Sie erstach ihren Stiefvater: Gericht könnte Urteil gegen 16-Jährige kippen

Bestatter holten das Opfer am 16. November 2015 in der Wohnung in Vlotho ab.
Bestatter holten das Opfer am 16. November 2015 in der Wohnung in Vlotho ab.  © Christian Mathiesen

Vlotho/Bielefeld - Es klingt unfassbar: Die Mutter schlief noch, als ihre Tochter ausholte und insgesamt fast 30 Mal zustach. Der Stiefvater des Mädchens kam durch die Messerattacke ums Leben.

Für den blutigen Angriff im Elternhaus in Vlotho (Nordrhein-Westfalen) ist eine 16-Jährige im Juli 2016 in Bielefeld zu neun Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Das Landgericht sprach sie des Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig.

Die Jugendliche hatte nach Überzeugung des Landgerichts zunächst ihre schlafende Mutter (40) mit einem Messer attackiert und schwer verletzt und dann ihren Stiefvater (59) getötet. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren gefordert, die Verteidigung auf Freispruch plädiert.

Die Verteidiger kritisierten damals, dass es noch offene Fragen an der Darstellung der Staatsanwaltschaft gebe. Auch das Gericht stellte am Ende des Prozesses fest, ein Tatmotiv lasse sich "nicht sicher" ermitteln. Möglicherweise kann der Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Urteil jetzt kippen.

Ein Formfehler ist dabei ausschlaggebend: Der Richter soll zwar der damals 16-Jährigen die Gelegenheit zu einem letzten Statement gegeben haben, nicht aber ihrem Onkel, der zu dem Zeitpunkt als Vormund gestellt war. Das berichtete das Westfalen-Blatt.

Doch auch der Anwalt der Mutter wollte mit einer Revision erreichen, dass die 16-Jährige wegen versuchten Mordes und nicht gefährlicher Körperverletzung angeklagt wird. Das würde es einfacher machen, die Tochter zu enterben.

Die Polizei sicherte die Spuren am Tatort.
Die Polizei sicherte die Spuren am Tatort.  © Christian Mathiesen

Titelfoto: Christian Mathiesen