Hat Rapperin Schwesta Ewa Minderjährige zur Prostitution gezwungen?

Schwesta Ewa am 8.6.2017 im Gerichtssaal des Landgerichts Frankfurt am Main (links) und auf einem Facebook-Selfie (rechts).
Schwesta Ewa am 8.6.2017 im Gerichtssaal des Landgerichts Frankfurt am Main (links) und auf einem Facebook-Selfie (rechts).

Frankfurt am Main - Sie waren teilweise noch minderjährig! Laut Staatsanwaltschaft sind vier weibliche Fans Opfer der Rapperin Schwesta Ewa (32) geworden. Menschenhandel, Körperverletzung, Steuerhinterziehung und Zuhälterei werden der Sängerin vorgeworfen und seit Donnerstag vor dem Landgericht Frankfurt am Main verhandelt.

Zum Auftakt des Prozesses gab Schwesta Ewa zu, die Mädchen geschlagen zu haben. Alles Weitere sei in gegenseitigem Einverständnis zustande gekommen. So hätten sich die jungen Frauen freiwillig prostituiert, um in kurzer Zeit möglichst viel Geld für Luxusartikel zu erarbeiten.

Sie selbst sei ebenfalls bereits als 17-Jährige ins Rotlichtmilieu gekommen, "für mich war dies ein normaler Job". Auf den Gedanken, dass es den jungen Frauen nicht gut tun könnte, sich zu prostituieren, sei sie deshalb nicht gekommen: "Ich hab' ja selber jung angefangen."

Das sieht die Staatsanwaltschaft ganz anders. Schwesta Ewa wurde bereits am 16.11.2016 festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Laut Anklage habe die Rapperin die Mädchen von November 2015 bis September 2016 zur Prostitution gezwungen.

Dabei soll sie ihre Opfer ganz bewusst "durch psychischen Druck und wiederholte körperliche Misshandlungen gefügig" gemacht haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Ungeschminkt und sichtlich gealtert. Schwesta Ewa beim Prozessauftakt am 8.6.2017
Ungeschminkt und sichtlich gealtert. Schwesta Ewa beim Prozessauftakt am 8.6.2017  © DPA

Diesen Vorwurf bestritt die Rapperin nun energisch: Sie sei zwar öfters einmal "ausgerastet" und habe Ohrfeigen verteilt, wenn die Mädchen nicht ordnungsgemäß bekleidet gewesen seien oder Zeitvorgaben nicht eingehalten hätten. "Es gab aber kein Blut bei meinen Ausrastern", sagte die Angeklagte.

Vom Opfer zum Täter? Schwesta Ewa alias Ewa Malanda (bürgerlicher Name) hat laut eigener Aussage ihre Jugend als Martyrium, geprägt von Gewalt bezeichnet. 1984 in Polen geboren, zog sie mit ihrer Mutter als Kleinkind nach Kiel. Bereits als Jugendliche rutschte sie ins Rotlichtmilieu ab und kam mit der Droge Crack und anderen Betäubungsmitteln in Kontakt. Zehn Jahre arbeitete sie bereits als Prostituierte, bevor sie von dem Rapper Rapper Xatar entdeckt wurde.

Ihr Album "Kurwa" erreichte 2015 in Deutschland immerhin Platz 11 der Albumcharts. Ihre Vergangenheit hat sie nun scheinbar eingeholt und vom Opfer zur Täterin gemacht. Eine der vier jungen Frauen hatte im Herbst 2016 Strafanzeige erstattet. Sie behauptete unter anderem, erheblich misshandelt worden zu sein.

Anfang kommender Woche sollen alle vier Frauen als Zeuginnen aussagen. Das Gericht hat dann noch zwei weitere Verhandlungstermine bis zum 20. Juni angesetzt.