Dieser Apotheker gibt seine Karriere auf und kehrt zu den Wurzeln zurück

Glücklich in der Heimat:
Das Apotheker-Ehepaar
Annekatrin (34) und
Andreas Schädlich (37).
Glücklich in der Heimat: Das Apotheker-Ehepaar Annekatrin (34) und Andreas Schädlich (37).  © Klaus Jedlicka

Schneeberg - Dies ist die Geschichte einer Heimkehr. Sie handelt von der Sehnsucht nach Wurzeln, dem Wunsch nach Sicherheit und der Heimat-Liebe zu Sachsen. Im Mittelpunkt: die junge Apothekerfamilie Schädlich aus Schneeberg.

Andreas Schädlich hat mit 37 Jahren bereits eine Menge erreicht. Er trägt einen Doktortitel, ist Vater, Ehemann und Besitzer zweier Apotheken in Sachsen.

Doch könnte er noch mehr sein: Er könnte als Forscher durch die Welt reisen, könnte eine Immobilie im Ausland haben, könnte in angesehenen Fachzeitschriften publizieren und auf wichtigen Kongressen mit wichtigen Kollegen zur Zukunft der Pharmazie parlieren. Aber Schädlich hat sich für seine Heimat entschieden; für das sächsische Schneeberg. Doch der Reihe nach.

"Ich bin in Schneeberg aufgewachsen", beginnt Schädlich seine Geschichte. Hier ging er zur Schule, hier machte er 1999 sein Abitur. Dann das Pharmazie-Studium in Halle. Sein Vater, ein Apotheker, hatte früher die Adler-Apotheke in Schneeberg und im Ortsteil Neustädtel die Löwen-Apotheke betrieben, dann 1990 die Löwen-Apotheke erworben.

1995 kam die Schneeberger Merkur-Apotheke hinzu. Mit an Bord die Mutter, von Beruf Pharmazie-Ingenieur. Obwohl eigentlich immer klar gewesen sei, dass Andreas nach dem Abschluss des Studiums sofort zurückkomme und die elterlichen "Läden" übernimmt, habe er in Halle sein Herz für die Forschung entdeckt. "Denn die Pharma-Welt schien mir zu unsicher", so Schädlich junior.

Er schloss ans Staatsexamen also noch das Diplom an und baute nach weiteren fünf Jahren seine Promotion!

Und dann war da noch dieses bildhübsche Argument: Annekatrin, aus der inzwischen Frau Schädlich (34) wurde. Eine gebürtige Leipzigerin.

Annekatrin Schädlich
(34) berät
eine Kundin.
Annekatrin Schädlich (34) berät eine Kundin.

Auch beruflich spielte der junge Gelehrte schnell in der Oberliga: Weil er seine Abschlüsse in Englisch verfasst hatte und den Doktortitel mit summa cum laude, also ausgezeichnet ablegte, standen ihm alle Türen offen. Für den DAX-Konzern Fresenius Kabi reiste er als Qualitätsmanager durch die Welt. Denn die Pharma-Firma hat 44 Werke über den Globus verstreut.

"Meist war ich in Manchester", so Schädlich. "Aber: Man sieht das Land nur aus dem Auto. Flugzeug, Firma, Hotel."

Diese "starke Reisetätigkeit", aber vor allem die Aussicht, für eine Professorenkarriere doch besser im Ausland anzuheuern, viel mit Drittmitteleinwerbung befasst zu sein und eben fern der Heimat, hat ein Umdenken bewirkt. Dabei wären Südafrika, Chile oder natürlich das Mekka aller Forscher, die USA, drin gewesen.

Das junge Paar blieb in Deutschland. Zunächst in Frankfurt am Main. Klar, weil auch dort sich die Pharmawelt trifft, und weil dort die Schwiegereltern lebten.

Spätestens als die erste Tochter kam, dachte das Paar nochmals nach. Hauskauf? In Frankfurt unmöglich, die Mieten: utopisch. Arbeitsweg? Jeden Tag im Stau. Lebensqualität? Hektik, kaum Grün.

In Schneeberg hingegen warteten zwei gut geführte Apotheken auf den Generationenwechsel. "Und im besten Sinne Tradition, Heimat, Werte." Gar nicht zu reden vom endlos grünen Umfeld.

Nun ist er zurück. Seit 2016 führt er die elterlichen Läden, einmal die Woche vertritt er einen Kollegen in einem Pharmaunternehmen in Jena. "Wieder in der Qualitätskontrolle. Das ist eine gute Abwechslung." Unterdessen kümmern sich die Großeltern um die inzwischen zwei Kinder.

Trotzdem, vermisst er nicht die weite Welt in der Provinz? „Das ist hier keine Provinz! Das ist eine gute Mischung. Wir haben Kitas, Schulen, das Gymnasium. Nach Zwickau sind es 20 Minuten“, so der Apotheker. "Ich bereue keinen Schritt."

Titelfoto: Klaus Jedlicka