Sie verwesen nicht: Immer mehr Wachsleichen auf Friedhöfen

Köln - Auf Kölns Friedhöfen sorgen Wachsleichen zunehmend für Probleme! Es handelt sich um Tote, die kaum verwesen. Für Totengräber, Angehörige und die Stadt Köln sind sie eine Herausforderung.

Grabplatten schränken den Sauerstoff-Austausch mit dem Grab ein. (Symbolbild)
Grabplatten schränken den Sauerstoff-Austausch mit dem Grab ein. (Symbolbild)  © 123RF

Weil die Böden auf manchen Friedhöfen sehr nass sind, verwesen die bestatteten Toten nur sehr langsam.

Eine Ursache: Kommt zu wenig Sauerstoff an die Leichname, können sich sogenannte Wachsleichen bilden.

Auf Anfrage der FDP-Fraktion teilte die Stadt Köln jetzt unter anderem mit, welche Friedhöfe betroffen sind: In Köln-Rodenkirchen haben Totengräber bereits Wachsleichen auf dem Südfriedhof und dem Friedhof Steinneuerhof entdeckt.

Laut Stadtverwaltung sorgen schwierige Bodenverhältnisse in Teilbereichen der Friedhöfe für die Wachsleichen. Erste Maßnahmen wurden ergriffen: Statt 25 Jahre sollen die Toten jetzt 30 Jahre auf diesen Friedhöfen ruhen.

In den betroffenen Teilflächen sollen vorerst keine Bestattungen mehr durchgeführt werden.

"Das Problem sind vor allem zu feuchte und lehmige Böden. Sie konservieren Leichen so, dass noch nach Jahren die Gesichtszüge zu erkennen sind" sagte der Bonner Biorechtsexperte Tade Spranger zuletzt bei einer Fachtagung zu dem Thema im vergangenen Winter in Bonn.

Das Problem der Wachsleichen ist vielschichtig. Für Hinterbliebene ist der Gedanke an Verstorbene ohnehin eine Belastung. Totengräber müssen ebenfalls mit den erschreckenden Bildern beim Grabaushub umgehen können.

Die Stadt Köln berät auf ihren Webseiten umfassend zu Sterbefällen und gibt Orientierungshilfen im Umgang mit Todesfällen.

Die Infos reichen dabei von Urnengrabstätten bis hin zu Öffnungszeiten der Friedhöfe und der jeweiligen Ansprechpartner.

Bundesweit Problem auf Friedhöfen

Auch bundesweit sind Wachsleichen ein Problem: Laut DPA-Informationen berichteten Brancheninsider anonym von rabiaten Methoden.

Manche Baggerfahrer würden vor dem Zuschaufeln eines frischen Grabes mit der Schaufel den Sarg zertrümmern, um Mikroorganismen für die Verwesung den Zugang zu erleichtern.

Beim Fund von Wachsleichen nach Ablauf der Ruhefrist ließen manche Friedhöfe sie pietätvoll einäschern - während andere sie einfach entsorgten.

Titelfoto: 123RF