu schwimmen und begann beim Leipziger Behindertensportverband zu trainieren.

Mutter Monika hält die Erinnerung an ihre viel zu früh verstorbene Tochter aufrecht.
Mutter Monika hält die Erinnerung an ihre viel zu früh verstorbene Tochter aufrecht.  © Picture Point/Kerstin Kummer

Nach ersten Erfolgen wurde sie immer süchtiger nach der Glücksdroge Sport.

Und die ehrgeizige Sächsin mit dem bubihaften Charme und dem ansteckenden Lachen schaffte das schier Unmögliche: Innerhalb weniger Jahre schwamm sie sich an die Weltspitze. Nach den zwei Paralympics holte sie noch 2001 bei den Weltmeisterschaften in Stockholm mehrere Goldmedaillen.

Danach streikte ihr Körper. Nach einem Kreislaufkollaps brach sie zusammen. Monika Espenhayn: „Ich flehte sie an, mit dem Sport aufzuhören.“ Doch es war schon zu spät. Kay verlor den Kampf: Am 15. September vor 15 Jahren starb sie völlig geschwächt in den Armen ihrer Mutter.

Sie, die sich rund um die Sportkarriere ihrer Tochter stets diskret im Hintergrund aufhielt, setzte in den letzten Jahren viele Hebel in Bewegung, damit Kay nicht vergessen wird. Die ehemalige Kindergärtnerin pflanzte an der Arena einen Baum, brachte 2012 das Buch „Ich will nur schwimmen“ heraus. Außerdem organisiert die Leipziger Sportoberschule regelmäßig einen Gedenklauf.

Kays Vermächtnis lebt im Enkel von Monika Espenhayn weiter: „Robin ist auf dem Weg, ein erfolgreicher Triathlet zu werden“, erzählt sie über den 18-Jährigen und hofft auf die nächste Karriere in der Sportlerfamilie...

Der Grabstein in weißem Marmor soll an das Element Wasser erinnern. Darin fühlte Kay sich schließlich am wohlsten.
Der Grabstein in weißem Marmor soll an das Element Wasser erinnern. Darin fühlte Kay sich schließlich am wohlsten.  © Picture Point/Kerstin Kummer