Nackte Senioren-Clique erpresst Bürgermeister wegen FKK-Baden

Die Schwimmhalle Olbernhau trennt weiter die Zeiten für Schwimmen und Saunieren.
Die Schwimmhalle Olbernhau trennt weiter die Zeiten für Schwimmen und Saunieren.  © Gerstner

Olbernhau - Eine splitternackte Senioren-Clique kann doch keinen sächsischen Bürgermeister erpressen! Oder etwa doch?

Ein betagter Freundeskreis für Freikörperkultur drohte unverhohlen mit einem Boykott der städtischen Sauna. Dem Rathaus-Chef blieb nichts weiter übrig, als kleinlaut den Schwanz einzuziehen - aus wirtschaftlichen Gründen.

Die Öffnungszeiten für Schwimmhalle und Sauna waren bisher strikt getrennt: 17,5 Stunden für das Schwitzen, 15 Stunden fürs Bahnen ziehen. Da es einige Anfragen gab, war Bürgermeister Heinz-Peter Haustein durchaus bereit, über die Verschiebung der Blöcke zu diskutieren. Warum soll denn alles nicht gleichzeitig möglich sein?

Die Sauna-Freunde gibt es bereits seit DDR-Zeiten. Sie sind es seit jeher gewohnt, nach der Sauna auch noch einmal zu schwimmen. Und zwar so, wie Gott ihre - zugegeben nicht mehr ganz athletisch durchtrainierten - Körper geschaffen hat.

Bürgermeister Heinz-Peter Haustein wollte einen Kompromiss für die Sauna – und kam ganz schön ins Schwitzen.
Bürgermeister Heinz-Peter Haustein wollte einen Kompromiss für die Sauna – und kam ganz schön ins Schwitzen.  © Andreas Wetzel

Doch wäre das dann den anderen Gästen in dem als Lehrschwimmbecken deklarierten Bad zumutbar?

"Dann müssen sie sich halt mal eine Badehose anziehen", sah es Haustein gewohnt pragmatisch.

Doch zur Gemeinderatssitzung brachten ihn die Saunafreunde ins Schwitzen. Denn in dem Brief, den der Bürgermeister verlas, drohten sie eindeutig mit Boykott. Falls sie nicht mehr nackt baden dürfen, verlassen sie Olbernhau Richtung Lengefeld oder Marienberg. Patsch!

In der Verwaltung rechnete man schnell nach. Die Nackedeis bringen pro Jahr 24 900 Euro in die Kasse, die Schwimmer mit 12.800 Euro nur die Hälfte. Hauptamts-Leiterin Gabriele Lorenz: "Sie bezahlen einfach mehr, dann sollten wir ihre Wünsche auch respektieren."

Und so bleibt bei den Öffnungszeiten alles beim Alten.