Lotte - Stürmische Zeiten bei den Sportfreunden aus Lotte. Der im Sommer erst aus der Dritten Liga in die Regionalliga West abgestiegene Verein kämpft aktuell mit vielen Nebengeräuschen - und eines davon scheint existenzbedrohend zu sein.

Momentan steht man sportlich hinter seinen Erwartungen. Platz neun in der viertklassigen Regionalliga West. 13 Punkte hinter Tabellenführer Rödinghausen, ist der direkte Wiederaufstieg schon jetzt so gut wie ausgeschlossen.

Doch ein Platz im Tabellen-Niemandsland scheint wohl aktuell das geringste Problem zu sein, was man beim Klub um Trainer Ismail Atalan (39) hat.

Gegenüber dem "Reviersport" hat Co-Coach Joseph Laumann seine Sorgen kundgetan. "Wir haben Manfred Wilke bestimmt schon sechs oder sieben Wochen nicht gesehen. Ismail Atalan und unser Teammanager Tim Gorschlüter haben ihn mehrfach versucht zu erreichen, doch da kam nichts".

Wo ist Wilke?

Laumann führt fort: "Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Wir brauchen ihn aber schon, um einige Entscheidungen zu treffen" und nennt damit das Hauptproblem. Denn ohne Obmann Wilke ist man im Verein de facto nicht handlungsfähig.

Fußball mit professionellen Strukturen wäre ohne Wilke so gut wie nicht mehr stemmbar. Schon jetzt ist Lotte kein Verein wie jeder andere. Wo andere mit dem Flieger oder großen Bussen zu Auswärtsspielen anreisen, fährt man in Lotte mit mehreren Kleinbussen. In Lotte war immer alles etwas kleiner, dafür jedoch um so einfallsreicher.

Doch mit dem Abstieg geriet der Verein dann doch in Schieflage. So konnte man unter anderem erst verspätet in die Sommer-Vorbereitung starten. Der Grund: Zu wenige Spieler, die der Verein unter Vertrag hatte. Das Ergebnis zieht sich bis in den November.

Bereits im Sommer stand der Verein kurz vor der Insolvenz, weil man sich in den entscheidenden Gremien im Verein nicht nur nicht grün war, sondern die Streitereien regelrecht in tiefe Grabenkämpfe ausgeartet waren. Man raufte sich jedoch zusammen.

Doch sollte Manfred Wilke nicht bald wieder auftauchen, könnte es erneut eng werden. Ohne sein Geld, sind die finanziellen Belastungen in Lotte nicht mehr zu stemmen.

Trotz Abstiegs aus Liga drei sind die Spieler in Lotte Profis, leben ausschließlich vom Geld, welches sie mit dem Fußball verdienen.

Ein anderer NRW-Klub, Wattenscheid 09, hat erst kürzlich seine Tore verriegelt. Insolvenz. Der 21-Jährige Baboucarr Gaye war Torhüter bei den 09ern. Er trainiert aktuell in Lotte mit, würde gerne hier einen Kontrakt unterschreiben. Doch ohne Wilke, kein Vertrag.

Lotte benötigt Gaye eigentlich dringendst, da man verletzungsbedingt mit Jhonny Peitzemier aktuell nur einen spielfähigen Schlussmann hat.

"Manfred Wilke muss alles absegnen und seine Unterschrift unter den Vertrag setzen. Ohne ihn geht hier gar nichts", so Laumann fast schon verzweifelt.