Eltern konnten Essensgeld nicht bezahlen! So übel werden die Kinder vorgeführt...

Eine warme Mahlzeit muss doch drin sein! Doch viele Kantinen schmeißen das Essen lieber weg.
Eine warme Mahlzeit muss doch drin sein! Doch viele Kantinen schmeißen das Essen lieber weg.  © DPA

Pennsylvania - Sie können nichts dafür und doch leiden sie am meisten! Kinder, deren Eltern sich die Kosten für die Kantine nicht leisten können, werden an einigen US-Schulen vor allen vorgeführt. Eine Strafe, die oft tiefe seelische Wunden hinterlässt.

Einem Stern-Bericht zufolge, ist das sogenannte "Lunch-Shaming" eine gängige Praxis an Hunderten Schulen in Amerika.

Erst eine Kantinenangestellte auf Pennsylvania hat die diskriminierenden Maßnahmen an die Öffentlichkeit gebracht. Schon lange hatte sie mitangesehen, wie Kinder den Fußboden schrubben mussten, um ihre warme Mittagsmahlzeit zu bekommen, manche von ihnen bekamen einen Stempel auf den Arm, auf dem stand: "Ich schulde Essensgeld".

Als sie dann beobachtete, wie ein kleiner Junge sich sein Hühnchen holte und ihre Kollegin es dann einfach in den Müll schmiss, weil seine Eltern nicht bezahlt hatten, gab ihr den Rest.

"Seine Augen füllten sich mit Tränen und da dachte ich mir: das kann ich nicht machen, das ist lächerlich", erzählt sie. Stacy Kolitiska ist selbst dreifache Mutter - der Vorfall bewegte sie zur Kündigung.

Zusammen mit den Mitschülern essen. Für einige der Schüler unmöglich.
Zusammen mit den Mitschülern essen. Für einige der Schüler unmöglich.  © DPA

Sie könne nicht "für eine Einrichtung arbeiten, die wegen 2,05 Dollar (1,88 Euro) einem Kind das Essen verweigert und es demütigt". schrieb sie in ihre Kündigung.

Auch auf Facebook macht sie ihrem Ärger Luft. Besonders, weil sie nicht versteht, wie das ganze Essen lieber weggeworfen wird, als es denn Kindern, die es nicht leicht haben, umsonst zu geben.

"Es ist soweit gekommen, dass der Profit über den Menschen steht, doch in diesem Falle sind die Menschen unsere Kinder!", klagt sie an.

Die Zustände klingen wie aus einem Jugenddrama vor einigen Jahrzehnten. Und doch wurde das "Lunch-Shaming" erst in einem einzigen Bundesstaat verboten: Jennifer Ramo von der Organisation "Appleseed", die sich gegen Kinderarmut einsetzt, hatte dies angestoßen.

Vorgeführt werden, vor allen Mitschülern! Ungefähr das schlimmste für Kinder.
Vorgeführt werden, vor allen Mitschülern! Ungefähr das schlimmste für Kinder.  © 123RF

Die Schulverwaltungen würden davon ausgehen, dass die Eltern eher bezahlen, wenn ihren Kindern vor deren Mitschülern so etwas wiederfahre, mutmaßt Ramo.

"Das Essen wird tatsächlich weggeworfen, und die Kinder bekommen ein Käsebrot oder auch gar nichts".

In New Mexico wird es nun so gehandhabt, dass allein die Eltern in die Schuld gezogen werden, niemals mehr die Kinder. Die Regierungen von Texas und Kalifornien diskutieren gerade über ein neues Gesetz.

"Wie kann man erwarten, dass sich ein Kind acht Stunden in der Schule konzentriert, ohne etwas zu essen zu bekommen? Wir geben Gefangenen drei Mal am Tag zu essen, aber unsere Kinder bekommen nichts", schließt die ehemalige Kantinenmitarbeiterin Koltiska ab.

Sie hat nun auch die Eltern aufgefordert, sich bei den jeweiligen Bildungsministern ihres Bundesstaates zu beschweren. Sie hofft, das bald jedes Kind das Recht auf eine kostenlose warme Mahlzeit hat.