Sachsens Justiz sucht händeringend neuen Nachwuchs

Dresden - Sachsens Justiz fehlt es an Bodyguards und Organisatoren für ihre Richter und Staatsanwälte. Der Bedarf an Justizsekretären und Rechtspflegern wächst stetig an. Sie halten Richtern und Staatsanwälten den Rücken frei, erledigen die Büroarbeit und die Verwaltung. Aber wo bekommt man die Arbeitskräfte her?

Justizbeamter in Görlitz, Sachsen, bei der Arbeit.
Justizbeamter in Görlitz, Sachsen, bei der Arbeit.  © Christian Essler/zb/dpa

Die sächsische Justizverwaltung braucht Nachwuchs für ihre zahlreichen Verfahren und langen Prozesse. Dafür bildet sie mehr aus und stellt in größerem Maße ein. Die Zahlen der neuen angehenden Justizsekretäre und Rechtspfleger haben sich dem sächsischen Justizministerium zufolge im jeweiligen Vergleich zu den drei Vorjahren verdoppelt. "Es konnten so viele Auszubildende und Studierende wie seit Jahren nicht mehr eingestellt werden", sagte Justizminister Sebastian Gemkow (CDU).

Gerade hätten 117 Beamtenanwärter ihren Diensteid geleistet, von 2016 bis 2018 waren es demnach je 58. Die zweijährige Ausbildung zum Justizfachwirt und das dreijährige Rechtspflege-Fachhochschulstudium sind vor allem bei jungen Frauen beliebt. Rund drei Viertel der neuen Auszubildenden und Studierenden sind weiblich.

Laut Gemkow sind die beiden in der Öffentlichkeit weniger bekannten Berufe unverzichtbar für Gerichte und Staatsanwaltschaften. Um den Bedarf zu decken, seien die Einstellungszahlen deutlich erhöht worden.

"Wir brauchen vor allem bei den Justizsekretären Nachwuchs", sagte ein Ministeriumssprecher. Nun lernten 76 Schulabgänger am Ausbildungszentrum Bobritzsch bei Freiberg (Mittelsachsen), weitere 41 hätten ihr Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Meißen begonnen, wo sie ein Diplom erreichen könnten.

Duale Ausbildung inklusive Praktika im Gericht

Mit Paragrafen verzierte Türen am Landsgericht von Bonn.
Mit Paragrafen verzierte Türen am Landsgericht von Bonn.  © Oliver Berg/dpa

Ausbildung und Studium sind dual und beinhalten Praktika bei Gerichten und Staatsanwaltschaften in ganz Sachsen.

Die jungen Frauen und Männer bekommen monatlich den Angaben zufolge zwischen 1225 und 1270 Euro und nach dem Abschluss ein Netto-Einstiegsgehalt von 1982 Euro bis 2298 Euro. «Justizsekretäre sorgen für den reibungslosen Verfahrensgang an Gerichten und Staatsanwaltschaften», sagte der Sprecher des Justizministeriums. Sie seien erster Ansprechpartner für Bürger, pflegten die Akten und fertigten Schriftstücke an.

Anders als die Justizsekretäre sind Rechtspfleger nicht an Weisungen Vorgesetzter gebunden, sondern - wie die Richter - nur dem Gesetz unterworfen. Sie entscheiden selbst, etwa bei Testamentseröffnungen, über Vormundschaften und Eintragungen in Handelsregister oder Grundbücher. Amts- und Fachgerichte sowie die Staatsanwaltschaften bieten mit Blick auf eine Karriere in der Justiz Schülerpraktika an.

Die Frist für das Bewerbungsjahr 2020 läuft noch bis Oktober für das Rechtspflegestudium und bis November für die Justizfachwirt-Lehre. Künftige Rechtspfleger brauchen Entscheidungsfreude, ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und gutes logisches Denkvermögen, Justizsekretäre müssen vor allem sorgfältig arbeiten und kontaktfreudig sein.

Nach Ministeriumsangaben gibt es noch Kapazitäten für geeignete Bewerber. "Der Zeitpunkt für einen Karrierestart in der sächsischen Justiz ist also günstig."