Immer mehr Sachsen spenden ihren Körper
Dresden/Leipzig - "Mors gaudet succurrere vitae" - das heißt übersetzt "Der Tod freut sich, den Lebenden zu helfen" und steht auf der Inschrift einer Grabplatte auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof. Unter der Erde ruhen die, die sich nach ihrem Ableben der Forschung verschrieben haben.
Immer mehr Sachsen entscheiden sich, ihren Körper zu spenden. Ihre selbstlose Spende ermöglicht Medizinstudenten Einblicke in den menschlichen Körper. An den Leichen wird außerdem das spätere Handwerkszeug der angehenden Ärzte gelernt.
Gut 2000 potenzielle Spender stehen in Dresden derzeit in der Kartei. Jährlich schließen hier gut 60 Menschen einen Vertrag zur Körperspende ab. "Wir haben im Lager allerdings nur Platz für 55", erzählt Prof. Richard Funk, Direktor des Instituts für Anatomie an der Uniklinik Dresden. "Wenn es mehr als 55 Sterbefälle im Jahr gibt, dann kommen wir schon an unsere Grenzen", so Funk. Ähnlich ist es am Uniklinikum Leipzig. Dort schließen jährlich 221 Menschen einen Spendenvertrag ab - gebraucht werden pro Jahr 150 Körper.
Die Gründe sind vielfältig: "Es gibt viele Alleinstehende, die sich sorgen, was mit ihnen nach dem Tod passiert." Aber nicht jeder ist als Forschungsobjekt geeignet. "Wir nehmen nur Spender ab 60 Jahre. Ungeeignet sind Menschen mit infektiösen Krankheiten, die eines unnatürlichen Todes gestorben sind oder deren Körper zerstört ist", so Funk. Aus dem Raster fällt auch, wer zu massig ist. Das hat einen einfachen Grund: "Die Aufbewahrungsschubladen haben bestimmte Maße", sagt Funk.
Nach dem Tod wird der Leichnam erst einmal ein halbes Jahr konserviert und "haltbar" gemacht. Danach kann der Körper bis zu drei Jahre am Institut gelagert werden. Eine Vorstellung, die vor allem für die Angehörigen befremdlich scheint.
Während die spätere anonyme Bestattung in Dresden gebührenfrei ist, verpflichten sich die Körperspender in Leipzig, zu Lebzeiten 1000 Euro dafür zu zahlen. Im Präpariersaal der Uniklinik Dresden warten derzeit 18 Spender auf ihren Einsatz. Am Dienstag starten die Medizinstudenten dann den nächsten Präparationskurs...