Warum ist Krebs so heimtückisch?

Sachsen - Sie sind nicht ansteckend, sie kommen schleichend, verstecken sich oft viele Jahre im Körper. Doch wenn sie ausbrechen, können ihre Folgen ein Leben für immer verändern - die großen Volkskrankheiten. In dieser Serie erklärt MOPO24 die gefährlichsten unserer Zeit.

Aber auch, wie geholfen werden kann, was wir durch eine ausgewogene Lebensweise oder Vorsorge selbst dafür tun können, ein langes und gesundes Leben zu führen.

Prof. Dr. Andreas Werner (62) ist Chefarzt der Frauenklinik am Diakonissenkrankenhaus und stellvertretender Leiter des Regionalen Brustzentrums.
Prof. Dr. Andreas Werner (62) ist Chefarzt der Frauenklinik am Diakonissenkrankenhaus und stellvertretender Leiter des Regionalen Brustzentrums.

Teil 5: Krebs

Es ist dieses eine Wort, das uns das Blut in den Adern gefrieren lässt. Das Wort, das für Tod steht wie kein zweites - Krebs.

Auch wenn in unserem Land - wie in allen Industriestaaten - weit mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben, bleibt Krebs die unheimlichste, die heimtückischste Krankheit.

Weil sie häufig keinen schnellen Tod bringt wie ein Herzinfarkt, sondern z. T. mit langem Siechtum und Schmerzen einhergeht.

Die Schmerzen kann man allerdings immer besser behandeln. Laut Statistik der Robert-Bosch-Stiftung erkranken jedes Jahr rund 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, rund 224.000 sterben jährlich daran.

Allein in Sachsen erkrankten 2014 rund 29.000 Menschen, laut Regionalem Klinischen Krebsregister ca. 3000 in Dresden, davon 1600 Männer und 1400 Frauen.

Ein OP-Team führt eine Spiegelung mit Probenentnahme im Bereich des Rippenfells durch.
Ein OP-Team führt eine Spiegelung mit Probenentnahme im Bereich des Rippenfells durch.

„Während die Zahl der Krebserkrankungen in Deutschland aufgrund der Zunahme des Anteils älterer Menschen in den letzten Jahren um 15 Prozent zugenommen hat, konnte ein Rückgang der Sterberaten um 17 Prozent bei den Männern und etwa 11 Prozent bei den Frauen beobachtet werden“, sagt Prof. Dr. Andreas Werner (62), Chefarzt der Frauenklinik am Diakonissenkrankenhaus und stellvertretender Leiter des Regionalen Brustzentrums.

Die häufigsten Krebsarten mit Todesfolge sind bei Männern Erkrankungen der Prostata, Lunge und des Darms. Bei Frauen sind es Erkrankungen der Brust, dann folgen Darm und Lunge.

Ob sich ein Mensch vor Krebs wirklich schützen kann, lässt sich schwer sagen. Doch die Mediziner wissen: Es gibt Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen - Rauchen, Übergewicht, fettige und einseitige Ernährung, Kontakt mit Chemikalien oder zu viel Alkohol.

Und sie wissen: Ausreichender Sonnenschutz kann beispielsweise helfen, Hautkrebs vorzubeugen. Und schon junge Mädchen können sich gegen humane Papillomaviren impfen lassen und damit ihr Risiko für Gebärmutterhalskrebs drastisch senken.

Außerdem ist die Palliativmedizin im Vormarsch und hilft, die Symptome des Sterbens zu lindern.

Es gibt mittlerweile viele kleine Einzelerfolge im Kampf gegen die heimtückische Krankheit. Der ganz große Durchbruch wurde noch nicht erreicht. Hoffen wir, dass er bald gelingt.

Hilfe durch die Super-Kanone

Aus diesem Gerät schießen die Protonenstrahlen millimetergenau auf den Tumor im Körper des Patienten.
Aus diesem Gerät schießen die Protonenstrahlen millimetergenau auf den Tumor im Körper des Patienten.

Hinter einer meterdicken Betonschale steckt ein 210 Tonnen schwerer Elektromagnet mit einem Durchmesser von vier Metern. Mit 180.000 Kilometern pro Sekunde (60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit) schießen die Protonen heraus - so sieht im Universitätsklinikum Dresden die neue Superwaffe gegen Krebs aus.

In einer großen, 360 Grad drehbaren Stahlkonstruktion trifft der Protonenstrahl millimetergenau auf den Tumor im Körper des Patienten.

Im Gegensatz zu Therapien mit Röntgenstrahlen wird bei der Protonentherapie das umgebende, gesunde Gewebe weit gehend geschont. Zunächst werden vor allem Tumore im Hirn, an der Schädelbasis, am hinteren Bauchraum und am Becken sowie bei Kindern und in vorbestrahltem Gewebe behandelt.

Eine Behandlung kostet rund 26.000 Euro. Die AOK PLUS, erster und künftig wichtigster Partner auf der Seite der Kostenträger, übernimmt für ihre Versicherten die Kosten.

