Ich bekomme keinen Job mehr, weil ich jetzt eine Frau bin

Ob in Handwerkerkluft oder im Rock: Als Frau fühlt sich Antonia Kunze (58) wohl. 
Ob in Handwerkerkluft oder im Rock: Als Frau fühlt sich Antonia Kunze (58) wohl.   © Uwe Meinhold

Thum/chemnitz - Es ist ein Tabuthema: Thomas (58) will Antonia sein. Noch sehen viele in ihr den Mann - trotz Perücke, Hormonen, Make-up. 

Als Handwerker verdiente Thomas Geld. Antonia will das auch, aber: Keiner gibt ihr eine Chance!

„An meinen Fähigkeiten ändert sich nichts“, sagt Antonia. Sie kam als Thomas zur Welt, war 15 Jahre als Lüftungsinstallateur und Klempner selbstständig. Fing dann bei einer Firma an. „Es gab nie Probleme, mein Chef lobte meine Arbeit.“ 

Doch zum 30. März kam die Kündigung. Zuvor hatte sich Thomas Kunze geoutet, erschien als Frau zur Arbeit. „Offiziell hieß es, die Aufträge fehlten. Aber der Chef sagte, er könne mich nicht mehr mit Kollegen auf Montage schicken.“

Thomas ist Vergangenheit,als Antonia bewirbt sich Kunze bei verschiedenen Firmen.
Thomas ist Vergangenheit,als Antonia bewirbt sich Kunze bei verschiedenen Firmen.  © Uwe Meinhold

Seitdem sucht Kunze einen neuen Job. „Ich trete als Frau auf, bewerbe mich als Antonia.“ Auch steht nach einem Gutachten fest: Kunze darf körperlich eine Frau werden, unterzieht sich einer Geschlechtsumwandlung.

Als Kind merkte Antonia, dass sie im falschen Körper geboren war, konnte das aber nicht ausleben. Als Thomas heiratete Kunze, wurde dreifacher Vater. „Jetzt will ich mich nicht mehr verstecken.“ Auf jede Bewerbung, die Kunze schrieb, kam eine Absage. Auch Probe arbeiten war er. „Einen Job hatte ich sicher, da funkte ein Kunde dazwischen. Er wolle nicht, dass ich für ihn arbeite.“

Die Chemnitzer Gleichstellungsbeauftragte Pia Hamann (55) versteht die Firmen nicht: „Es ist furchtbar, dass diese Menschen diskriminiert werden. An der Qualität ihrer Arbeit ändert sich schließlich nichts.“ Bei der Handwerkskammer Chemnitz ist ein Fall wie der von Antonia Kunze nicht bekannt: „Wir können daher nichts dazu sagen.“

Kunze will nun in die Öffentlichkeit, um auch anderen mit seinem Beispiel zu helfen: „Das Handwerk ist eine Männerdomäne. Aber mittlerweile arbeiten so viele Frauen in diesen Berufen. Da muss das doch auch für mich möglich sein!“