Sie kommen aus dem ganzen Land: Hier werden auch XXL-Leichen verbrannt

Rechts ein normaler Sarg, links ein besonders großer. Weil die in vielen anderen Krematorien nicht in den Ofen (kl.F.) passen, bringen Bestatter die XXL-Toten auch von weit weg hierher.
Rechts ein normaler Sarg, links ein besonders großer. Weil die in vielen anderen Krematorien nicht in den Ofen (kl.F.) passen, bringen Bestatter die XXL-Toten auch von weit weg hierher.  © Norbert Neumann

Meißen - Hier werden schwere Geschütze aufgefahren: Weil die Menschen immer dicker werden, nehmen auch die Särge immer öfter XXL-Ausmaße an. Dafür sind nur die wenigsten Krematorien gewappnet. In Meißen hat man sich aber schon frühzeitig darauf vorbereit.

"Bei uns können auch die ganz, ganz großen Fälle kommen", sagt Krematoriums-Chef Jörg Schaldach (54). "Da wir unsere Öfen und Filteranlagen selbst entwickelt haben, werden wir auch mit Sondermaßen fertig."

Heißt: Ist ein normaler Sarg rund 65 Zentimeter breit, können daraus bei einem Verstorbenen in Übergröße schon mal schnell bis zu 1,10 Meter werden. "Zu breit für die Anlagen vieler Kollegen", weiß Schaldach.

Deswegen kommen die Bestattungsinstitute aus ganz Deutschland nach Meißen, um Verstorbene mir Sondermaß verbrennen lassen zu können. "Von München bis Hamburg war schon alles dabei", so der Chef.

Oft würden Verstorbene mehr als 300 Kilo wiegen. Der bisher kräftigste brachte 461 Kilo auf die Waage. "Da müssen wir dann auch mit dem Kranwagen ran, um den Sarg aus dem Auto und zum Ofen zu heben", sagt Schaldach.

Dennoch, als "dick" möchte der Krematoriums-Chef seine Kunden nicht bezeichnen. "Sie werden schon zu Lebzeiten genug benachteiligt", meint er. Deshalb gibt's an seinem Ofen auch zwei Knöpfe. "Auf dem einen steht 'normale Leiche' auf dem anderen 'kuschelige Leiche'." Der Preis der Einäscherung für eine beleibtere Leiche ist übrigens derselbe, wie für eine "normale".

"Auch wenn es länger dauert", sagt Schaldach. "Normalerweise dauert so etwas eine Dreiviertelstunde, bei mehr Masse können es bis zu zwei Stunden werden."

In den eher technischen Bereich des Krematoriums kommen Trauernde selten rein.
In den eher technischen Bereich des Krematoriums kommen Trauernde selten rein.  © Norbert Neumann
Ein Hebekran hilft bei den schweren Fällen.
Ein Hebekran hilft bei den schweren Fällen.  © Norbert Neumann
So sieht das Meißener Krematorium von außen aus.
So sieht das Meißener Krematorium von außen aus.  © Norbert Neumann