Deshalb sterben in Chemnitz so viele Bäume
Von Doreen Grasselt
Chemnitz - Baumsterben an der Johanniskirche: Mindestens jede zweite der acht Blaufichten auf der Wiese an der Bahnhofs-/Ecke Zschopauer Straße wird im Herbst gefällt werden müssen. Grund: Die Bäume sind von einem gefährlichen Schädling befallen.
Die Sitka-Fichtenlaus hat sich wegen des milden Winters stark vermehrt. „Es sind so gut wie alle Blau- und Stechfichten in ganz Chemnitz betroffen“, sagt Stadtsprecher Thomas Liebert (39). Nicht jeder Baum sei jedoch vom Absterben bedroht.
Die Sitka-Fichtenlaus hat auffällige rote Augen und hält sich gern in lichtgeschützten Bereichen auf. Dort saugt der stecknadelkopfgroße Schädling den Saft aus den Nadeln.
Sein giftiger Speichel lässt den Baum langsam von unten nach oben und von innen nach außen absterben. „In den 60er-Jahren war die Blaufichte mal eine Modeerscheinung in den Vorgärten - so wurde auch die Fichtenlaus eingeschleppt“, weiß Sergej Sanwald (67) vom Naturschutzbund BUND.
Ob ein Baum befallen ist, wird durch die sogenannte Klopfprobe festgestellt. Klopft man auf einen der Zweige und hält ein Stück Papier darunter, lassen sich die Schädlinge leicht zählen.
Ab fünf Tieren empfiehlt der Experte eine gezielte Bekämpfung mit Kaliseifenlauge oder mit Rapsöl.
Doch für die Blaufichten an der Johanniskirche kommt jede Hilfe zu spät. „Die Stadt sollte die abgestorbenen Bäume im Herbst fällen und dafür Laubbäume pflanzen“, rät der Experte.
Die Chemnitzer Wälder sind zum Glück nicht betroffen, sagt Revierförster Ullrich Göthel (46): „Dort gibt es keinen Blaufichtenbestand.“
Foto: Sven Gleisberg