Für Interessierte hat die Uniklinik eine Hotline ein gerichtet: 0351/45 81 56 93 (montags bis freitags von 9 bis 11 sowie von 13 bis 15 Uhr). Nur noch Heidelberg und Essen verfügen in Deutschland über ein derartiges Protonen-Zentrum.

Lungenkrebs. Warum er immer mehr Frauen trifft

Immer mehr Frauen erkranken an Lungenkrebs. Hauptursache: Rauchen.
Immer mehr Frauen erkranken an Lungenkrebs. Hauptursache: Rauchen.

Es ist eine beunruhigende Entwicklung, doch die nüchternen Zahlen des Statistischen Bundesamts sprechen eine klare Sprache: „Den stärksten Anstieg krebsbedingter Sterbefälle von Frauen gab es in den letzten 30 Jahren mit 180 Prozent bei Lungen- und Bronchialkrebs - von 5491 auf 15.370.“

Professor Dr. Stefan Hammerschmidt (48), Leiter des Lungenkrebszentrums am Klinikum Chemnitz, verfolgt Entwicklungen in diesem Bereich seit Jahren. Er ist sicher: „Noch 2015 werden mehr Frauen an Lungenkarzinom als an Brustkrebs sterben. Das gilt in Chemnitz wie in ganz Europa.“

Bei Männern ist Lungenkrebs schon lange Todesursache Nummer 1 bei Tumoren. Aber warum trifft es jetzt immer mehr Frauen? „Alarmiert durch die Statistiken, gibt es bei Männern seit etwa 20 Jahren weniger Raucher.

Bei Frauen jedoch ist die Tendenz umgekehrt“, erklärt der Pneumologe. „Und Tabakkonsumenten sind die Hauptrisikogruppe. Auch Passivraucher sind gefährdet.“

Jährlich werden im Klinikum Chemnitz 300 bis 400 neue Lungenkrebsfälle diagnostiziert. Besonders heimtückisch: Es gibt keine Frühsymptome. Chronischer oder Bluthusten sowie allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Nachtschweiß oder unklarer Gewichtsverlust sollten zum Arzt führen.

Wenn Lungenkrebs einmal vorliegt, ist wichtig, ob es schon Metastasen gibt. „Wenn das so ist, kann nur noch eine Chemotherapie helfen.

Hat der Krebs noch nicht metastasiert, kann der Betroffene gegebenenfalls operiert oder bestrahlt werden“, erklärt der Experte vom Klinikum Chemnitz. Wie gefährlich diese Erkrankung ist, beweist dies: Von allen Patienten (mit oder ohne Metastase) überleben nur 17 Prozent die nächsten fünf Jahre.

Ab zur Früherkennung!

Mit Hilfe eines schlauchartigen Instruments - dem Endoskop - wird eine Darmspiegelung durchgeführt.
Mit Hilfe eines schlauchartigen Instruments - dem Endoskop - wird eine Darmspiegelung durchgeführt.

Wenn Krebs in einem frühen Stadium erkannt wird, ist meist eine schonendere und erfolgreichere Behandlung möglich als in fortgeschrittenen Stadien. Deshalb sind regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen sehr wichtig.

Die AOK PLUS bietet ihren Versicherten in diesem Bereich zahlreiche Programme an. „Bereits ab 14 Jahren haben AOK-PLUS-Versicherte Anspruch auf einen kostenfreien Haut-Check, der alle zwei Jahre gemacht werden kann“, sagt Dr. Katrin Woldag (51), Beratungsärztin der Gesundheitskasse.

„Ab 20 können Frauen einmal jährlich die Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs in Anspruch nehmen.“ Per Abstrich können Zellveränderungen am Gebärmutterhals festgestellt werden.

„Ab dem 30. Lebensjahr tastet der Frauenarzt bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung zusätzlich Brust und Lymphknoten ab“, so die Expertin. Männer ab 45 sollten einmal jährlich zur Prostatakrebs-Früherkennung.

Dr. Katrin Woldag (51) ist Beratungsärztin der AOK PLUS.
Dr. Katrin Woldag (51) ist Beratungsärztin der AOK PLUS.

Bei der Untersuchung tastet der Urologe die äußeren Geschlechtsorgane, Lymphknoten und Prostata ab. „Ab 50 gibt es die Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs“, so Dr. Woldag. Versicherte können, bis sie 54 sind, einmal jährlich beim Hausarzt eine Stuhlprobe auf verborgenes Blut untersuchen lassen.

„Ab 55 können sie dann eine erste Darmspiegelung durchführen lassen“, so die AOK-Expertin. Frauen über 50 haben bis zur Vollendung des 70. Lebensjahrs alle zwei Jahre Anspruch auf Teilnahme am Mammograhie-Screening.

In einer zertifizierten medizinischen Einrichtung werden dabei beide Brüste geröntgt und die Ergebnisse von zwei unabhängigen Untersuchern beurteilt. Zum Untersuchungstermin werden die Frauen schriftlich eingeladen.

Fotos: PR/Maik Börner/imago stock[&]people/Matthias Rietschel/Michael H. Ebner