Selbstversuch: Mein Liebes-Experiment bei Tinder

MOPO-Reporterin Anzhela Mamelkina (26) suchte per Smartphone-App „Tinder“ einen Partner. Sie erzählt, wie erfolgreich sie dabei war.
MOPO-Reporterin Anzhela Mamelkina (26) suchte per Smartphone-App „Tinder“ einen Partner. Sie erzählt, wie erfolgreich sie dabei war.

Dresden - Eigentlich bin ich als Single ganz glücklich. Eigentlich. Ich kann nach Hause kommen, wann ich will, bin niemandem Rechenschaft schuldig, kann tun und lassen, wonach mir der Sinn steht. Doch nach der Trennung einer langen Beziehung fehlt mir was. Ein Mann.

Auf Partys Partner kennenlernen klappt nicht. Im Alltag arbeite ich fast nur. Und im Supermarkt hat mich außer Meister Propper auch noch niemand angesprochen. Also probiere ich mal das Internet aus. Ich lade mir die App „Tinder“ auf mein Smartphone und lege los - ein Selbstversuch!

Das System arbeitet fix, Profilfotos holt es sich automatisch aus meinem Facebook-Account. Jetzt nur noch den örtlichen Umkreis und die Altersgruppe eingrenzen.

Und los geht’s mit dem Dating-Spiel.

Da war sie nun, die Qual der Wahl.
Da war sie nun, die Qual der Wahl.

Mir werden Profile von Männern in meiner Nähe angezeigt. Wische ich mit dem Finger nach links, bedeutet das „Nix für mich“ und es kommt ein neues Profil. Wische ich nach rechts, bedeutet das „Gefällt mir“. Tut dies der Mann bei meinem Profil dann auch, wird ein sogenanntes „Match“ erzeugt und beiden angezeigt. Erst dann kann man einander schreiben. Großer Vorteil: Mich können so nur Männer anschreiben, die mir auch gefallen.

Ich „wische“ los. Links, links, links. Stopp!
Das Profil gefällt mir. Ich wische nach rechts. Nichts passiert. Ich wische weiter. Hunderte Profile flutschen mir so durch die Finger, während ich in der Straßenbahn oder auf Toilette sitze. Plötzlich ein „Match“ - mein erstes! Ich bin gespannt ...

Er schreibt mich an. Nach ein paar ausgetauschten Nachrichten entscheiden wir uns für ein spontanes Treffen. Schon auf dem Weg dahin summt mein Telefon.

Noch mehr „Matches“ ...

Auf dem Profilbild noch nahe an Bradley Cooper, saß im Café auf dem Neumarkt dann Danny DeVito.
Auf dem Profilbild noch nahe an Bradley Cooper, saß im Café auf dem Neumarkt dann Danny DeVito.

Zum Glück, denke ich ein paar Stunden später. Denn der Typ war ein Flop. Auf dem Profilbild noch nahe an Bradley Cooper, saß in dem Café auf dem Neumarkt dann Danny DeVito. Das Profilfoto sei schon ein paar Jahre alt, sagte er. Muss in den 80ern gewesen sein, denke ich, während der Abend gefühlt so schnell vergeht wie „Wetten, dass...?“ mit Markus Lanz.

Ich lerne aus dem ersten Tinder-Date. Künftige Treffen vereinbare ich erst, wenn ich den Typen besser kennengelernt habe. Also chatte ich viel. Das ist nicht immer unterhaltsam. Zwischenzeitlich sogar anstrengend. Denn wie auch im wahren Leben begegne ich in der App Spinnern, Langweilern, Neurotikern, Perversen.

Einige werden ausfällig, nur weil ich nicht schnell genug zurückschreibe. Andere fragen, ob ich sie gern auspeitschen würde.

Doch viel Mühe wird belohnt.

Ein Wisch, und weg bist Du ...
Ein Wisch, und weg bist Du ...

Es gibt Lichtblicke. Lange, unterhaltsame Chats, bei denen ich ein Grinsen ins Gesicht bekomme. Dann wird es auch Zeit für ein Date. Diesmal vergeht der Abend wie im Flug. Wir sehen uns wieder. Später geht ein Date auch in die Verlängerung ...

Nach drei Monaten Tinder ziehe ich Bilanz: 1000 Profile, etwa 70 Matches, 10 Dates, 3 davon mit Verlängerung, manche bis heute. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, vielleicht sogar Freunde gewonnen.

Dafür musste ich mich durch das zehnfache an Freaks und Spinnern wühlen, was einem Nebenjob gleichkam. Single bin ich immer noch. Ich lösche Tinder. Unter knapp 1000 Profilen hab ich nicht mein Glück gefunden.

Für jedes einzelne nimmt man sich maximal drei Sekunden Zeit. Zurück im echten Leben verweile ich nun wieder länger mit Menschen.

Und nun entscheidet auch wieder mein Bauch, ob „hot“ oder „not“. Kein Fingerwisch.

5 heiße Tipps für Singles - so angelst Du Dir 'nen Date!

Mit diesen Tipps klappt's nicht nur mit dem Nachbarn ...
Mit diesen Tipps klappt's nicht nur mit dem Nachbarn ...
  • 1. Männer, zeigt Euch auf Fotos nur draußen in der freien Natur!
  • 2. Frauen, die ein Selfie als Profilbild haben, erhöhen den Erfolg.
  • 3. Ganzkörperfotos verdoppeln die Erfolgschancen: bei Männern und Frauen!
  • 4. Bei Profilbildern auf Photoshop verzichten. Je künstlicher ein Foto aussieht, desto geringer die Erfolgsquote.
  • 5. Posieren mit Haustieren reduziert den Erfolg erheblich.

Fotos: Eric Münch